Wirtschaft

Im Rahmen der energetischen Sanierung von Gebäuden ist die Wärmedämmung der Außenhülle ein entscheidender Baustein. (Foto: Bilderbox)

30.09.2011

Energiemanager müssen her

Erlangens Oberbürgermeister fordert von der Staatsregierung mehr Einsatz

Erlangens Oberbürgermeister Siegfried Balleis (CSU) geht es mit der Energiewende nicht schnell genug voran. „Der Ministerpräsident hat das Thema bis zur Sommerpause sehr stark vorangetrieben, doch jetzt überlagert die Euro-Diskussion dieses wichtige Zukunftsfeld“, sagt er zur Staatszeitung. Deshalb fordert er die Staatsregierung auf, Energiemanager einzusetzen, die die Energiewende im Freistaat voranbringen.
„Im Prinzip bräuchte man in allen 71 Landkreisen und 25 kreisfreien Städten Bayerns ,Antreiber’, die dafür sorgen, dass die Energiewende nicht in die Rubrik unter ,ferner liefen’ abgleitet und alle den Elan verlieren.“ Gerade im Hinblick auf die nötigen Mediationsprozesse mit den Bürgern erwartet der Erlanger Oberbürgermeister tatkräftige Unterstützung durch die Staatsregierung. Denn neue Stromtrassen oder neue Windräder würden ansonsten unnötigen Widerstand der Betroffenen hervorrufen. Diesem könne man nur begegnen, indem man aus Betroffenen Beteiligte mache. „Die Bürger müssen die Möglichkeit erhalten, sich an Bürgerkraftwerken zu beteiligen, die beispielsweise in Genossenschaftsform betrieben werden“, erklärt Balleis. Denn nur wenn der Bürger vom vor seiner Haustür erzeugten Strom etwas hat, würde er auch die dafür nötige Anlage akzeptieren.
Inakzeptabel findet er auch, dass die zweite Seite der Energiewende, also die Energieeinsparung, so wenig von der Bundes- und Landespolitik thematisiert wird. „Hierin liegt immerhin die halbe Miete der Energiewende.“ Der Freistaat mit seinen vielen Gebäuden sei hier gefragt, eine Vorreiterrolle zu spielen. „Allein was wir auf Erlanger Stadtgebiet durch die Universität an Immobilien des Freistaats haben, die energetisch saniert werden müssten, ist enorm“, verdeutlicht Balleis. Ein staatliches Vorbild würde nach seiner Einschätzung sicher viele Nachahmer finden, das habe der jüngst in Erlangen veranstaltete Energieeffizienztag bei den Erlanger Stadtwerken gezeigt. „Gerade wer jetzt wegen der Eurokrise Sorgen um den Wert seines Geldes hat, sollte investieren.“ Dies lohne sich auch in Verbindung mit einem KfW-Kredit. „Der Zinssatz von einem Prozent ist historisch niedrig und obendrein kann man bis zu 70 000 Euro Darlehen erhalten, wenn man sein gesamtes Haus energetisch auf den neuesten Stand bringen lässt“, verdeutlicht Balleis.
Auch bei diesem Thema fordert er die Staatsregierung auf, mit einer Informationskampagne Monat für Monat die Bürger auf die Energiewende einzuschwören. Denn nur so könne das Ziel, die Energiewende in zehn Jahren realisiert zu haben, erreicht werden.
Ein weiteres Reizthema, das im Rahmen der Energiewende noch viel zu wenig in der Öffentlichkeit diskutiert wird, ist laut Balleis die Speicherproblematik. So lange es in diesem Bereich seitens der Forschung keine nennenswerten Durchbrüche gebe, müsse man eben auf das gute alte Pumpspeicherwerk zurückgreifen.
Speichersee bei Erlangen
„Außer dem bei Passau sich konkretisierenden Pumpspeicherwerk Riedl sehe ich noch nichts“, moniert der Erlanger Oberbürgermeister. Durchaus mutig schlägt er den fränkischen Hetzles oder eine andere Erhebung vor, die mindestens 200 Meter Fallhöhe garantiert, um auch für die Metropolregion Nürnberg so ein Kraftwerk mit Speichersee zu errichten. Dann könnte der aus Windkraft erzeugte Strom gespeichert werden. Und bei den Windrädern führt Balleis in Sachen Landschaftsverschandelung auch noch einen wichtigen Aspekt ins Feld, der in der Öffentlichkeit kaum Beachtung findet. „Die Windräder müssen ja nicht ewig stehen. Wenn sie in 20 Jahren abgeschrieben sind, kann man sie wieder demontieren, weil der technische Fortschritt andere Lösungen für die regenerative Stromerzeugung bereithalten dürfte.“ Balleis denkt hierbei an Projekte wie Desertec, wo in der Wüste Nordafrikas Solarstrom für Europa erzeugt wird. Schon heute könne man den Strom mit geringen Übertragungsverlusten (kleiner 10 Prozent) über diese große Distanz nach Europa schicken.
Doch auch die wirtschaftlich angeschlagenen südeuropäischen Länder Griechenland und Spanien, die wenig Industrie haben, könnten Balleis zufolge in die Stromproduktion einsteigen. Damit ließe sich erstens deren Einnahmensituation verbessern und zweitens der regenerative Strom erzeugen, der im Rest Europas gebraucht wird.
(Ralph Schweinfurth)

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