Wirtschaft

Trotz gut gefülltem Weißbierglas gibt es einige Risiken für die bayerische Wirtschaft. (Grafik: vbw)

27.11.2015

„Die Musik spielt im Ausland“

Der vbw Index zeigt im Herbst ein moderates Wachstum – beim Export läuft es durchwachsen

Die stark vom Export abhängige bayerische Wirtschaft befindet sich in einem leichten Aufwärtstrend. Allerdings investieren die bayerischen Unternehmen wegen günstigeren Strompreisen und höherer Flexibilität bei Entgelt, Arbeitszeit, Personal sowie Wertschöpfung wesentlich weniger im Freistaat.
„Die Musik spielt im Ausland“, sagte Alfred Gaffal, Präsident der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V., bei der Vorstellung der aktuellen Wirtschaftsdaten für Bayern. Im Zentrum stand der vbw Herbst-Index, der im Vergleich zu seiner letzten Erhebung im Frühjahr dieses Jahres um drei Punkte auf 130 Punkte zugelegt hat. Damit liegt er aber noch unter den 133 Punkten vom Frühjahr 2014.

„Das moderate Wachstum wird sich im kommenden Jahr fortsetzen, allerdings sind die Risiken höher“, sagte Gaffal. Darum müsse die Politik die Rahmenbedingungen für mehr Wettbewerbsfähigkeit stärken und Schluss machen mit weiteren Belastungen für die Wirtschaft. „Deutschland verliert als Investitionsstandort an Bedeutung. Wir brauchen wieder mehr Wirtschafts- und weniger Sozialpolitik. Der kürzlich von der Bundesregierung vorgelegte Referentenentwurf zu Zeitarbeit und Werkverträgen geht in die völlig falsche Richtung. Er ist für uns völlig inakzeptabel, denn er stranguliert Unternehmen in ihrer Handlungsfähigkeit“, so der vbw- Präsident.

Wachstum mit "angezogener Handbremse"


Der Lageindex Wachstum ist seit der Frühjahrserhebung 2015 um neun Punkte auf 138 Punkte gestiegen. Der Prognoseindex Wachstum sank hingegen um vier Punkte von 125 auf 121 Punkte. Der Lageindex Beschäftigung verbesserte sich um sechs Punkte auf 133 Punkte. Auch der Prognoseindex Beschäftigung hat sich erneut erhöht, aber nur leicht um drei auf 129 Punkte. „Die Zahlen zeigen, dass die bayerische Wirtschaft zwar weiterhin wächst, aber mit angezogener Handbremse. Die Erfolgsgeschichte am Arbeitsmarkt wird sich vorerst fortsetzen. Allerdings sind die Beschäftigungspläne der Unternehmen zuletzt gesunken“, erläuterte Gaffal.

Für das laufende Jahr rechnet die vbw mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts in Bayern um etwa 1,7 Prozent. Dazu Gaffal: „Die Auftragseingänge und die Frühindikatoren lassen ein schwaches viertes Quartal erwarten. Auch für das kommende Jahr gehen wir von einem moderaten Wachstum aus – bei gleichzeitigem Anstieg der Risiken und Unsicherheiten, etwa durch die Lage in Syrien und im mittleren Osten sowie den islamistischen Terror, den anhaltenden Russland-Ukraine-Konflikt oder die Flüchtlingskrise.“

Differenziertes Bild beim Export


Gerade im Export, dem Erfolgsgaranten der bayerischen Wirtschaft, zeichnet sich laut Gaffal ein differenziertes Bild. Während die Ausfuhren in viele Schwellenländer (Brasilien -7,6 Prozent, China -11,6 Prozent, Russland -36,4 Prozent) sanken, konnten die Rückgänge dank kräftiger Exportsteigerungen vor allem in die USA (+17,9 Prozent) nach Großbritannien (+23,7 Prozent) und Indien (+18 Prozent) mehr als kompensiert werden. „Hier hat der günstige Wechselkurs eine Rolle gespielt und auch die Nachfrage aus Westeuropa zog wieder an“, so Gaffal.

Doch das werde so nicht weitergehen. Gaffal prognostiziert eine schwache weltwirtschaftliche Entwicklung. So werde die Eurozone nur moderat zulegen. Neue Dynamik aus China sei nicht zu erwarten. Brasilien und Russland würden in der Rezession bleiben. Vom Iran erwartet er zwar Impulse, aber wie diese ausfallen werden, lasse sich noch nicht sagen. Und es sei fraglich, ob die USA und Großbritannien trotz stabilen Wachstums noch einmal für einen Exportschub in der bayerischen Wirtschaft sorgen können. „Vor allem läuft der positive Wechselkurseffekt aus“, so Gaffal. Deshalb müsse die Politik etwas für den Wirtschaftsstandort Deutschland tun.
(Ralph Schweinfurth)

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