Wirtschaft

LfA-Vorstandschef Otto Beierl will kleinen und mittleren Unternehmen sowie Start-ups helfen. (Foto: LfA)

03.07.2015

„Die Kreditnachfrage ist verhalten“

LfA Vorstandschef Otto Beierl über Förderkredite für Unternehmen, Finanzierungsschwierigkeiten bei Unternehmensgründern und Möglichkeiten für Kommunen

Die LfA Förderbank Bayern ist für viele Unternehmen und Kommunen im Freistaat ein wichtiger Finanzierungspartner. Erst vor Kurzem erhielt das Spezialkreditinstitut von der Ratingagentur Moody’s eine hervorragende Bewertung. Über die Aufgaben der Bank sprachen wir mit Vorstandschef Otto Beierl. BSZ: Herr Beierl, was bedeutet dieses hervorragende Rating für die LfA?
Beierl: Die bestmögliche Bewertung mit Aaa stable Outlook ermöglicht es unserer Bank, sich sehr günstig zu refinanzieren. Das heißt, wir bekommen zu äußerst günstigen Konditionen Geld am Kapitalmarkt. Diesen Zinsvorteil können wir dann in Form äußerst zinsgünstiger Kredite an unsere Kunden weiterreichen.

BSZ: Wie sieht es denn in der aktuellen Niedrigzinsphase aus. Brauchen die Unternehmen da die LfA überhaupt noch?
Beierl: Eine Förderbank ist in schlechten wie in guten Zeiten gefragt. Auch wenn derzeit die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen gut sind, bestehen grundsätzliche Nachteile für Unternehmensgründer sowie für kleine und mittelständische Unternehmen. Sie können sich nicht wie Großunternehmen am Kapitalmarkt finanzieren. Diese Nachteile bei der Finanzierung von Investitionen können die Firmen mit Hilfe unserer Förderkredite ausgleichen und sich die niedrigen Zinsen für lange Laufzeiten und Zinsbindungen sichern.

BSZ: Diese Firmen sind also auf klassische Bankkredite angewiesen.
Beierl: Ja. Kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland finanzieren ihre Investitionen überwiegend aus Eigenmitteln oder über Bankkredite. Wenn sie entsprechende Sicherheiten und ein gutes Geschäftsmodell haben, ist das derzeit in der Regel kein Problem.

BSZ: Zu welch günstigen Zinssätzen können sich die Unternehmen bei der LfA finanzieren?
Beierl: Wenn die Bonität beziehungsweise die Sicherheiten stimmen, liegen die Zinssätze zwischen 1,25 und 1,65 Prozent bei einer Laufzeit von 20 Jahren (Stand 23. Juni 2015).

BSZ: Da müssten Ihnen die Unternehmen ja die Türen einrennen.
Beierl: Das stimmt, dennoch haben wir zur Zeit eine etwas verhaltene Kreditnachfrage.

BSZ: Warum?
BEIERL Das liegt vor allem daran, dass die Unternehmen in den Jahren nach der Wirtschaftskrise 2008/2009 sehr viele Investitionen nachgeholt haben und die Investitionsdynamik nun stagniert. Hinzu kommen geopolitische Unwägbarkeiten und Unsicherheiten im Euroraum. Aber es wird dennoch investiert, aufgrund der guten Liquiditätssituation vieler Unternehmen häufig mit Eigenmitteln.

BSZ: In was?
Beierl: Wir finanzieren vor allem Investitionen in Gründung, Wachstum und immer mehr in Energieeffizienzprojekte, denn viele Unternehmer sind der Meinung, dass Energie perspektivisch immer teurer wird.

BSZ:
Welche Investitionsschwerpunkte gibt es noch?
Beierl: Die Digitalisierung ist für die gesamte Wirtschaft ein wichtiges Zukunftsthema. Hier sind wir auch selbst aktiv, um unsere internen Prozesse zu optimieren und zu verschlanken. Auf diese Weise wollen wir noch schneller werden und Kosten senken. Je geringer unsere Verwaltungskosten, umso mehr Fördervorteile kommen beim Kunden an.

BSZ: Und die Unternehmer fragen für Digitalisierungsprojekte jetzt kräftig Kredite bei Ihnen nach?
Beierl: Gerade im kleineren Mittelstand müssen wir die Notwendigkeit der Digitalisierung noch etwas deutlicher machen. Hier begleiten wir die Initiativen der Staatsregierung sowie der Verbände und Kammern. Den Unternehmern muss klar werden, dass die zunehmende Verzahnung von Prozessen nur digital funktioniert. Dadurch verschaffen sie sich Wettbewerbs- und Kostenvorteile. Das ist bei uns in der Beratung der Unternehmen ein ganz großes Thema.

