Wirtschaft

m Herbst blühen noch Sonnenblumen, Senf und Phacelia und sichern den Bienen für den Winter notwendigen Pollen (v. l.): Konrad Müller, Mitglied des Bezirksvorstands der Bayerischen Imkervereinigung Manfred Zischler, Technischer Leiter der infra fürth gmbh, Herbert Engelhardt, Vorsitzender Maschinenring Fürth, Landwirt Johannes Strobl, Geschäftsführer Biomasseliefergesellschaft Fürth GmbH. (Foto: Wraneschitz)

02.11.2012

Ein Herbstschmaus für die Bienen

Zwischenfrucht verbessert nicht nur die Äcker

Zwischenfruchtmischungen blühen im Herbst auf immer mehr Feldern rund um große Biogasanlagen. Doch die Blumen stehen nicht zum Verkauf: Das Geldkästchen, das Passanten verzweifelt suchen, gibt es nicht. Der Hauptgrund für die Ansaat ist meist die Verbesserung des Bodens nach der sommerlichen Maisernte. Langenzenn-Horbach, dritter Feldweg rechts, viertes Feld links: Es blüht blau und gelb, es summen viele Bienen, es duftet nach frischen Blumen. Tausende Sonnenblumen stehen zwischen luftig-blauen Phacelia-Ballen und gelben Senfblüten auf Herbert Engelhardts Acker.
Auch wenn die Senfpflanzen und die Rapsblüten auf den Feldstreifen rechts und links höher aufgeschossen sind: Die herbstlichen Pollensammlerinnen bevorzugen offensichtlich Engelhardts bunte Blumenmischung. Speziell die auch als „Bienenweide“ bekannten Phacelia-Blüten sind bei den Bienen sehr beliebt. Aber auch Fußgänger und Radfahrer auf dem Siebener-Grenzstein-Wanderweg rund um Langenzenn drehen die Köpfe, wenn sie an dem Feldrain vorbeikommen.
Herbert Engelhardt ist Landwirt und 1. Vorstand des Maschinen- und Betriebshilferings Fürth e.V. Und er ist einer der Lieferanten für die nur wenige Kilometer entfernte Biogasanlage der Fürther Stadtwerke infra GmbH. Die infra hat die Netzeinspeiseanlage auf das „Ohrwaschel“ genannte Grundstück auf Cadolzburger Flur gestellt, zwischen den Langenzenner Ortsteil Horbach und das Nachbardorf Seukendorf.
Engelhardt hatte die bunte Blühmischung im Sommer kurz nach der Biogas-Mais-Ernte Ende Juli ausgesät. Zwar sei „Senf am sichersten für das gleiche Geld und mit der gleichen Sämaschine“ auszubringen. „Aber wir wollen eine Verbesserung der Artenreichtums erreichen“, erklärt der Landwirt, warum er sich für für die bunte Pracht entschieden hat. Die kostet etwa 150 Euro je Hektar; einige Saatgutanbieter haben inzwischen die Mischungen im Programm.
„Über Zwischenfrucht bringe ich wieder organische Substanz in den Boden rein. Gerade Mischungen wurzeln auf unterschiedlichen Ebenen, brechen Verdichtungen auf. Ein Effekt: Mehr Würmer. Mit ordentlicher Saat spare ich mir also Bodenbearbeitung“, nennt Johannes Strobl, Landwirt aus Cadolzburg-Greimersdorf und Geschäftsführer der Biomasseliefergesellschaft Fürth GmbH weitere Gründe, warum immer mehr Bauern nach der Mais-, Zuckerrüben- oder Kartoffelernte noch einmal aussäen und die Fruchtfolge auflockern.
Die Pflanzen werden übrigens nicht abgeerntet, sondern fallen durch den Winterfrost quasi als Schutzschicht auf den Boden, verhindern also gar Erosion. Im Frühjahr wird die Schicht eingearbeitet, und die Folgefrucht wird möglichst als Mulchsaat ausgebracht. Allein im Landkreis Fürth habe sich in den letzten vier Jahren die „Zwischenfrucht von 1512 auf 1739 Hektar oder um 15 Prozent ausgedehnt“, zitiert Strobl Statistiken der Fürther Landwirtschaftsbehörde AELF.
Doch was kaum jemand weiß: Die neue Herbstblütenpracht sorgt auch dafür, dass die Bienenvölker gut gestärkt in den Winter kommen. Darüber informiert Konrad Müller, Honigproduzent aus Cadolzburg-Steinbach und Mitglied im Bezirksvorstand der Bayerischen Imkervereinigung: „Die Sommerbienen brauchen Pollen als Eiweißträger zur Aufzucht für die Winterbienen. Wenn im Spätsommer kein hochwertiger Pollen mehr da ist, geht die Königin aus der Brut. Und dann bleibt das Wintervolk schwach.“
„Bienen brauchen möglichst eine Vielzahl von Pollen. Senf ist besser als nichts, aber mit Mais vergleichbar. Phacelia ist eine hochwertigere Alternative. Aber Zwischenfruchtmischungen sind für uns ideal“, freut sich Müller über das Engagement der Bauern im Landkreis Fürth.
Manfred Zischler, der Technische Leiter der infra, stimmt in den Jubel mit ein. Er freut sich, dass die Zwischenfrucht-Auflage auf den Feldern eine gute Grundlage für das Ausbringen der Gärreste aus der Biogasanlage bildet. Die Landwirteseite stellt außerdem heraus: Die Pflanzen seien gut für den Anbau in Wasserschutzgebieten geeignet, weil sie zum Beispiel Reststickstoff im Boden binden. Und nicht zuletzt: „Das Landschaftsbild wird bereichert. Das fördern sogar die Jäger“, heißt es.
(Heinz Wraneschitz)

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