Wirtschaft

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) verdeutlichte mit Helmut Schütz (l.), Präsident der Autobahndirektion Nordbayern, welche Kosten der Freistaat mit dem Winterdienst schultert. (Foto: Schweinfurth)

17.12.2010

Ein Tag Winterdienst kostet 2 Millionen Euro

Damit Waren auch bei Eis und Schnee transportiert werden können, hat Bayern letztes Jahr 94 Millionen Euro fürs Räumen und Streuen ausgegeben

Wenn der Verkehr auf den Autobahnen nicht fließen kann, entsteht enormer volkswirtschaftlicher Schaden. Denn alle die Waren, die über die Fernstraßen transportiert werden, sind meist termingebunden. Das bedeutet, dass Spediteure Konventionalstrafen zahlen müssen, sobald die Güter zu spät ankommen. Damit möglichst wenig Staus entstehen, geben die Bundesländer viel Geld aus. Allein in Bayern hat der Winterdienst 2009/2010 rund 94 Millionen Euro gekostet.
„Ein Tag Volleinsatz des Winterdienstes im Freistaat kostet 2 Millionen Euro“, verdeutlichte Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bei der Präsentation eines neuen Winterdienstfahrzeugs in der Autobahnmeisterei Nürnberg-Fischbach, der zweitgrößten Bayerns nach München-Nord. „Das ist viel Geld, doch gesamtwirtschaftlich betrachtet rechnet sich dieser Einsatz. Unser Winterdienst ist unverzichtbar, um die Mobilität und Sicherheit der Verkehrsteilnehmer und damit auch die Funktionsfähigkeit der Wirtschaft aufrechtzuerhalten.“ Allein in der letzten Wintersaison seien in Bayern 467.000 Tonnen Salz im Wert von 32,4 Millionen Euro gestreut worden.
Aus den lang anhaltenden und starken Schneefällen im März dieses Jahres hat man Herrmann zufolge bei der bayerischen Straßenbauverwaltung gelernt: „Für diesen Winter haben wir unsere Lager bayernweit mit 300.000 Tonnen Streusalz gefüllt.“ Außerdem werde man rechtzeitig nachbeschaffen.
Nach den Angaben des Innenministers sind für den Winterdienst in Bayern auf den 25.500 Kilometern Autobahnen, Bundes- und Staatsstraßen in 99 Autobahn- und Straßenmeistereien rund 3000 Beschäftigte und 700 Fahrzeuge im Einsatz. Hinzu kämen noch mehr als 600 Fahrzeuge privater Unternehmer, die bei Bedarf eingesetzt werden.
Auf den Autobahnen und den hoch belasteten Bundes- und Staatsstraßen wird Herrmann zufolge der Winterdienst rund um die Uhr durchgeführt. Das übrige Netz der Bundes- und Staatsstraßen werde zwischen 6 und 22 Uhr geräumt. Dabei würden bei Bedarf alle Straßen innerhalb von zwei Stunden gestreut und innerhalb von drei Stunden geräumt.
Um den Winterdienst weiter zu optimieren, erprobt die bayerische Straßenbauverwaltung neuartige Technologien und setzt so genannte Kombistreuer ein. Diese Streuer können Salz nicht nur als Feststoff, sondern auch als Salzlösung ausbringen. „Das ist besonders wichtig, um Strecken mit Flüsterasphalt zu streuen. Außerdem werden die Verluste durch Verwehungen minimiert“, erklärt Siegfried Beck, von der Zentralstelle Betriebsdienst der Autobahndirektion Nordbayern. Gerade beim Flüsterasphalt, der offenporig und damit lärmmindernd ist, komme es zu einer früheren und stärkeren Glättebildung.
Allein der spezielle Streuaufsatz für das Versprühen der Salzsole kostet laut Beck 60.000 Euro. Das sei doppelt so viel wie für einen herkömmlichen Streuer. Das gesamte Winterdienstfahrzeug mit einer Kapazität von 8000 Litern Sole und 6 Tonnen Salz sowie den Schneeräumschildern kostet 260.000 Euro. Derzeit sind laut Beck acht derartige Fahrzeuge bei vier Autobahnmeistereien in Bayern im Einsatz. So ein Fahrzeug könne 60 Kilometer Autobahn räumen und streuen, bevor seine Tanks wieder aufgefüllt werden müssen. „Das reicht für zwei Stunden“, erläutert der Sachgebietsleiter. Die Technik des Salzsole Versprühens kommt laut Beck aus Skandinavien. „Dort wird aber nur Sole gesprüht“, erklärt er. Die Kombination aus herkömmlichem Streuen und Salzsole Sprühen komme seit letztem Winter nur in Deutschland zum Einsatz.
Um die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer und der Beschäftigten im Straßenbetriebsdienst zu erhöhen, werden neuerdings die so genannten Warnleitanhänger mit CB-Funk ausgestattet. Die Idee hierzu hatte Ambros Eigenschenk von der Autobahnmeisterei Geiselwind. Weil pro Jahr etwa 50 dieser rund 16.000 Euro teuren Anhänger von abgelenkten oder einnickten Lkw-Fahrern zu Schrott gefahren werden und bei solchen Unfällen auch immer wieder Mitarbeiter des bayerischen Straßenbetriebsdienstes ums Leben gekommen sind, hat Eigenschenk nachgedacht. Er und seine Kollegen von der bayerischen Straßenbauverwaltung haben dafür gesorgt, dass diese Anhänger jetzt mit Sendern ausgestattet werden. Mittlerweile werden diese Anhänger auch in anderen Bundesländern eingesetzt, betonte Innenminister Herrmann. Er erwähnte auch, dass Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) diese Innovation ausdrücklich gelobt hat.
Und so funktioniert’s: Sobald sich ein Lkw in einem Abstand von 300 Metern mit mehr als 30 km/h so einem Anhänger nähert, löst der Sender im Anhänger via CB-Funk, der bei den Lkw-Fahrern meistens läuft, eine Warnmeldung aus. „Achtung Gefahr“ tönt es aus den Lautsprechern im Lkw. In insgesamt acht gängigen europäischen Sprachen werden die Lkw-Fahrer auf diese Weise akustisch gewarnt. Damit konnten die Auffahrunfälle auf diese Warnleitanhänger erheblich gesenkt werden, berichtet Eigenschenk. Die zusätzliche technische Ausrüstung für die Anhänger kostet rund 4000 Euro.
(Ralph Schweinfurth)

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