Wirtschaft

Eine Photovoltaikanlage im Landkreis Neumarkt. (Foto: Landkreis Neumarkt)

13.08.2010

Geld verdienen mit Klimaschutz

Nachhaltige Energiekonzepte überzeugen auch die Wirtschaft

Nachhaltigkeit ist ein Begriff, der heute in ökonomischen Zusammenhängen, aber auch in fast allen Politik- und Lebenslagen oft und gerne benutzt wird. Welches Konzept, welche Strategien möchten nicht nachhaltig sein? Klimaschutz, ökonomisch gefordert und politisch gewollt, ist ein typisches Beispiel. Jeder weiß um die Dringlichkeit nachhaltiger Energiekonzepte, die Klima und Umwelt schonen und zugleich helfen, gesamtwirtschaftliche Kosten zu reduzieren.
Nur, wie soll das geschehen, welcher ist der richtige Weg? Die Staatsregierung hat sich nun für das im Herbst zu beschließende Energiekonzept für Deutschland positioniert. Sowohl Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) als auch Umweltminister Markus Söder (CSU) setzen auf erneuerbare Energien: „Nachhaltige, sichere und bezahlbare Energie ist unverzichtbarer Schlüssel für Arbeit und Wohlstand in unserem Land.“
Klima- und Umweltschutzpolitik hat sich zu einem wichtigen Wirtschaftszweig entwickelt, der auch international immer größere Bedeutung bekommt. Aber auch mittelständische Unternehmen der bayerischen Wirtschaft profitieren in hohem Maße vom Stellenwert innovativer Umwelt- und Energiekonzepte.


Umwelt Cluster Bayern


Doch wie sieht nun das konkrete Zusammenspiel von ökologischen, ökonomischen, sozialen und gesellschaftlichen Einflussfaktoren in Bayerns Region aus? Bereits zum dritten Mal initiierte das Umweltministerium die „Bayerische Klimawoche“ mit den Partnern der Klima-Allianz und dem Umweltpakt Bayern. Über 700 Aktionen fanden vom 26. Juli bis 3. August statt, eine davon war die Veranstaltung „Die Kommune der Zukunft: Energieeffizienz im Einklang mit Tradition“ in Neumarkt.
„Wir müssen zukunftsweisend sanieren, aber nicht unwirtschaftlich.“ Landrat Albert Löhner (Landkreis Neumarkt) plädierte für die Vereinbarkeit von Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit. Umweltschutz, Wirtschaft und Gesellschaft müssen, so der Landrat, durch eine vorbildliche regionale Entwicklung in Einklang gebracht werden. Im Neumarkter Kreisleitbild habe die nachhaltige Entwicklung der Region oberste Priorität. Der Landkreis habe sich als Modell-Region im Umwelt Cluster Bayern beworben. Seit Oktober 2008 liege der Projektbericht „Modell-Region Landkreis Neumarkt im Umwelt Cluster Bayern“ vor. Eine Evaluierung, die in dieser Form bisher in Bayern einmalig ist und sämtliche Umweltbereiche einbezieht: Trinkwasserversorgung, Abwasserentsorgung und Klärschlammverwertung, Abfallwirtschaft, regenerative Energieversorgung, Projekte zur Regionalentwicklung und Umweltbildung sowie das Umweltmanagement in Unternehmen.
In Sachen Klimaschutz nicht weniger aktiv ist Neumarkts Oberbürgermeister Thomas Thumann. Sowohl der Energienutzungsplan als auch der Klimaschutzfahrplan dienen als Grundlage für die Umsetzung der Klimaziele. Als bisher erste deutsche Stadt wurde Neumarkt 2008 bereits zum zweiten Mal von der UNESCO als „Stadt der Weltdekade für nachhaltige Bildung“ ausgezeichnet. Ein Standortvorteil für Unternehmen? „Auf jeden Fall. Wir müssen für unsere Bürger – wie auch Unternehmen – Anreize schaffen und sie animieren, mitzumachen. Klimaschutz muss als Bewegung von unten kommen.“
Hilfreich vor Ort ist dabei laut Thumann das Förderprogramm „Faktor 10“. Es handelt sich dabei um ein energetisches Gebäudesanierungsprogramm, mit dem eine Reduktion des Primärenergiebedarfs von durchschnittlich 85 Prozent erreicht werden soll. Gefördert werden Wohngebäude, Nichtwohngebäude und Neubauten.
Für den Architekten Karlheinz Beer ist Energieeffizienz grundsätzlich „ein Thema unserer Gesellschaft. Wir müssen Antworten finden, wie wir verantwortungsvoll mit Ressourcen umgehen.“ Eine wichtige Rolle spiele dabei die Stadt- und Regionalplanung, aber auch das Flächenmanagement.
Ein weiteres Beispiel: Mit 2500 Einwohnern ist Wildpoldsried eine der kleinsten selbstständigen Gemeinden im Landkreis Oberallgäu und gilt als Mustergemeinde für den Klimaschutz. „Wir nutzen die Wertschöpfung vor Ort“, so Bürgermeister Arno Zengerle. Konkret bedeute dies, das vorhandene Potenzial so weit wie möglich zu optimieren. Wie zum Beispiel durch das örtliche „1000-Pumpen-Austauschprogramm“.

Die Bürger sind stolz darauf


Durch den Austausch von Heizungsumwälzpumpen kann bei einem Einfamilienhaus immerhin bis zu 80 Prozent Strom eingespart werden. Ähnliches gilt für die fünf Windräder auf der Wildpoldsrieder Flur. Sie erzeugen im Jahr 12 000 000 kWh Strom, der Gesamtverbrauch der Gemeinde liegt jedoch nur bei 5 600 000 kWh. „Wichtig ist“, so Zengerle, „dass sich jeder bei den Bürgerwindkraftanlagen beteiligen kann. Seit 1999 sind wir in Sachen Klimaschutz aktiv und in der Zwischenzeit hat sich auch so etwas wie Bürgerstolz entwickelt!“
Die Beispiele zeigen exemplarisch, dass Klimaschutz und die damit verbundenen ökonomischen Anreize am besten funktionieren, wenn die regionale Politik die entsprechenden Bedingungen schaffen kann. Können die Bürger vor Ort überzeugt werden, ist die wichtigste Voraussetzung gegeben. Klimaschutz beginnt kleinteilig und in der Regel nicht auf internationalen Konferenzen mit prominenter Besetzung. (Beate Zarges)

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