Wirtschaft

Der Regionalflughafen Allgäu Airport bei Memmingen. Um den Ausbau des Flughafens wird derzeit vor Gericht gestritten. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand /dpa)

01.06.2015

Höhen und Tiefen am Allgäu Airport

Der Flughafen hat zu kämpfen - mit Passagierzahlen und finanziellen Engpässen. Die Talsohle scheint durchschritten, über einen geplanten Ausbau entscheidet ein Gericht.

Der Allgäu Airport hat eine Zukunft - davon ist zumindest Gebhard Kaiser überzeugt. Der frühere Oberallgäuer Landrat arbeitet als Berater und Koordinator an einem Konzept für den angeschlagenen Regionalflughafen bei Memmingen. "Es geht hier nicht nur um das Starten und Landen von Ferienfliegern", sagt Kaiser. Der Flughafen auf dem großzügigen Gelände des ehemaligen Fliegerhorsts Memmingerberg verfüge über ein großes Gewerbeentwicklungspotenzial. "Wenn wir den Raum sinnvoll entwickeln können und gleichzeitig die Zuschüsse sichern, sehe ich eine gute Zukunft für den Flughafen." Dafür sei jedoch auch der Ausbau nötig, um den derzeit vor Gericht gestritten wird.
200 Hektar umfasst das Gelände des ehemaligen Militärflughafens, auf dem der Allgäu Airport 2007 seinen Betrieb aufgenommen hat. Laut Kaiser sind nur etwa 160 Hektar für den Flughafen nötig. Aus den übrigen Flächen im Fadenkreuz der Autobahnen 7 und 96 könne man noch Kapital schlagen. "Flugaffines Gewerbe" kann sich Kaiser vorstellen und nennt als Beispiel Hallen, die zum Unterstellen von Privatjets vermietet werden können.

Investitionen von 15,5 Millionen Euro in den kommenden Jahren

Der Allgäu Airport will in den kommenden Jahren 15,5 Millionen Euro in Infrastruktur und Sicherheit investieren. Unter anderem ist geplant, die Start- und Landebahn von 30 auf 45 Meter zu verbreitern und die technische Ausstattung zu verbessern. Mit dem Ausbau strebt der Flughafen auch eine Ausdehnung der Flugzeiten an. Bislang sind Starts und Landungen nach 22.00 Uhr nur unter besonderen Voraussetzungen erlaubt. Künftig sollen Landungen mit Einschränkungen auch bis 23.00 Uhr möglich sein.
Der Bund Naturschutz (BN) in Bayern, zwei Gemeinden und mehrere Anwohner sorgen sich um den Klima- und Lärmschutz und sehen für den vorgesehenen Ausbau keinen Bedarf. Über ihre Klage verhandelt derzeit der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (VGH) in München. An den ersten beiden Prozesstagen wurde besonders um die späten Flüge gefochten. "Die 15 000 Anwohner in der Einflugschneise sind die Verlierer. Sie werden mit dem zusätzlichen Lärm alleingelassen", hatte Florian Frey, Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Memmingen, vor Prozessauftakt gesagt.
Flughafen-Geschäftsführer Ralf Schmid dagegen argumentiert, dass die Anpassung der Flugzeiten nötig sei, um wettbewerbsfähig zu sein und auf die Belange der Airlines eingehen zu können. "Memmingen hat bis jetzt die restriktivsten Betriebszeiten aller Flughäfen in Deutschland." Sollte der VGH eine Ausdehnung der Flugzeiten nicht zulassen, wird sich dies nach Auffassung des Flughafen-Beraters Kaiser auf den Ertrag auswirken. "Dann ist es auf jeden Fall eine wirtschaftliche Einschränkung und man muss sehen, wie die Fluggesellschaften reagieren."

