Wirtschaft

Vorstandschef Werner Rupp hat Grund zur Freude: Für die Nürnberger Versicherungsgruppe lief es 2010 hervorragend.(Foto: Schweinfurth)

15.04.2011

Gute Ergebnisperspektive für das laufende Jahr

Der Jahresüberschuss der Nürnberger Beteiligungs-Aktiengesellschaft stieg um 66,3 Prozent

Für die Nürnberger Versicherungsgruppe war 2010 erneut ein erfolgreiches Jahr. Das Neugeschäft konnte konzernweit um fast 11 Prozent gesteigert werden. Auch die Beitragseinnahmen und der Umsatz wuchsen. Die Kapitalanlagen übertrafen erstmals die 20-Milliarden-Euro-Marke und die Dividende der Dachgesellschaft Nürnberger Beteiligungs-Aktiengesellschaft (NBG) soll angehoben werden. Der Jahresüberschuss der NBG erhöhte sich von 37,5 Millionen Euro in 2009 auf 62,4 Millionen Euro in 2010. Das entspricht einer Steigerung um 66,3 Prozent.
„Dass wir den Jahresüberschuss so steigern konnten, liegt im Wesentlichen an den Ausschüttungen der Töchter“, erklärt NBG-Vorstandschef Werner Rupp der Staatszeitung. Die Ergebnisse in 2009 seien so hervorragend gewesen, dass die Ausschüttungen, die dann ein Jahr später erfolgen, sehr hoch ausgefallen sind. „So konnten sie allein in der Lebensversicherung um 6 Millionen Euro auf 40 Millionen Euro und in der Schadenversicherung um 12 Millionen auf 28 Millionen Euro gesteigert werden“, erläutert Rupp. In der Holding seien 93 Millionen Euro an Erträgen zusammengekommen. „Und wir gehen davon aus, dass der Jahresüberschuss für 2011 noch einmal kräftig steigen wird“, prognostiziert der Vorstandsvorsitzende.
Eine Win-win-Situation für beide Gesellschaften
Um den Ertrag nochmals zu steigern, sollen jetzt die NBG und die Nürnberger Lebensversicherungs-AG (NLV) eine steuerliche Organschaft bilden. „Mittels Ergebnisabführungsvertrag schaffen wir dann für beide Gesellschaften eine Win-win-Situation“, so Rupp. Auf diese Weise könne die NBG ihre steuerlichen Verlustvorträge, die sie bisher kaum nutzen konnte, entsprechend verwenden. Dies wird laut Rupp zu einer zweistelligen Erhöhung des Jahresüberschusses führen. „Das heißt, dass wir für 2011 eine gute Ergebnisperspektive haben“, so der Vorstandschef.
Und weil es schon in 2010 so gut gelaufen ist, kann die Versicherungsgruppe Rupp zufolge „die Rücklagen in erheblichem Umfang dotieren“ und gleichzeitig ein Volumen von 28,8 Millionen Euro an Dividende an die Aktionäre ausschütten. „Damit haben wir eine Dividendenrendite von 4,6 Prozent und würden, wenn wir im DAX gelistet wären, dort unter den ersten Fünf rangieren“, freut sich Rupp. Ziel für die nächsten Jahre sei es, eine Dividendenrendite mit einer Fünf vor dem Komma zu erreichen. „Aufgrund der guten Performance ist auch die Nachfrage nach unseren Aktien spürbar gestiegen“, sagt Rupp.
Besonders gut lief es 2010 nach den Worten des Vorstandsvorsitzenden im Bereich der Lebensversicherung. Die Beitragseinnahmen konnten um 4,5 Prozent auf 2,44 Milliarden Euro gesteigert werden. Beachtlich sei hier, dass in dieser Summe laut Rupp nur 14 Prozent Einmalbeiträge stecken. Nach Angaben des Gesamtverbandes der deutschen Versicherer liegt diese Quote im Schnitt bei 30 Prozent, was Ausdruck dessen ist, dass viele Menschen nur kurzfristig eine zinsgünstige Kapitalanlage suchen. Bei der Nürnberger hingegen sei diese Neigung der Kunden eher gering. Sie seien nach wie vor an einem echten Altersvorsorgeprodukt interessiert, das die Lebensversicherung darstellt. „Es vagabundieren sehr viele kurzfristige Gelder durch den Markt, die wir auch hätten nehmen können. Doch zum Schutz unserer Bestandskunden akquirieren wir sie nicht“, erklärt der Vorstandschef. Denn sonst müssten die nur an der kurzfristigen Anlage Interessierten ebenfalls an den Überschüssen beteiligt werden, was die Erträge der Langfristkunden schmälert.
Insgesamt sei die Kundschaft hinsichtlich der Anlage ihrer Beiträge risikobewusster geworden, konstatiert Rupp. Die Nachfrage nach so genannten Hybridprodukten, die zum Ablauf der Laufzeit zumindest die eingezahlten Beiträge garantieren, nehme stark zu. „Damit kann man jetzt punkten“, so der Vorstandschef.
Besonders freut er sich über die hervorragenden Ratings, die die Nürnberger vor Kurzem erhalten hat. So sei der Ausblick für den Gesamtkonzern stabil. Dies spiegele auch die Finanzstärke der Nürnberger wider. „Unsere Kapitalanleger haben 2010 hervorragende Arbeit geleistet“, sagt Rupp. Und das bei niedrigem Zinsniveau. Zum Jahresende 2010 seien die Kapitalanlagen um fast 8 Prozent auf 20,3 Milliarden Euro gewachsen. Er betont, dass die Nürnberger kein Geld in griechischen Staatsanleihen angelegt hat. Auch in Portugal und Irland hat sie nur gering investiert. Selbst wenn diese Anlage 30 Prozent an Wert verlöre, könnte das die Nürnberger locker verkraften, so der Vorstandschef. „Das würde für uns keine Einschränkung bei der Solvabilität und bei der Überschussbeteiligung bedeuten.“
