Wirtschaft

Westböhmen ist für Unternehmen aus dem Freistaat ein interessanter Absatz- und Kooperationsraum. (Foto: dpa)

03.09.2014

Deutsche Firmen in der Region Pilsen

Aktuelles aus dem IHK-Regionalbüro Pilsen der IHK Regensburg

Kommunalwahlen in Tschechien Am 10. und 11. Oktober stehen in Tschechien wieder Wahlen an. Diesmal werden über 62.000 kommunale Vertreter gewählt. Dazu kommen in einigen Wahlkreisen noch die Senatorenwahlen. Welche Kandidaten schicken die Parteien in der Region Pilsen ins Rennen? Die Partei „ANO“ sucht vor der Kommunalwahl in Pilsen Unterstützung beim Chef der Bezirkswirtschaftskammer Plzeňsko, Miloslav Zeman. Der wägt derzeit ab, ob er sich von ANO als Parteiloser auf Kandidatenliste schreiben lässt. Als Unternehmer (Inhaber der Inel Holding) will Zeman zeigen, dass die Wirtschaft in der Region nicht nur kritisiert, sondern auch mitspricht. Auf Listenplatz eins der bürgerlichen Demokraten (ODS) in Pilsen wird wieder Oberbürgermeister Martin Baxa stehen. An der Spitze der Sozialdemokraten (ČSSD) steht der stellv. Oberbürgermeister der Stadt Pilsen, Martin Zrzavecký. Auch kleinere Parteien nehmen an der Kommunalwahl teil. Vier davon haben sich unter dem Namen „Gemeinsam für Pilsen“ (Společně za Plzeň) zusammengeschlossen und erhoffen sich im Bündnis mehr Stimmen. Die Gruppierung verbindet die Grünen (Strana zelených), die tschechische Piratenpartei (Česká pirátská strana), die „Pilsener Allianz“ (Plzeňská aliance) und die Bewegung „Veränderung“ (Změna). Zeit großer Investitionen vorbei? Die „Goldenen Zeiten“ großer Auslandsinvestitionen in Tschechien sind wohl vorbei. Am 1. Juli 2014 stellte die EU neue Regeln für Investitionsanreize auf. Tschechien ist darin das einzige jüngere EU-Mitglied, in dem die Maximalhöhe für Investitionsanreize flächendeckend reduziert wurde. Denn das BIP in den Förderregionen des Landes ist höher als 60 Prozent des EU-Durchschnitts. Jan Amos Havelka, Berater des Industrie- und Handelsministers, beklagte bereits einen Wettbewerbsnachteil Tschechiens gegenüber anderen EU-Ländern. Das Interesse ausländischer Firmen für Tschechien sinke bereits. Die neuen Regeln reduzieren die Maximalhöhe öffentlicher Förderungen in Form von Investitionsanreizen für große Unternehmen von 40 auf 25 Prozent. Dabei stellen gerade große Firmen 95 Prozent der Antragsteller. Auch mittelständische Unternehmen bekommen nun geringere Investitionsanreize – anstatt 50 nur noch 35 Prozent. Kleine Firmen erhalten nur noch 45 anstelle von 60 Prozent. Die EU-Kommission will auch die Gesamtsumme für staatliche Fördermittel reduzieren. Für die Tschechische Republik würde es sich um 100 Millionen Euro im Jahr handeln. Das tschechische Industrieministerium arbeitet bereits an einer Novelle, die anderweitig Anreize schaffen soll. Für Investoren in Industriezonen könnte beispielsweise für zehn Jahre die Pflicht zur Grunderwerbssteuer wegfallen. Technologiezentren könnten eine Ermäßigung bei der Sozial- und Krankenversicherung für ihre Mitarbeiter bekommen, heißt es. Deutsche Firmen in der Region Pilsen Die Auftragslage bei den deutschen Investoren in der Region Pilsen ist gut. Deshalb erweitern die Firmen ihre Produktion und stellen neue Mitarbeiter ein. Eine Belebung des Marktes melden vor allem Unternehmen entlang der Autobahn D5, aber auch kleinere Industriezonen, etwa um Tachov oder Rokycany, spüren Aufwind. Eine neue Produktionshalle baut zum Beispiel die Firma Suspa in Bor u Tachova. Weitere 50 neue Mitarbeiter sollen Anfang nächsten Jahres eingestellt werden, so die Assistentin der Geschäftsführung, Kamila Kriegelová und fügt hinzu: „Es wäre gut, wenn Leute zu uns kommen, die wenigstens ein paar Brocken Deutsch könnten.