Wirtschaft

Ob diese Vision je Wirklichkeit wird? (Fotos: Schweinfurth/Monatge BSZ)

29.06.2012

Die unmoralische Stadtumlandbahn von Erlangen

Regional optimiertes Bussystem wäre billiger für die Hugenottenstadt

„Stadtumlandbahn“ (StUB) oder „Regional optimiertes Bussystem“ (RoBus): Was ist die ÖPNV-Zukunft im Großraum Nürnberg? „Ich finde es fast unmoralisch und nicht fair, dass die Stadt Erlangen eine StUB bezahlen soll, die wir nutzen.“ Eine Uttenreutherin gab fast am Ende einer öffentlichen Informationsveranstaltung in Erlangen das Stichwort, auf das Oberbürgermeister Siegfried Balleis (CSU) scheinbar gewartet hatte. „Ich finde diesen Beitrag sehr sympathisch“, bekannte er.
Dabei haben die Gutachter festgestellt: „Zwei Drittel des zu verlagernden Verkehrs haben etwas mit Erlangen zu tun, bei StUB wie bei RoBus.“ Grundsätzlich ist die Notwendigkeit eines regionalen ÖPNV-Systems unumstritten. Nach Herzogenaurach pendeln tausende Mitarbeiter von Adidas, Puma oder Schaeffler, in Erlangen passiert das bei Siemens, Areva und der Universität.
Wie berichtet, hätte die Hugenottenstadt an einer StUB zwischen Nürnberg, Erlangen, Herzogenaurach und Uttenreuth mehr als die Hälfte der Folgekosten zu tragen – 6,5 Millionen Euro pro Jahr. Grund ist das „Territorialprinzip“: Zahlen muss jeder für die Bahn auf seinem Grund.
In Erlangen wurde nun die Alternative „RoBus Regional optimiertes Bussystem“ vorgestellt. Für das RoBus-Netz betrüge das Defizit gerade mal 0,9 Millionen Euro pro Jahr, und zwar für die Städte Nürnberg, Erlangen und den Landkreis Erlangen-Höchstadt zusammen.
Doch die betriebswirtschaftliche Seite ist nur die eine bei einem System des öffentlichen Nahverkehrs , erklärt Martin Arnold, Mitgeschäftsführer des Gutachterbüros Intraplan Consult GmbH  aus München. Für ihn ist die StUB „kein schlecht angelegtes Geld“. Ob bei Mitfahrern, Umsteigern vom Pkw, CO2-Bilanz, vermiedenen Pkw-Kilometern, verringerten Fahrzeiten: Überall liegt die StUB bis zu 40 Prozent vor dem RoBus.
Doch beim Thema Bauzeit punktet RoBus: Der könne recht schnell auf die Straße gestellt werden. Den geplanten StUB-Start 2019 stellt inzwischen bereits der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) in Frage.
Nürnberg und der Landkreis Erlangen-Höchstadt haben sich bereits grundsätzlich für die StUB ausgesprochen. Der Erlanger Stadtrat steht im Spätsommer vor der Grundsatzentscheidung „StUB oder RoBus“.
(Heinz Wraneschitz)

Kommentare (2)

  1. Holzpferd am 17.05.2013
    Stadtumlandbahn (STUB) Vision mit Realitätsverlust ?!

    Alles schon mal dagewesen und gescheitert ! Früher hieß es Sekundärbahn (Seku oder Seekuh).
    Die Strecke in Richtung Osten Erlangen-Gräfenberg wurde im Jahr 1963 durch Beschluss des Bundesverkehrsministeriums stillgelegt.
    Die Strecke in Richtung Westen Erlangen-Herzogenaurach traf das “Todesurteil” 1984.
    Die zwei Strecken wurde durch Omnibuslinien ersetzt.
    Gründe der Stilllegung : geringe Fahrgeschwindigkeit und ungenügende Rentabilität.
    Diese damaligen Gründe der Stilllegung finden bei heutigen Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen kaum Beachtung.
    Fahrgastzahlen werden optimistisch hochgerechnet um die Investitionssumme von 100 Mio. Euro (Anteil der Stadt Erlangen) zu rechtfertigen. Nach dem Motto : Das “Autofahrervolk” Deutschland wird die STUB schon annehmen.
    Das Wunschdenken des OB der Stadt Erlangen mit einer teilweisen Untertunnelung der Streckenführung im Stadtgebiet von Erlangen bezeichne ich als Vision mit Realitätsverlust.
    Auch das Stadtbild von Erlangen würde durch den geplanten Bau der STUB stark in Mitleidenschaft gezogen, mal abgesehen von der jahrelangen Bauzeit.
    Aus diesen Gründen : Hände weg vom Bau der STUB !
    In Deutschland wird schon genug Geld der Steuerzahler durch fragwürdige Verkehrsprojekte ( z. B. Stuttgart 21) von sogenannten "Visionären" verbrannt.
    Das Regional optimierte Bussystem ROBUS ist die bessere, kostengünstigere und flexiblere Alternative die Verkehrsprobleme des Wirtschaftsgroßraums zu lösen.
  2. skeptiker am 25.08.2012
    leider ist diese "stubied" traffic solution schon fast ein politikum wie in südlichen eu-ländern. Schön zu haben - brauchen tut man`s ca. 4 Stunden ( wenn alle EINSTEIGEN ! ) max. an 220 vollen Arbeitstagen. Danach fährt diese schienengebundene Trampe LEEEER !
    Anscheinend wollen hier einige AVC lobbiisten + Politiker hier ihr DENKMAL bauen... wie in Griechenland !
    Die vorhandenen Verkehrsprobleme MÜSSEN schnell + ganz anderst gelöste werden + hoffentlich schalten ALLE vor einem Entscheid nochmals den VERSTAND ein !!!
    Ausserdem erwarte ich wie in Stuttgart einen BÜRGER-entscheid ,denn die Folgelasten sind enorm - jährlich alleine für die "kleine" Stadt ERLANGEN ca. 6 Mio € - für wen soll ich das als Steuerzahler das bezahlen.... ERLANGEN will doch eine Fahrrad-Stadt sein !!!!
Die Frage der Woche
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2023

Nächster Erscheinungstermin:
29. November 2024

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 24.11.2023 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.