Da im vergangenen Jahr die Bewertungsreserven kräftig gestiegen sind, konnten die Kunden der Nürnberger nicht nur von einer ordentlichen Überschussbeteiligung profitieren, so Rupp, sondern wurden auch mit 21 Millionen Euro an den Reserven beteiligt.
Angesichts dieser soliden Finanzen ist es dem Vorstandsvorsitzenden auch nicht bang um das Thema Solvency II, also die neuen Eigenkapitalvorschriften, die in Europa ab 2013 gelten sollen. „Wir haben etwa ein Drittel fondsgebundene Lebensversicherungsverträge ohne Zinsgarantien, ein Drittel Prämien in der Berufsunfähigkeitsversicherung, in der Zinsen keine Rolle spielen, und ein Drittel herkömmliches Zinsgeschäft“, so Rupp. Andere Versicherer hingegen würden stark mit hohen Zinsgarantien agieren. „Wer in der Vergangenheit viel mit Zinseszinszusagen in der Kundenakquise tätig war, der hat mit Solvency II möglicherweise ein Problem“, sagt der Vorstandschef.
Beiträge zur PKV steuerlich geltend machen
Im Bereich der Krankenversicherung konnte die Nürnberger im vergangenen Jahr ein Plus von 9 Prozent verbuchen. Allein die Vollversicherung stieg um 10 Prozent. Dies ist Rupp zufolge auch den günstigeren Rahmenbedingungen zu verdanken. So muss niemand mehr drei Jahre warten, bis er von der gesetzlichen in die private Krankenversicherung (PKV) wechseln kann, sofern sein Einkommensniveau entsprechend ist. Auch das so genannte Bürgerentlastungsgesetz trage zum positiven Verlauf in der Krankenversicherung bei. Können doch seit Inkrafttreten dieses Gesetzes Beiträge zur PKV steuerlich geltend gemacht werden.
Beim Thema Pflegeversicherung sieht Rupp klar die Chancen durch ein kapitalfinanziertes System. Allen Unkenrufern, die nach wie vor dem umlagefinanzierten System anhängen, hält er vor, dass sie die demografische Entwicklung der Bevölkerung nicht berücksichtigen. Und die Versicherer seien prädestiniert für die Pflegeversicherung, weil sie es gewohnt seien, auch kleine Beiträge effizient zu verwenden. Rupp unterstreicht, dass in der GKV die Versicherungspflichtgrenze nach unten kommen müsste. „Dann könnten noch mehr Versicherte in die Privatversicherung wechseln“, so Rupp. Auf diese Weise könnten die Versicherer den Sozialstaat entlasten.
Positiv sieht Rupp Kooperationen zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung. „Wir arbeiten hier mit einigen Betriebskrankenkassen bei Zusatzversicherungen zusammen.“ Der Friede werde nur gestört, wenn die GKV auch Zusatztarife anbieten wolle, mahnt Rupp. Das sei kein Problem, solange die gleichen Wettbewerbsbedingungen gelten würden. „Wenn die Gesetzlichen das aber als Körperschaften des Öffentlichen Rechts machen dürfen, ist das Wettbewerbsverzerrung“, betont der Vorstandsvorsitzende. Dann sollen die Gesetzlichen genauso den Eigenkapital- und Solvabilitätsanforderungen unterliegen, wie die Privaten, so Rupp. Preisdumping in der Autoversicherung
In den Schadenversicherungen lief es 2010 für die Nürnberger nicht so erfreulich. Weil die Autoversicherung aufgrund des gnadenlosen Preisdumpings im Markt einen Rückgang von 8 Prozent bei den Beiträgen hinnehmen musste, verzeichnete der Schadenbereich der Nürnberger letztes Jahr insgesamt ein Minus von 2 Prozent. „2010 war ein fürchterliches Schadenjahr. Im Frühjahr hatten wir den Sturm Xynthia, im Sommer das Elbehochwasser und im Dezember Schneechaos“, so Rupp. Das habe bei der Nürnberger zu einer Schadenkostenquote von 104,7 Prozent geführt. Somit ging das Ergebnis in der Schadenversicherung deutlich nach unten.
Wesentlich erfreulicher verlief hingegen die Entwicklung bei der Fürst Fugger Bank. Sie konnte das Gesamtvolumen der Kundeneinlagen um 22,7 Prozent auf knapp 4,3 Milliarden Euro steigern. Auch das Vertriebsnetz vertraglich gebundener Vermittler wurde erheblich erweitert. Bis Ende 2010 schlossen sich 441 Vermittler dem Fürst Fugger Haftungsdach an. Hier sieht Rupp in den nächsten zwei Jahren noch erheblichen Expansionsspielraum. Bis zu 800 Berater sollen dann unter das Haftungsdach kommen und ihre Bestände an Kapitalanlagen mitbringen. Somit könnte die Bank in fünf Jahren bis zu 7 Milliarden Euro Assets under Management haben, prognostiziert Rupp. Insgesamt sind das also sehr positive Aussichten für die Nürnberger Versicherungsgruppe.
(Ralph Schweinfurth)

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