Wirtschaft

Die meisten Messebesucher interessierten sich für Sicherheit im Internet. (Foto: Wraneschitz)

29.10.2010

„Das Web 2.0 ist der eigentliche Feind“

Bedrohungen aus dem Internet standen im Mittelpunkt der IT-Sicherheitsmesse in Nürnberg

Bei der IT-Sicherheitsmesse it-sa gab es zwar auch Aussteller für Brandschutztechnik im Rechenzentrum. Doch die meisten der 7100 Fachbesucher im Nürnberger Messezentrum wollten sich eher über etwas anderes informieren: Die Frage, wie man sich vor Bedrohungen aus dem Internet schützen kann, stand im Mittelpunkt. „Schnell, wenig Rechnerressourcen und hohe Erkennungsrate“, so müsse eine Anti-Virensoftware arbeiten. Genau diese Merkmale beanspruchen die Berater des in Tettnang im Allgäu ansässigen deutschen Anbieters Avira für sich. Doch die gleichen Argumente sind auch an vielen anderen Ständen der it-sa zu hören. Ob Kaspersky, Sophos, Symantec, McAfee und wie sie alle heißen: „Wir sind schnell und sicher“, lautet der einvernehmliche Werbespruch der wenigen Großen im Antivirengeschäft – aber auch der vielen Kleinen.
Das Geschäft läuft wohl für alle gut: Auf 70 Prozent mehr Ausstellungsfläche als 2009 protzen die Firmen, während die Zahl der Aussteller in Nürnberg lediglich um 20 Prozent gewachsen ist. Wobei auch diese Steigerung auf 304 gegenüber 257 im Vorjahr sicher beachtlich ist.
Doch wie erkennen für IT-Sicherheit Zuständige bei der Austauschbarkeit der Werbesprüche, welche Datenangriffsabwehr genau für ihr Unternehmen passt? Dass es ein Unterschied ist, ob die Antivirensoftware das Ein-Mensch-Büro oder den multinationalen Konzern schützen soll, erkennen die meisten Hersteller sogar uneingeschränkt an.
Fragt man sie jedoch nach Bedienbarkeit durch Nicht-IT-Fachleute, dann fangen die irritierten Blicke der Standbetreuer schon an. Und wenn beim Begriff „Konsole“ der reine Bürorechnernutzer abschaltet, wenden sich die Cybergefahrabwehrfachleute sichtlich beleidigt ab.
Es herrscht oft Sprachverwirrung in der Welt der Daten. Dem will dsin.de abhelfen, der Verein „Deutschland sicher im Netz e. V.“ Unter der Schirmherrschaft des Bundesinnenministers arbeiten hier zahlreiche Organisationen wie die DATEV mit Firmen vom IT-Verband Bitkom zusammen. Sie versprechen als „aktiven Beitrag für mehr IT-Sicherheit“ unter anderem „konkrete Unterstützung bei den Schutzmaßnahmen.“
Unter www.sicher-im-netz.de „können Kinder, Eltern und Verbraucher, aber auch mittelständische Unternehmen leicht verständliche Informationen, praxisrelevante Checklisten und konkrete Empfehlungen für ihre Sicherheit im Netz bekommen“, heißt es von dem gemeinnützigen Verein.
Diese Hilfe tut auch not. Denn die meisten Internetnutzer fürchten sich immer noch vor Viren, die per elektronischer Post auf ihren Computer kommen. Doch das sei längst überholt, heißt es von Sophos: „Das Web 2.0 ist der eigentliche Feind.“ Auf diesen „Sozialen Medien“ von Twitter bis Schüler-VZ werden Kontakte mit oft unbekannten „Freunden“ gepflegt.
Das bestätigt auch der Berufsverband der Datenschutzbeauftragten Deutschlands BvD. Thomas Floß nennt ein Beispiel: „Leichtsinn erlaubte einem Hacker den Blick ins Klassenzimmer.“ Inzwischen hat der BvD das bundesweite Projekt „Datenschutz geht zur Schule“ begonnen. Dafür werden Sponsoren aus der Wirtschaft dringend gesucht.
Gerald Höfer vom Virenschützer ESET, „dem absoluten Marktführer bei Geschwindigkeit und geringem Ressourcenverbrauch“, weist auf eine weitere verkannte Gefahr hin: „Java-Skript- oder Flash-Löcher in Werbebannern“ seien heute Ziel von Hackern, die dort Schad- oder Spionagesoftware hineinpflanzen. So sei kürzlich ein Werbebanner von FTD-online.de infiziert gewesen. Der Onlineauftritt der Wirtschaftszeitung wird von Managern gerne besucht. Solche Gefahren müsse ein Schutzprogramm erkennen. Und die Produkte von ESET würden das selbstverständlich bestens tun, so Höfer, „pro-aktiv, sogar bei noch nicht erkannten Viren.“
Dazu verweist der ESET-Mann auf neutrale Bewertungen der Passmark-Vergleichsanalyse, der „AV-Comparitives Awards“ und der „Virus-Bulletin VB 100 Awards“. Über zwölf Jahre wird Virensoftware miteinander verglichen, ESET stehe überall ganz vorne dran, sowohl bei erkannten Viren, als auch bei den wenigsten Falscherkennungen. Aber allzu groß kann der Unterschied nicht sein, wenn selbst Höfer zugibt: „Von den Top Ten ist alles einsetzbar.“
Beruhigend also für IT-Manager, die ihr Unternehmen beispielsweise mit Software von Avira schützen, ebenfalls vielfach neutral als „gut“ bewertet. Dieser bayerische Hersteller bekämpft zwar Viren aggressiv, ist der gemeinnützigen Auerbach-Stiftung mit Sitz in Nürnberg jedoch wohlgesonnen.
Avira spendet jährlich bis zu vier Millionen Euro seiner Gewinne an die Einrichtung, die sich vor allem ebenfalls für Schutz und Sicherheit einsetzt – aber der von Kindern und Frauen vor Gewalt, und der von Arbeitslosen vor menschenunwürdigem Leben.
(Heinz Wraneschitz)

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