Wirtschaft

Gouverneur Jack A. Markell hat Delaware auf Wirtschaftsfreundlichkeit getrimmt. Davon könnten auch bayerische Unternehmen profitieren, die in den USA eine Niederlassung etablieren wollen. (Foto: State of Delaware)

09.10.2015

Ein Paradies für „hidden champions“

US-Bundesstaat Delaware möchte den bayerischen Mittelstand anwerben

Der US-Bundesstaat Delaware möchte die „hidden champions“ des bayerischen Mittelstands anwerben. Das machte Gouverneur Jack A. Markell vor Kurzem in München deutlich. „Wir wollen diesen Unternehmen helfen, ihre Produkte und Dienstleistungen auf dem US-amerikanischen Markt anzubieten“, erläuterte Markell. Hierzu hat er seine Verwaltung auf den Servicegedanken eingeschworen.

„Wir haben uns gezielt Bayern ausgesucht“


„Bayerische Unternehmer, die in die USA kommen wollen, sollten sich nicht darum kümmern müssen, wo sie die entsprechenden Zulassungen oder andere behördliche Bescheinigungen herkriegen. Das übernehmen wir für sie“, so Markell. Der Gouverneur hat mit diesem Service eine Art Alleinstellungsmerkmal für den Bundesstaat Delaware geschaffen, mit dem er punkten möchte. „Wir sind nicht auf Deutschland- oder Europatour, um Firmen anzuwerben. Wir haben uns gezielt Bayern ausgesucht, weil wir diese mittelständischen Familienunternehmen bei uns haben wollen“, erklärte Markell. Aus diesem Grund hat er auch mit Bayerns Wirtschaftsstaatssekretär Franz Josef Pschierer (CSU) gesprochen.

Neben diesem umfassenden Service, den es in andern US-Bundesstaaten nicht gibt, hat Delaware noch einige andere Standortvorteile. So gibt es keine Mehrwert-, Umsatz- oder Bestandssteuer. Die Körperschaftssteuer liegt bei 8,7 Prozent und die Einkommensteuer bei 6,6 Prozent. Außerdem sind die Metropolen New York, Philadelphia und Washington D.C. nicht weit entfernt. 40 Prozent der US-Bevölkerung sind von Delaware aus in nur einem Tag mit dem Auto zu erreichen. „Und ganz besonders wichtig für bayerische Unternehmer: Es gibt Direktflüge zwischen München und Philadelphia, das nur 30 Minuten Fahrzeit entfernt ist“, so Markell. Er betont auch, dass die gefürchteten Schneestürme, die im Winter regelmäßig die Flughäfen von New York, Boston oder Chicago lahmlegen, nicht bis nach Delaware kommen.

64 Prozent der 500 weltweit größten börsennotierten Konzerne sitzen in Delaware


Der Bundesstaat Delaware hat aber noch eine Besonderheit: Mehr als eine Million Unternehmen sind in Delaware registriert, darunter 64 Prozent der 500 weltweit größten börsennotierten Konzerne. Es gibt kaum eine Branche, die nicht in Delaware angesiedelt ist. Ob Biowissenschaften, Informationstechnologie, Chemische Industrie, Energie und Clean Tech, Vertrieb und Logistik, Finanz- und Versicherungsanstalten, Unternehmens- und Rechtsberatung oder Agrarwirtschaft – die Big Player der jeweiligen Branche haben in Delaware Fuß gefasst. „Gerade die Finanzindustrie ist bei uns stark vertreten. JP Morgan Chase hat bei uns 5800 Arbeitsplätze, Bank of America 7000 und City Bank 2000“, so der Gouverneur. Aus Bayern ist bereits die Fraunhofer Gesellschaft und Siemens vertreten.

Delaware ist der unangefochtene Marktführer im Bereich Unternehmens- und Rechtsdienstleistungen in den USA. Dies ist das Ergebnis der einzigartigen Kombination aus dem Gesellschaftsrecht, dem Gerichtssystem und den professionellen Dienstleistungen der Division of Corporations des Staates.
Das Gesellschaftsrecht in Delaware gilt als Rückgrat der Unternehmensführung im Staat. Es bietet Berechenbarkeit und Stabilität, wird von Gesellschaftsrechtsexperten gehütet und vor dem Einfluss von Interessensgruppen geschützt. Jedes Jahr überprüfen die legislativen Organe des Staates Delaware dieses Gesellschaftsrecht, um zu gewährleisten, dass es den aktuellen Anforderungen gerecht wird.

Zudem hat sich der Staat für sein Justizsystem weltweit einen Namen gemacht. Der Delaware Court of Chancery und der Supreme Court gelten international als herausragende Gerichte zur fairen und schnellen Lösung von gesellschaftsrechtlichen Streitigkeiten. „Wir haben die besten Richter in den USA“, sagt Gouverneur Markell. Er betont, dass sich ausländische Firmen, die in den USA eine Niederlassung planen, sich einen Gerichtsstand in den USA suchen müssen. Hierfür empfiehlt er seinen Bundesstaat. Denn in Delaware ist man bemüht, in 120 Tagen einen Fall beendet zu haben. „Und was bei uns entschieden wurde, ist entschieden. Man kann nicht auf Bundesebene in Revision gehen. Das ist in den USA anders als in Deutschland“, betont Markell.

Darüber hinaus bietet Delaware als zweitkleinster Staat der USA attraktive Landschaft, Geschichte und Kultur. Die Strände, allen voran Rehoboth Beach, gelten als „The Nation’s Summer Capital“, da in den Sommermonaten vor allem die Bürger der nahe gelegenen US-Hauptstadt Washington D.C., dort ihren Urlaub verbringen.

Delaware hat den Beinamen „First State“, weil der Bundesstaat 1787 als erste der 13 Neuenglandkolonien die amerikanische Verfassung ratifizierte. Obwohl in Delaware gerade einmal 917.000 Menschen leben, spielt der Staat seit 2008 eine bundespolitisch wichtige Rolle. Mit dem ehemaligen Senator Joe Biden stellt Delaware erstmals den US-Vizepräsidenten.
(Ralph Schweinfurth)

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