Wirtschaft

Die LBS Bayern freut sich über das drittbeste Neugeschäft in ihrer Geschichte. (Foto: LBS)

31.07.2015

EZB-Politik trocknet das klassische Bankgeschäft aus

LBS Bayern: Bausparen ist weiterhin attraktiv

Die LBS Bayern rechnet 2015 erneut mit einer Steigerung ihres Bausparneugeschäfts. „Unser Jahresabsatzziel von 8,3 Milliarden Euro können wir erreichen“, sagte Franz Wirnhier, Vorstandsvorsitzender der Bayerischen Landesbausparkasse, bei der Bilanzpressekonferenz in München. Zinssicherung, der Kernnutzen des Bausparens, sei im derzeitigen Umfeld das Gebot der Stunde. Deshalb floriere der Absatz. Gleichzeitig stellt laut Wirnhier die Nullzins-Politik der Europäischen Zentralbank (EZB) eine erhebliche Herausforderung dar. „Bausparkassen standen noch nie so unter Ertragsdruck wie heute.“
2014 brachte mit 8,12 Milliarden Euro und einem Plus von 0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr das drittbeste Neugeschäft in der Geschichte der LBS Bayern. Besonders gut entwickelte sich die Nachfrage nach Wohnriester-Verträgen der LBS. Das Neugeschäft legte in diesem Segment um 15,3 Prozent auf 1,25 Milliarden Euro zu, erklärte Wirnhier. Rund 400 Millionen davon entfielen auf riestergeförderte Finanzierungen. „Auch in diesem Jahr sind wir auf Kurs“, betonte der LBS-Chef.

Neue Tariffamilie kommt gut an


Die neue Tariffamilie, die Ende März eingeführt wurde, sei konsequent auf finanzierungsorientierte Bausparer ausgerichtet und komme bei den Kunden sehr gut an, erklärte Wirnhier. Die durchschnittliche Bausparsumme je Abschluss erhöhte sich um 28 Prozent auf 45.739 Euro. In den ersten sechs Monaten 2015 wurden Bausparverträge mit einer Summe von knapp 4,3 Milliarden Euro vermittelt. Das sind 2,7 Prozent weniger als im gleichen Vorjahreszeitraum, der aber durch einen Schlussverkaufseffekt geprägt war. Die Vergleichsbasis sei dadurch verzerrt. Für das Gesamtjahr liege das Neugeschäftsziel bei 8,3 Milliarden Euro, so der LBS-Vorstandsvorsitzende.
Im Darlehensgeschäft seien Sofortfinanzierungen der LBS Bayern erneut gefragt gewesen. Mit Auszahlungen von 733 Millionen Euro wurde 2014 das zweithöchste Volumen in der Unternehmensgeschichte erreicht. Demgegenüber waren die Auszahlungen bei den Bauspardarlehen rückläufig. Der Wert sank von 510 auf 427 Millionen Euro.
Die Nullzins-Politik der Europäischen Zentralbank bezeichnete Wirnhier als Farce und forderte einen Stop dieses Kurses. „Sie belastet die Ertragslage der LBS erheblich.“ So sank im Geschäftsjahr 2014 das Zinsergebnis um 27,3 Millionen Euro auf 171,4 Millionen Euro, da die Bestände der margenstarken Bauspardarlehen sukzessive abschmolzen, während neue außerkollektive Kredite und Geldanlagen immer weniger einbringen. Die sinkenden Kapitalmarktzinsen würden auch den Aufwand für Pensionsrückstellungen sprunghaft ansteigen lassen, so der LBS-Chef. Zusätzlich wirkten sich Restrukturierungsaufwendungen negativ auf den Verwaltungsaufwand aus, der um 30 Millionen Euro auf 138,8 Millionen Euro anstieg. Ein Sondereffekt bewirkte eine Verbesserung des Provisionsergebnisses um 19 Millionen Euro auf minus 13,2 Millionen Euro. Hier sei die Abschlussgebühr für Riester-Bausparverträge in vollem Umfang zum Zeitpunkt ihrer Entstehung realisiert worden. Bisher sei sie bilanziell auf fünf Jahre verteilt worden.

