Wirtschaft

Der Kabeltestwagen im Einsatz. (Foto: Wraneschitz)

22.07.2016

Erster Testwagen ist auf Achse

Lebensdauervoraussagen für Kabel in der Erde

Seit 2007 wird geforscht, jetzt ist das erste mobile Ergebnis im Einsatz: Forscher und die N-ERGIE AG Nürnberg stellten ein Prüffahrzeug vor, mit dessen Hilfe sie die Rest-Lebensdauer bestimmter 20-Kilovolt-Kabel im Erdreich möglichst genau vorhersagen wollen.

Eigentlich sind die sogenannten „Massekabel“ eine alte, aussterbende Technik. Sie werden heute kaum mehr hergestellt. Deren Isolierung besteht aus Papier; der Abstand zu den Stromleitern wird durch flüssiges Paraffinöl gewährleistet, eine natürliche Wachsart.

„Die älteste Strecke stammt aus dem Jahre 1925“


Doch gerade in Deutschland, den Niederlanden oder Belgien sind noch jede Menge Massekabel im Boden in Betrieb, obwohl seit Jahrzehnten in 5, 10 oder 20 Kilovolt-Mittelspannungsnetzen meist Kabel mit Kunststoffisolierung eingebaut werden. Alleine im Stadtgebiet Nürnberg mache diese Bauart die Hälfte der insgesamt 1300 verlegten Kabelkilometer aus; „die älteste Strecke stammt aus dem Jahre 1925“, weiß Gerald Höfler, Geschäftsführer der Main-Donau-Netz GmbH (MDN), einer Tochterfirma der N-ERGIE AG.

Als Privatdozent an der Uni Erlangen hat Christian Weindl den Grundstein für das mobile Messsystem gelegt. Die Langzeittests im Labor und in einer ehemaligen Trafostation waren offensichtlich so erfolgreich, dass ein neues, 700 000 Euro teures Projekt am Energie-Campus Nürnberg entstand. Laut Weindl „wurde es anfangs auch über den EnCN gefördert“. Nun steht das neue Messfahrzeug im Mittelpunkt, ausgerüstet von der Firma Baur aus Sulz in Österreich.

Die Ergebnisse werden „hochgenau“ sein, erfassten erstmals in zwei Verfahren Verluste und Kapazität der Isolation. Die eine Prüfung sei die auch von der Mess-Konkurrenz üblicherweise genutzte in der niedrigen Frequenz 0,1 Hertz und 40 kV Spannung. Diese liefere einen reinen Wert ohne Interpretationsmöglichkeit. Die zweite, aufwendigere laufe mit der Netzfrequenz 50 Hertz bei 14 kV, erläutert Testerfinder Weindl, inzwischen Professor an der Hochschule Coburg. Erst beide Werte zusammen ließen eine Voraussage zu.

Bis 2018 will Weindls Team die Ergebnisse der von N-ERGIE- Mitarbeitern vollautomatisiert durchgeführten 250 Tests auswerten. Die meisten davon stehen 2016 an. „Eine Stunde brauchen wir pro Kabel mit drei Adern, drei Messungen schaffen wir pro Tag“, berichtet Messtechniker Stefan Fleischmann.

Patente gehören der N-ERGIE


Am Ende solle möglichst „ein Parameter mit der Aussagekraft zur Lebensdauer stehen“, sagt der Forscher, der aber auch einen Misserfolg nicht ausschließt. Falls es jedoch einen solchen Voraussage-Parameter geben sollte, profitiert die N-ERGIE mit: Dem Nürnberger Energiekonzern gehören die Patente.

Gerald Höfler hofft aber nicht nur deshalb auf den Erfolg der mobilen Messtechnik: „Wir möchten damit auf einfache Art messen, ob das Kabel noch fünf, zehn oder 20 Jahre hält.“ Denn die MDN würde die jährlich 100 Millionen Euro Instanthaltungskosten „lieber zielgerichtet, zustandsorientiert ausgeben“, statt die Kabel wie bisher entweder auf Verdacht oder bei einem Kurzschluss auszutauschen. „Denn bisher verraten uns die Kabel ihr wahres Alter nicht.“
(Heinz Wraneschitz)

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