Wirtschaft

Der sogenannte Weißbier-Index der vbw. (Grafik: vbw)

22.11.2017

Gute Konjunktur nicht verfrühstücken

vbw Index Herbst 2017: Bayerische Wirtschaft befindet sich in einem robusten Aufschwung

Die bayerische Wirtschaft befindet sich nach den Worten des Präsidenten der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, Alfred Gaffal, in einem robusten Aufschwung. Die Konjunktur habe sich im Jahresverlauf besser entwickelt als erwartet. Außerdem hätten die globalen Krisen und Unsicherheiten den Export nicht nennenswert beeinflusst, folglich seien die Unternehmen optimistisch und zuversichtlich. „Damit dies so bleibt, brauchen wir politische Stabilität“, erklärte Gaffal bei der Vorstellung des vbw Index Herbst 2017. Alle Verantwortlichen müssten zügig wieder Gespräche über eine Regierungsbildung aufnehmen. Man dürfe sich nicht verleiten lassen, die wirtschaftlichen Erfolge zu verfrühstücken, mahnte der vbw-Präsident. Vielmehr müsse die gute Konjunktur für die richtigen Weichenstellungen genutzt werden. Das gelte auch für die Tarifpolitik.

Das Wachstum erstreckt sich auf fast alle Bereiche

Das bayerische Bruttoinlandsprodukt ist laut Gaffal im ersten Halbjahr um 2,5 Prozent gewachsen – und damit ein gutes Stück stärker als in Deutschland mit Plus 2,0 Prozent. Das Wachstum erstrecke sich auf nahezu alle Bereiche: Die Industrieproduktion in Bayern stieg in den ersten neun Monaten um 2,5 Prozent, die Bauproduktion um 5,3 Prozent, der Einzelhandelsumsatz um 4,4 Prozent und der Umsatz im Handwerk um 5,2 Prozent. Lediglich das Gastgewerbe musste ein leichtes Minus von 0,2 Prozent hinnehmen. „Die zahlreichen internationalen Unsicherheiten und Risiken konnten unseren Export insgesamt nicht nennenswert beeinträchtigen“, betonte der vbw-Präsident. In den ersten neun Monaten lagen die bayerischen Exporte um 4,9 Prozent höher als im Vorjahr. Positive Impulse kamen dabei aus Europa. Die Ausfuhren in die Eurozone nahmen um 6,2 Prozent zu, die Exporte in die gesamte EU um 3,8 Prozent. Auch die Ausfuhren in die USA (+ 6,0 Prozent) und nach China (+ 7,4 Prozent) stiegen kräftig. Allerdings würden die angesprochenen Krisen und Unsicherheiten auch nicht spurlos am bayerischen Export vorübergehen. So sanken sie ins Vereinigte Königreich um 9,4 Prozent und in die Türkei sogar um 17,1 Prozent. Die Arbeitslosenquote in Bayern lag im September erstmals unter drei Prozent (2,9 Prozent). Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Freistaat steigt laut Gaffal Monat für Monat auf ein neues Rekordniveau – zuletzt waren es 5,48 Millionen. Die Zahl der Erwerbstätigen liegt bei 7,4 Millionen, ebenfalls ein Allzeithoch.
Die gute konjunkturelle Lage zeigt sich auch im vbw Index der bayerischen Wirtschaft. Der vbw Index ist laut Gaffal weiter gestiegen. Im Vergleich zum Frühjahr nahm er um sechs Punkte zu und liegt nun bei 145 Punkten. Der Lageindex Wachstum nahm deutlich um zwölf auf 158 Punkte zu. Produktion und Umsatz sind spürbar gestiegen, die Unternehmen bewerten die Geschäftslage sehr gut.
Der Prognoseindex Wachstum konnte sich um drei Punkte auf 137 verbessern. Dahinter stehen steigende Auftragseingänge, eine zunehmende Kapazitätsauslastung sowie optimistische Erwartungen der Betriebe, erklärte der vbw-Präsident.    

Forderung nach
stabiler Bundesregierung

Der Lageindex Beschäftigung ist ebenfalls gestiegen – um neun auf 145 Punkte. Um einen Punkt auf 140 nahm der Prognoseindex Beschäftigung zu. „Die Beschäftigungspläne der Firmen sind weiterhin expansiv ausgerichtet, die Zahl der offenen Stellen ist hoch“, so Gaffal. Entsprechend fallen auch die Prognosen der vbw für das Wachstum des Brutto-Inlandsprodukts (BIP) aus. „Wir erwarten für das laufende Jahr ein BIP-Wachstum in Deutschland von zwei Prozent und in Bayern von 2,5 Prozent.“ Gleichzeitig mahnte der vbw-Präsident, die „gute Konjunktur nicht zu verfrühstücken, sondern Weichen für morgen zu stellen“. Gaffal forderte eine stabile und handlungsstarke Bundesregierung, die wieder mehr auf Wirtschaftspolitik setzt. Von zentraler Bedeutung beim künftigen Kurs sind für ihn die Themen Arbeit, Steuern, Soziales, der Komplex Energie, Umwelt und Klima sowie die Bereiche Investitionen, Innovationen, Digitalisierung. So verlangte der vbw-Präsident eine Reform des Arbeitszeitgesetzes, die mehr Flexibilität erlaubt, die Abschaffung von kalter Progression und Solidaritätszuschlag sowie eine Deckelung der Lohnzusatzkosten bei 40 Prozent. „Die vbw bedauert das Scheitern der Sondierungsgespräche. Die politischen Ziele und Haltungen der vier Parteien lagen zu weit auseinander. Wir brauchen jetzt so schnell wie möglich eine dauerhaft stabile und handlungsstarke Regie-rung. Das ist besonders wichtig angesichts verschiedener Gründe: Wir haben weltweit eine unsichere politische Lage, die EU muss sich neu aufstellen und wartet auf Deutschland. Außerdem stehen wir vor großen technischen Herausforderungen angesichts der Digitalisierung“, erklärte Gaffal. „Für die Wirtschaft ist Unsicherheit über die politischen Rahmenbedingungen Gift. Wir fordern alle Beteiligten einschließlich der SPD dazu auf, umgehend wieder an einer Regierungsbildung zu arbeiten.“ (Friedrich H. Hettler)

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