Wirtschaft

Zeitungspapier kennt jeder. (Foto: dpa)

26.01.2017

Digitalisierung belastet Papierbranche

Außerdem machen steigende Rohstoffpreise der deutschen Papier-Industrie zu schaffen

Der deutschen Papier-Industrie machen steigende Rohstoffpreise und die Digitalisierung zu schaffen. "Der Strukturwandel in der Branche rührt im Wesentlichen vom veränderten Informationsverhalten und der fortschreitenden Digitalisierung her", erklärte ein Sprecher des Verbands Deutscher Papierfabriken (VDP).

Das führe zu einem Rückgang der Nachfrage bei grafischen Papieren - zum Beispiel Druckerpapier. "Dies war in den letzten Jahren auch mit einem Abbau von Arbeitskräften verbunden", heißt es im aktuellsten VDP-Jahresbericht. Einige Maschinen mussten stillgelegt werden. Vor allem hohe Energiekosten bedeuteten zudem sinkende Erträge.

Zwar lag 2015 der Umsatz in Deutschland mit 14,4 Milliarden Euro 0,9 Prozent über dem Vorjahr. Auch die Jahresproduktion von Papier, Karton und Pappe stieg um 0,3 Prozent auf 22,6 Millionen Tonnen. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag im Branchendurchschnitt aber mit 4,9 Prozent leicht unter dem Niveau des Vorjahres (5 Prozent). Neuere Zahlen gibt es noch nicht. "Wir gehen davon aus, dass 2016 auch eine 4 vorne stehen wird", sagte der VDP-Sprecher.

Wachstum in anderen Segmenten


Den Rückgang im grafischen Bereich fängt laut VDP das Wachstum in anderen Segmenten auf: bei Verpackungspapieren, angetrieben durch Online-Handel und die Konjunktur, und bei Hygienepapieren.
Vor diesem Hintergrund treffen sich Experten aus Forschung und Industrie am 26. Januar in Bamberg zu dem Kongress "Innovation+: Papier, Textil und Folie". Veranstalter ist "Bayern Innovativ", eine Gesellschaft für Innovation, Technologie- und Wissenstransfer.

"Die deutsche Papierindustrie erlebt derzeit einen Umbruch, der in der Textilindustrie bereits vor über 15 Jahren eingesetzt hat", erklärte Projektleiterin Christina Harwarth-Nassauer. Es vollziehe sich ein Wandel weg von klassischen Produkten in großen Mengen hin zu Hightech-Produkten für spezifische Anwendungen mit kleineren Mengen. Zum VDP gehören 103 Hersteller.

Suche nach neuen Hightech-Ideen


Stau im Drucker, Holzverbrauch - und vielleicht noch die gedruckte Zeitung. Das verbinden viele Menschen heute mit dem alten Werkstoff Papier. Die Digitalisierung hat auch dieser Industrie Probleme gebracht. Der Markt für Papier, auf dem man schreibt oder druckt, ist eher auf dem absteigenden Ast. Verpackung dagegen läuft dank des Online-Handels sehr gut. Die Branche ist im Umbruch.

Experten suchen deshalb nach neuen Hightech-Ideen, zum Beispiel auf einem Kongress in Bamberg am Donnerstag. Viele Hersteller sind ohnehin schon Spezialisten - mit Produkten, die kaum etwas zu tun haben mit der herkömmlichen DIN-A4-Seite. Papier kann mehr sein:

Flammfest: Dieses spezielle Papier kann entflammen, darf aber nicht flammend weiterbrennen, sondern muss sofort wieder erlöschen und verkohlen. Es besteht nur zu einem geringen Teil aus Zellstoff und enthält meist Mineralfasern. Flammhemmende Papiere halten dagegen eine bestimmte Zeit lang Feuer aus. Sie sind meist mit Salzen imprägniert, die bei Hitze feuererstickende Gase entwickeln - zum Beispiel genutzt für Theaterkulissen und Dekorationen wie Lampions, auch zum Basteln gut geeignet.

Elektroisolation: Solches Material gehört zu den teuersten Papieren und ist fest, meist mit Kunstharzen imprägniert und ohne Poren. Es darf weder Füllstoffe noch stromleitende Verunreinigungen wie Metall oder Kohle, Salze und Säuren enthalten. Diese Art von Papier kommt etwa als Kabelpapier zum Einsatz, das spiralförmig um Leitungsdrähte gewickelt wird.

Krankheitserkennung: Es handelt sich um auf Fasern basierendes Trägermaterial für die Diagnostik und für Schnelltests - einfach zu handhaben an der Hautoberfläche, in Atem oder Urin für eine verbesserte Früherkennung und rechtzeitige Therapie. Preiswert soll das auch sein - eine Idee von Chemikern der TU Darmstadt.

Filter im Auto oder Flugzeug: Abgase, schädlicher Rauch oder andere Stoffe verursachen Gesundheitsprobleme - oder riechen schlicht nicht gut. In den Kabinen von Autos oder Lastwagen, Zügen oder Flugzeugen gibt es deshalb hochtechnologisch hergestellte Filter aus Papier.
Terrassen-Paneele: Papier kann auch draußen halten. Etikettenabfälle werden dazu recycelt und zusammen mit anderen Materialien zu sehr wetterbeständigen Paneelen verarbeitet.

Notunterkunft: Bisher gibt es zwar bloß einen Prototyp, aber der ist nicht nur wasserfest, sondern auch wärmeisoliert. Die "Instant Homes" sollen leicht zu transportieren und schnell aufzubauen sein - noch eine Idee von Forschern der Darmstädter TU.

Schuhpappe: Nicht etwa der Schuhkarton, sondern feste und biegsame Hartpappen für Brandsohlen - also die Innensohle oder auch für die Kappen und Gelenke in eher billigen Schuhen. Diese Pappe ist sehr biege- und spaltfest und hat eine hohe Oberflächenhärte. Mit Kunststoff-Emulsionen wird sie fester und wasserdichter gemacht.

Für solche technischen und speziellen Zwecke wie diese wurde 2015 allerdings noch der geringste Teil (5,9 Prozent) des Papiers in Deutschland genutzt. Insgesamt verbrauchten die Menschen bundesweit rechnerisch 20,8 Millionen Tonnen Papier, so die aktuellsten Zahlen des Verbands Deutscher Papierfabriken (VDP). Der Verbrauch stieg damit im Vergleich zum Vorjahr um ein Prozent.

Fast die Hälfte (49,5 Prozent) und damit den größten Anteil machten Papier, Karton und Pappe für Verpackungen aus. Immerhin 38,1 Prozent der Menge waren noch grafische Papiere, also zum Beispiel Druckerpapier. Für Hygienepapiere - Taschentücher etwa - gingen 6,5 Prozent des verbrauchten Materials drauf.
(Sophie Rohrmeier, dpa)

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