Wirtschaft

Die Molkerei Schrozberg ist Deutschlands größte Demeter-Molkerei. Täglich werden rund 40.000 Liter Demeter-Rohmilch verarbeitet. Das bedeutet eine Jahresproduktion von 14,6 Millionen Liter. Dort setzt man stark auf Mehrweg. (Foto: Schweinfurth)

29.04.2011

Her mit der Glasflasche

Egal ob Bier, Milch oder Mineralwasser: Sie alle lassen sich ökologisch und ökonomisch sinnvoll mit Mehrweg-Verpackungen vertreiben

Mehrweg ist ökologischer als Einweg. Doch dass Mehrweg auch ökonomischer ist, scheint vielen nicht bewusst zu sein. So erspart eine einzige Mineralwasserflasche 40 PET-Einwegflaschen. Um dies zu illustrieren, führte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) im Rahmen einer Pressefahrt durch Nordbayern und das angrenzende Baden-Württemberg die Vorteile von Mehrwegsystemen vor. Gerade im Biobereich ist Glas als Mehrweg-Verpackung nicht mehr wegzudenken. „Frische Biomilch in Demeterqualität will der Naturkostkunde in der braunen Mehrwegglasflasche“, sagt Friedemann Vogt, Geschäftsführer der Molkerei Schrozberg (Landkreis Schwäbisch-Gmünd) der Molkereigenossenschaft Hohenlohe-Franken eG. Auch bei Joghurts hätte sich das 500-Gramm-Mehrwegglas durchgesetzt. Die kleinere Größe, das 250-Gramm-Glas hingegen käme beim Verbraucher nicht so gut an. Die wichtigsten Absatzmärkte für die Schrozbergprodukte in Demeterqualität seien die beiden Städte Nürnberg und Stuttgart. Dort sei es aufgrund der geografischen Lage möglich, die Ware täglich frisch gegen 7 Uhr morgens beim Großhändler in die Kühlhäuser zu bringen. Die Molkerei Schrozberg ist Deutschlands größte Demeter-Molkerei. Täglich werden rund 40.000 Liter Demeter-Rohmilch verarbeitet. Das bedeutet eine Jahreproduktion von 14,6 Millionen Liter. Ein intensiveres Geschmackserlebnis
Auch für Gerhard Ilgenfritz, Präsident des Private Brauereien Bayern e. V. und Geschäftsführer der Landwehr Bräu aus Reichelshofen (Landkreis Ansbach) bei Rothenburg o.d. Tauber, ist Mehrweg unschlagbar. Flaschenbiere seien seit Jahren auf dem Vormarsch, weil sie einfach ein intensiveres Geschmackserlebnis garantierten. „Bei Faßbier weiß man nie genau, ob der Wirt auch seine Schankanlage ordentlich reinigt, was einen enormen Einfluss auf den Geschmack des Bieres hat“, erklärt Ilgenfritz. Er vertreibt seine Biersorten in einem Radius von rund 100 Kilometern um seine Brauerei. Wichtigster Absatzschwerpunkt sei die Großstadt Nürnberg. Dort seien die Landwehrbiere sehr gefragt. Und weil Nürnberg als Single-Hauptstadt Deutschlands inzwischen München den Rang abgelaufen hat, sei der Absatz von Flaschenbieren dort sehr erfolgreich. Insgesamt produziert Landwehr Bräu 25.000 Hektoliter Bier im Jahr.
„Der Marktanteil von Mehrweg-bierflaschen in Deutschland liegt seit Jahren auf einem stabilen Niveau zwischen 82 und 85 Prozent“, erläutert Roland Demleitner, Geschäftsführer des Verbandes Private Brauereien Deutschland. Vor dem 1. Januar 2003 lag die Quote nur bei 60 Prozent. Grund hierfür: Seit diesem Zeitpunkt ist auf Bundesebene die Rücknahmepflicht eingeführt worden.
Bei einer Umfrage des Verbandes unter 147 seiner rund 800 Mitgliedsbetrieben ist laut Demleitner festgestellt worden, dass eine Mehrwegbierflasche im Durchschnitt 50 Mal befüllt wird, bevor sie nicht mehr verwendbar ist. Rund 90 Prozent der Brauereien vertreiben ihre Biere in einem Radius von 50 Kilometern. Großbrauereien hingegen vertreiben ihre Biere in ganz Deutschland. Die 147 befragten Unternehmen produzieren rund 17.700 Hektoliter Bier im Jahr.
Doch nicht nur bei Bier, Milch und Joghurt ist die Glasmehrweg-Verpackung beliebt. Auch bei Mineralwässern setzen die Deutschen klassischerweise auf Glasmehrwegflaschen. So produziert beispielsweise die Brunnthaler Mineralbrunnen Brassler oHG in Burgheim (Landkreis Neuburg/Donau) etwa 30 000 Flaschen Mineralwasser, Limonaden, Fruchtschorlen und Durstlöscher pro Stunde. Wegen des vorbildlichen Umweltmanagements und der konsequenten Verwendung von Glas-Mehrwegflaschen wurde Brunnthaler von der Deutschen Umwelthilfe in die Top Ten der „Guten Mehrwegbeispiele 2009“ aufgenommen.
Damit Mehrweg reibungslos funktioniert, müssen auch Glashersteller ihren Beitrag leisten. So produziert zum Beispiel die Saint-Gobain Oberland AG mit Hauptsitz im baden-württembergischen Bad Wurzach (nahe dem bayerischen Memmingen) mit zirka 3800 Mitarbeitern und sieben Werken in Europa Einweg- und Mehrwegglas-Verpackungen. Ob Bierflaschen, Gläschen für Babynahrung, Weinflaschen, Kaffee-, Gurken- oder Nutellagläser, Ketchup-, Schnaps- oder Sektflaschen: Saint-Gobain Oberland stellt pro Tag in Deutschland 10 Millionen Flaschen und Gläser her. Damit erwirtschaftet das Unternehmen einen Jahresumsatz von 525 Millionen Euro und ist wegen dieser Produktionszahlen Nummer zwei in Deutschland. Das Unternehmen setzt ganz auf Nachhaltigkeit. Deshalb ist Glas für die Saint-Gobain Oberland AG ein optimaler Werkstoff. Er kann zu 100 Prozent recycelt werden. Außerdem besteht Glas ausschließlich aus natürlichen Rohstoffen. Darüber hinaus schützt es die Gesundheit der Verbraucher, weil es zu keinerlei chemischen Reaktionen zwischen der Verpackung aus Glas und dem jeweiligen Inhalt kommt. Hinter der Saint-Gobain Oberland AG steht die Saint-Gobain Packaging Holding. Sie ist Europas führender Verpackungsmittelhersteller und weltweit die Nummer zwei. Der Konzern erwirtschaftet mit rund 15.000 Mitarbeitern in 62 Werken in Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, Portugal, USA, Brasilien, Argentinien, Chile, Russland und der Ukraine etwa 4 Milliarden Euro Jahresumsatz.
(Ralph Schweinfurth)

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