Wirtschaft

Die bayerischen Handwerksbetriebe hatten im 2. Quartal 2013 Aufträge für 7,6 Wochen in Reserve. (Foto: Bilderbox)

19.07.2013

Gegen jede Form der Substanzbesteuerung

Handwerkskonjunktur hat wieder Fahrt aufgenommen

Nach einem schwachen Winterhalbjahr hat die Handwerkskonjunktur im Frühling wieder deutlich Fahrt aufgenommen. Neben konjunkturellen Impulsen haben vor allem kräftige Nachholeffekte die wirtschaftliche Entwicklung im bayerischen Handwerk geprägt“, betonte der Präsident des Bayerischen Handwerkstags (BHT), Heinrich Traublinger, bei der Vorstellung der Konjunkturzahlen für das 2. Quartal 2013. Der Geschäftsklimaindex lag im 2. Quartal 2013 bei 88 Punkten und damit zwei Punkte unter dem Rekordniveau aus dem Vorjahr.
87 Prozent der Betriebsinhaber im bayerischen Handwerk stuften laut Traublinger ihre Geschäfte im 2. Quartal 2013 als gut oder befriedigend ein. Vor zwölf Monaten gaben noch 90 Prozent eine entsprechend positive Bewertung ab. Wegen der witterungsbedingten Produktionsausfälle sammelte sich schon im Winter ein umfangreicher Auftragsbestand an, den die Betriebe im Frühjahr unter Hochdruck abarbeiteten, so der BHT-Präsident. Im Durchschnitt waren die Betriebskapazitäten zu 80 Prozent ausgelastet, genauso viele wie im Vorjahresquartal.
Die Auftragslage im bayerischen Handwerk war nach Traublingers Worten im 2. Quartal diesen Jahres hervorragend: Die Betriebe hatten im Durchschnitt Aufträge für 7,6 Wochen in Reserve. „Binnen Jahresfrist ist das ein Anstieg um 0,1 Wochen.“ In den ersten sechs Monaten erwirtschafteten die von der amtlichen Statistik erfassten Handwerksunternehmen im Freistaat einen Umsatz in Höhe von rund 41,8 Milliarden Euro. Das entspricht einem Minus von 3,7 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Mehr Beschäftigte und mehr Betriebe Dagegen habe sich der Beschäftigungsaufbau im Berichtszeitraum trotz der rückläufigen Umsätze fortgesetzt. Die bayerischen Handwerksbetriebe schufen deutlich mehr Arbeitsplätze, als sie abbauten. Zur Jahresmitte waren 875.000 Personen im Handwerk tätig, ein Plus von 0,3 Prozent zum Vorjahreszeitpunkt. Die Zahl der Handwerksbetriebe lag nach der Hälfte des Jahres bei rund 199 700 – ein Prozent mehr als noch vor einem Jahr.
Im Vorfeld der Bundestags- und Landtagswahl nahm Traublinger auch zu den von der Politik diskutierten Steuererhöhungen Stellung. Das bayerische Handwerk unterstützt nach den Worten des BHT-Präsidenten Vorhaben, bestimmte Steuerarten zu regionalisieren. CSU und FDP wollen das bei der Erbschaftssteuer tun – die CSU mit der Absicht, sie zu senken, die FDP will sie ganz abschaffen. Die SPD sieht dagegen keinen Grund für eine Regionalisierung, so Traublinger. Auch die Grünen seien dagegen. Diese würden die „weitgehende Befreiung von Betriebsvermögen bei der Erbschaftssteuer für ungerecht und verfassungswidrig“ halten. Die Grünen würden auf gesonderte Freibeträge und Stundungsregelungen setzen, um Liquiditätsengpässe bei der Betriebsübertragung zu vermeiden.
Betriebsvermögen von der Erbschaftssteuer verschonen
Die SPD will ebenfalls die von der schwarz-gelben Koalition eingeführten Begünstigungen zurücknehmen und die Erbschaftssteuer künftig viel stärker an den dauerhaften Erhalt von Arbeitsplätzen koppeln. „Aber gerade dieser Punkt ist für Handwerksbetriebe nicht umsetzbar. Wir fordern, dass Betriebsvermögen weitgehend von der Erbschaftssteuer verschont bleiben muss. Eine erneute Reform darf keine Verschlechterung der aktuellen Verschonungsregeln beim Betriebsvermögen bringen. Auch gegen neue Steuern und gegen jede Form der Substanzbesteuerung sprechen wir uns mit Nachdruck aus.“ Es gebe sowieso schon große Probleme Betriebe in die nächste Generation zu überführen. Rund 50 Prozent der Handwerksbetriebe würden auf den Markt gebracht, so Traublinger, und nicht in der Familie weitergeführt.
Die energiepolitischen Ziele Deutschlands müssten mit effizientem Mitteleinsatz und ausgewogener Lastenverteilung verfolgt werden, so der BHT-Präsident. Um die Kosten für den Strom langfristig zu begrenzen, sei eine grundlegende Reform des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) unverzichtbar. Es könne nicht angehen, dass nur auf die Bürger sowie die kleinen und mittelständischen Unternehmen die Kosten der Umstellung des Energiesystems abgewälzt werden. „Wir wollen nicht länger die Entlastungen für die Industrie mitfinanzieren.“ Anfang der Woche habe auch die EU Zweifel an der Befreiung energieintensiver Firmen von der Ökostrom-Umlage geäußert. Zudem müssten Investitionen in die Gebäudesanierung auf hohem Niveau steuerlich gefördert werden, forderte Traublinger.
Deutliche Worte richtete der BHT-Präsident auch an die EU-Kommission. „Es gefällt uns gar nicht, dass die Kommission in ihren länderspezifischen Empfehlungen für Deutschland den Meisterbrief als ungerechtfertigte Beschränkung und Marktzugangsschranke bezeichnet hat.“ Scheinbar, so Traublinger, habe man in Brüssel immer noch nicht begriffen, welcher Rahmen für ein leistungsfähiges Handwerk und einen starken Mittelstand erforderlich ist.
„Unsere duale Berufsausbildung wird oftmals als Beweis dafür aufgeführt, dass wir in Deutschland die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit haben. Und der Meisterbrief ist ein Garant dafür. Weit über 50 Prozent arbeitslose junge Menschen in Griechenland und Spanien sprechen da leider eine ganz andere Sprache.“
Zu den Schäden, die das Hochwasser in Bayern angerichtet hat, hatte Traublinger nur einige wenige Zahlen parat: Im Kammerbezirk Oberbayern waren 160 Handwerksbetriebe vom Hochwasser betroffen. Die Schadenssumme beläuft sich nach den Worten des BHT-Präsidenten auf rund 7,5 Millionen Euro. Im Kammerbezirk Niederbayern/Oberpfalz liegt dagegen die Schadenssumme der 280 betroffenen Betriebe bei rund 30,5 Millionen Euro.  (Friedrich H. Hettler)

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