“ Der Bürgermeister der Stadt Bor u Tachova, Petr Myslivec, begrüßt die neuen Arbeitsplätze. Da die Arbeitslosenquote in der Region höher ist, als der Regionaldurschnitt, weiß man die Industriezonen zu schätzen. Weitere deutsche Unternehmen werden in Tschechien neue Produktionsstätten bauen, zum Beispiel die Automotive-Firmen Eissmann und Scherdel mit Sitz in der Industriezone Vysočany bei Tachov. Kleinere Standorte wie Rokycany oder Bor u Tachova haben einen entscheidenden Standortvorteil: Das Lohnniveau ist um einiges niedriger als in der Metropole Pilsen. Pilsen 2015: Kulturfabrik als „Kunst am Bau“? Sie sollte eigentlich das Schlüsselprojekt für die Kulturhauptstadt Europas Pilsen 2015 werden: die Kulturfabrik Světovar, die ehemalige Brauerei „Weltbräu“. Doch wird sie wohl als „Kunst am Bau“ das Kulturhauptstadtjahr begleiten. Das ehemalige Militärgelände im Stadtsüden soll zum großen Kulturzentrum umgebaut werden. Ebenfalls das Stadtarchiv soll dort Räumlichkeiten beziehen. Mehrere Komplikationen brachten das Projekt Světovar jedoch in Verzug. Jetzt stehen EU-Fördermittel in Höhe von 100 Millionen Kronen auf dem Spiel, wenn nämlich die Frist für den Bauabschluss zum 30. Juni 2015 nicht eingehalten wird. Der stellv. Hauptmann der Region Pilsen, Ivo Grüner, zeigt sich kritisch, ob „Světovar“ überhaupt das Licht der Welt erblickt. Oberbürgermeister Martin Baxa will das Projekt in jedem Fall realisieren und notfalls eine Fristverlängerung bei der EU durchsetzen. Brüssel indes blickt jetzt schon mit strengem Blick nach Pilsen. Iron Curtain Trail eröffnet Der europäische Fernradweg entlang des ehemaligen Eisernen Vorhangs, an dessen Ausbau sich alle 16 europäischen Länder beteiligen, die an dieser Grenze lagen, ist jetzt um den deutsch-tschechischen Abschnitt gewachsen. Der Abschnitt führt von der Stadt Aš (Asch) bis zum Zusammenlauf der Flüsse Dyje (Thaya) und Morava (March) – das Profil der Strecke ist durchaus anspruchsvoll. Radfahrer fahren immer einen Teil auf der tschechischen und einen Teil auf der deutschen Seite der Grenze und können so beide Länder kennenlernen. Dabei wartet teils völlig unberührte Natur auf sie. Tschechien: Von Europa und Russland abhängig Nach der Krise im Jahr 2009, während der Tschechiens BIP um 4,1 Prozent sank, sowie der Rezession, in der sich Tschechien seit Ende 2011 bis Anfang letzten Jahres befand, erlebt die tschechische Wirtschaft wieder einen Aufschwung… wäre da nicht die Krise um Russland und die Ukraine. Das zwischenjährliche Wachstum Tschechiens erreichte im ersten Halbjahr 2014 2,6 Prozent. Das Inflationsniveau bleibt niedrig. Tschechische Volkswirte sehen die Lage positiv. Nicht mehr nur der Export, sondern auch die Nachfrage aus dem Inland spielt derzeit eine große Rolle in Tschechiens Wirtschaft. Das Wachstum wird indes von außen bedroht. Die Entwicklung der Wirtschaft in anderen europäischen Ländern sieht nicht so rosig aus. Beide, die Wirtschaft Italiens und Deutschlands, sind im zweiten Quartal geschrumpft, Frankreich stagniert und das mäßige Wachstum von Spanien und den Niederlanden wird nicht alles retten. Nachdem Russland ein Importverbot für westliche Lebensmittel verhängt hat, sank der Export deutscher Unternehmen nach Russland um 15 Prozent. Das könnte auch an Tschechien nicht unbemerkt vorübergehen, weil Deutschland Schlüsselmarkt ist. Von allen europäischen Ländern ist Tschechien von der Nachfrage aus Deutschland am meisten abhängig. Positiv für die tschechische Wirtschaft ist die Wiederbelebung der weiterverarbeitenden Industrie. Vor allem die Fahrzeugproduktion prosperiert. Die seit Jahren schwache tschechische Krone fördert den Export und die Prognosen über das Wirtschaftswachstum Tschechiens liegen dieses Jahr bei 3 Prozent. All das kann jedoch durch eine ungünstige Entwicklung in Deutschland und in der Eurozone nochmal stark durchgewirbelt werden. (BSZ)

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche

Ist das geplante Demokratiefördergesetz sinnvoll?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2023

Nächster Erscheinungstermin:
29. November 2024

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 24.11.2023 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.