Zinsentwicklung ist nicht mehr marktgetrieben

Insgesamt verringerte sich nach Wirnhiers Worten das Betriebsergebnis vor Risikovorsorge 2014 um 34,6 Millionen Euro auf 20,3 Millionen Euro. Nach Risikovorsorge, Steuern und Reservenbildung beträgt der Jahresüberschuss null. „Im Einklang mit unserem Verwaltungsrat und unserer Gesellschafterversammlung haben wir in unserem Jahresabschluss 2014 maximale Vorsorge getroffen für mögliche künftige Belastungen aus der europäischen Nullzins-Politik.“
Wirnhier kritisierte die EZB-Politik, „die das klassische Bankgeschäft austrocknet“. Sie habe Bausparverträgen, die heute in die Zuteilung kommen, die Geschäftsgrundlage entzogen. „Die Bausparkassen haben mit ihrer Produktpolitik und ihren Steuerungsinstrumenten in der Vergangenheit auch deutliche Schwankungen auf den Kapitalmärkten gut bewältigen können. Die Zinsentwicklung ist aber mittlerweile nicht mehr marktgetrieben; sie ist von der Politik bestimmt.“ 2015 werde das Betriebsergebnis vor Risikovorsorge weiter absacken. „Dafür ist auch die neue Einlagensicherung verantwortlich, die mit etwa sechs Millionen Euro zu Buche schlagen wird. Trotz dieser weiteren Belastung erwarten wir für 2015 ein positives Betriebsergebnis“, so Wirnhier.
Der Nullzins-Politik der EZB begegnet die LBS Bayern mit einer „Nullzins-Strategie“. Sie steht laut Wirnhier auf vier Säulen: mehr Bauspargeschäft, mehr Finanzierungen, mehr Balance im Bausparkollektiv und mehr Konzentration auf das Wesentliche. So soll die Zahl der LBS-Handelsvertreter, die die Sparkassen in der Bausparberatung unterstützen, deutlich erhöht werden. Die derzeit 80 Mitarbeiter in diesem Vertriebsmodell („Integrierte Marktbearbeitung“) haben mit rund 600 Millionen Euro Bausparsumme ein Rekordjahr hinter sich. Bei der Weiterentwicklung der digitalen Vertriebskanäle stehe die Integration in die Digitalisierungsstrategie der Sparkassen im Fokus. „Um unsere Online-Kommunikation mit Kunden auszubauen, stellen wir unter anderem Bausteine für die digitalen Vertriebskampagnen der Sparkassen zur Verfügung, zum Beispiel im S-Online-Banking oder in den Sparkassen-Apps“, erläuterte Wirnhier.

Finanzierungsgeschäft ausbauen


Ausbauen will die LBS auch das Finanzierungsgeschäft – insbesondere in Kombination mit der staatlichen Wohnriester-Förderung. Kunden mit älteren Bausparverträgen, deren Darlehenszins im aktuellen Kapitalmarktumfeld oft nicht mehr attraktiv ist, bietet die LBS den Umstieg in einen aktuellen Tarif oder in eine LBS-Sofortfinanzierung an. „Mit beiden Angeboten können sich Kunden Zinsen von einigen tausend Euro sparen, bei absoluter Zinssicherheit von der ersten bis zur letzten Rate“, erklärte Wirnhier.
Der Verwaltungsaufwand der LBS Bayern wird nach den Worten ihres Vorstandsvorsitzenden weiter reduziert. „Im Branchenvergleich zählen wir bereits zu den Kostenführern. Nun wollen wir die beeinflussbaren Kosten noch einmal um rund 15 Prozent absenken. Den entsprechenden Sachaufwand werden wir bis Ende 2017 um acht Millionen Euro jährlich kürzen. Im gleichen Zeitraum werden wir mit Hilfe der natürlichen Fluktuation und vorzeitigen Ruhestandsversetzungen 90 von 630 Vollzeitarbeitsplätzen abbauen“, kündigte Wirnhier an. Zu den Kosteneinsparungen tragen auch Produktivitätsfortschritte durch die Digitalisierung von Prozessen bei. Zugleich werde der Kundenservice weiterentwickelt – etwa über Angebote wie die Online-Vertragsauskunft Mein LBS-Bausparen oder einen Service-Chat auf der LBS-Internetseite.
(Friedrich H. Hettler)

Kommentare (1)

  1. Bausparfuchs am 11.08.2015
    Bei dem Artikel bleibt außen vor, was sehr viele LBS-Kunden seit einiger Zeit massiv verärgert: Die Rausschmeiß-Methode, mit der langjährige Bausparer aus den alten Verträgen gedrängt werden sollen. Dieses Verhalten erschüttert das Vertrauen auf Vertragstreue. Angesichts der zitierten 171,4 Millionen Euro Zinsergebnis der LBS Bayern im Geschäftsjahr 2014 klingt es wie Hohn, wenn den Vertragspartnern gegenüber in den Kündigungen der Altveträge (wohlgemerkt: nicht übersparter, sondern nur zuteilungsreifer Altverträge) "schädliche Auswirkungen auf das Kollektiv, also die Gemeinschaft der Bausparer" argumentiert wird. Es wurde beim Abschluss der Verträge sehr wohl damit geworben, diese auch als Geldanlage zu nutzen, auch wenn die LBS Bayern das heute gern anders darstellt.n Das Problem ist hausgemacht, lange haben Bausparkassen wie die LBS Bayern vom angelegten Geld gut profitiert. Das konnte das Kollektiv gut tragen, einschließlich der Vorstandsebenen. In einschlägigen Verfahren sind nun die Bausparkunden gezwungen, diesen Aspekt über alte Bauspar-Werbeprospkte nachzuweisen und haben in Einzelfällen deswegen Angebote zu außergerichtlichen Einigungen erhalten. Die Bausparkassen bewegen sich auf dünnem Eis mit ihren Kündigungen und den Methoden wie Scheckübersendung - und sie wissen es. Jedem Betroffenen sei geraten, sich zu wehren und dabei auch die Politiker in Bundestag und Landtag nicht aus der Verantwortung zu lassen. Es stand nämlich bereits ein nachträgliches Kündigungsrecht der Bausparkassen per Gesetz im Raum, von dem das Finanzministerium im Februar 2015 erst nach einer Protestwelle verbal Abstand genommen hat. Auch dafür sind unsere Abgeordneten da, in solchen Fällen informiert zu werden.
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