BSZ: Stichwort Mittelstand – Wie werden sich die neuen Vorschriften zu Basel III auf den Mittelstand auswirken?
Beierl: Die von Basel III geforderte höhere Eigenkapitalunterlegung für ausgereichte Kredite engt den Spielraum der Banken bei der Kreditvergabe tendenziell ein. Dennoch ist davon auszugehen, dass eine ausreichende Kreditversorgung der Wirtschaft auch zukünftig gewährleistet ist. Meiner Einschätzung nach wird die LfA als Finanzierungspartner der Hausbanken bei Langfristfinanzierungen und Risikoübernahmen stärker gefordert sein.

BSZ: Kann jede Bank Partner der LfA sein?
Beierl: Ja, jede Bank aus unserem dreigliedrigen Bankensystem aus Sparkassen, Genossenschafts- und Privatbanken. Dieses System sorgt übrigens für Wettbewerb unter den Banken und damit für niedrigere Kreditzinsen. Diese kommen dann den Unternehmen zugute, was in der Konsequenz mehr Arbeitsplätze und somit mehr Kaufkraft bedeutet.

BSZ: Wenn es der Wirtschaft gut geht, profitieren auch die Kommunen via Steuereinnahmen. Blicken wir einmal auf das LfA-Kommunalgeschäft. Was finanzieren Sie dort?
Beierl: Nur Infrastruktur, also zum Beispiel Wasser- und Abwasserversorgung, Straßenbau oder, die Erschließung von Gewerbegebieten. Kassenkredite an Kommunen vergeben wir nicht.

BSZ: Und wie sieht es mit der Breitbandversorgung aus?
Beierl: Hierfür haben wir ein eigenes Förderkreditprogramm, das auf dem staatlichen Zuschussprogramm aufsetzt und dieses somit ergänzt.

BSZ: Finanziert die LfA diese Kommunalprojekte alle allein?
Beierl: Das kommt auf den Einzelfall an. Bei kleineren Vorhaben agieren wir alleine und setzen unsere Förderkredite ein. Bei großen Projekten, beispielsweise bei PPP-Projekten im Straßenbau, sind wir meist Juniorpartner in einer so genannten Konsortialfinanzierung mehrerer Banken; in diesen Fällen beteiligen wir uns nur auf Anfrage von Geschäftsbanken.

BSZ: Wenn Sie einmal die LfA mit anderen Förderbanken aus anderen Bundesländern vergleichen, wie ist die LfA dann einzuordnen?
Beierl: Als stellvertretender Präsident des Verbands öffentlicher Banken, habe ich einen ganz guten Überblick. Bayern hat seit jeher einen starken Mittelstand und die LfA ist dementsprechend die älteste und drittgrößte Landesförderbank in Deutschland, wobei andere Förderbanken neben der Wirtschaftsförderung auch noch andere Aufgaben wie etwa die Wohnraumförderung haben. Die LfA ist in ihrem Bereich, der Mittelstands- und Infrastrukturförderung, sehr gut aufgestellt. Wir fördern jährlich über 5000 Unternehmen – davon rund 1000 Gründungen – und tragen so mit dazu bei, dass Bayern den höchsten Gründersaldo aller Länder hat und auch bei der Selbstständigenquote Spitze ist.

BSZ: Wenn man sich die LfA über einen längeren Zeitraum ansieht, so kann man einen deutlichen Bedeutungszuwachs feststellen. Oder täuscht der Eindruck?
Beierl: Ich denke, der Eindruck täuscht nicht. Wir erfüllen unseren öffentlichen Förderauftrag nach besten Kräften. Damit setzen wir vor allem die regionale Wirtschaftspolitik der Staatsregierung mit bankmäßigen Mitteln fort, um die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu steigern und Arbeitsplätze zu sichern oder neu zu schaffen. In den vergangenen Jahren hat die Bilanzsumme der LfA mit rund 22 Milliarden Euro eine Größe erreicht, die den Bedeutungszuwachs veranschaulicht. Und wir sind immer stärker in der Fläche präsent. Ab Juli dieses Jahres werden wir in Hof einen neuen Förderstützpunkt einrichten, um nur ein Beispiel zu nennen.

BSZ: Wie ist die LfA noch im Freistaat präsent?
Beierl: Wir bieten Förderberatung in ganz Bayern: an unseren Standorten in München und Nürnberg, mit unseren mobilen Beratungsstellen und auf zahlreichen Veranstaltungen in allen Regionen. Daneben stehen wie im intensiven und direkten Kontakt mit den Hausbanken vor Ort. Jede Bankberater kennt seinen Entscheider in der LfA. Somit ist eine optimale Zusammenarbeit gewährleistet.
(Interview: Ralph Schweinfurth)

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