Zwölf Millionen Euro Schulden

Derzeit hat der Allgäu Airport eigenen Angaben zufolge zwölf Millionen Euro Schulden. Für den Ausbau hat die Europäische Kommission staatliche Zuschüsse in Höhe von 7,75 Millionen Euro genehmigt. Laut Airport-Chef Schmid hat der Freistaat eine Aufstockung auf zehn Millionen Euro in Aussicht gestellt. Zudem hätten die 73 Gesellschafter, von denen der Flughafen derzeit getragen wird, Mitte Mai eine Erhöhung der Kapitaleinlagen um vier bis fünf Millionen zugesagt. Bei den Gesellschaftern handelt es sich größtenteils um Unternehmer aus der Region.
Kaiser setzt nun auf zusätzliche Finanzhilfen von Kommunen und Freistaat, die dafür die Aufstockung der Gesellschafteranteile vorausgesetzt hatten. "Die Gespräche laufen jetzt an." Zudem erhofft er sich eine staatliche Beteiligung an der Flughafengesellschaft - so wie sie bei den beiden anderen bayerischen Verkehrsflughäfen in München und Nürnberg besteht. "Um eine gewisse Sicherheit zu haben, wäre es wünschenswert, wenn sich der Freistaat wenigstens zu einem Drittel beteiligt."
Fünf Fluggesellschaften bieten derzeit Flüge von Memmingen an. Die irische Billig-Airline Ryanair, die den Allgäu Airport im Ausland mit dem Zusatz "Munich West" bewirbt, wickelt den Großteil aller Flüge ab. 2014 waren die Passagierzahlen in Memmingen auf 750 000 zurückgegangen. Schmid macht dafür die Ukraine-Krise verantwortlich. Um schwarze Zahlen zu schreiben, werden eine Million Fluggäste benötigt. Für das laufende Jahr rechnet der Airport wieder mit etwa 860 000 Passagieren. Diese Prognose stimmt den Geschäftsführer optimistisch. "Der Flughafen befindet sich im Steigflug", sagt Schmid. (Birgit Ellinger, dpa)

Kommentare (3)

  1. Airflüsterer am 24.06.2015
    Es ist wirklich haarsträubend, wenn man jetzt Flächen des Flughafen als Gewerbeflächen verkaufen will, z.B. der Landkreis Unterallgäu soll hier wohl mit € 2.500.0000 einsteigen, obwohl das Altlastenproblem noch nicht gelöst ist. Gibt es noch ein solches oder werden die drei "t t t" angewendet die da sind: "tricksen, tarnen, täuschen! Liebe Gewerbetreibenden, bitte aufpassen, so kann man der Airport GmbH auch finanziell unter die Arme greifen und diese entschulden! Das Problem haben dann die Käufer der Grundstücke! Was wird wohl die Gemeinde Brunnhausen daraus schließen, in Bezug auf die Trinkwasserversorgung der Gemeinde?
  2. seitenwind am 09.06.2015
    Wenn das Gewerbegebite genutzt werden kann und wenn der Zuschuss der Staatsregierung kommt und wenn die Banken die 1,3 Millionen Kredit verlängern und wenn der Nachtflug kommt und wenn der Ausbau kommt und wenn die Kommunen mit einsteigen... Dann hat der Airport eine Chance.
    Ganz schön viel Erwartungen, die der Herr Kaiser da hat.
    Was ist wenn Ryanair nach München geht?
    Wieso soll sich der Freistaat beteiligen? Es fehlen 5,5 Millionen für den Ausbau und in Kürze sollen Gewinne gemacht werden. Außerdem sollen die Kommunen mit einsteine und man verkauft reichlich Gewerbegrund. Wozu braucht man da den Freistaat?????
  3. Airflüsterer am 02.06.2015
    Das ganze ist eine Schmierenkomödie!

    Hier möchten sich einige Herren ein Denkmal setzen auf Kosten des Steuerzahlers und ihrem
    Hobby, dem Fliegen fröhnen!

    Der Flughafen kann nicht wirtschaftlich und nur mit wiederkehrenden, hohen Verlusten, die der Steuerzahler ausgleichen muß, betrieben werden.

    Gründe: Im Prinzip wird das Passagieraufkommen von den Billigfliegern Ryanair und der WIZZ
    regeneriert.
    Beide Airlines zahlen keine kostendeckende Gebühren und jeder Flug führt weiter zu Verlusten!
    Ryanair möchte nach München umziehen, dann wäre der Aurport sowieso sofort insolvent.

    Der Geschäftsführer der Flughafengesellschafter gibt einmal 13 Millionen Schulden, dann mal
    wieder 15 Millionen.
    Wo ist die Allianz für das 2014, wann wird diese veröffentlicht. Diese wird zurückgehalten, weil das
    Betriebs - Ergebnis katastrophaler ist, als öffentlich zugegeben.

    Die Flughafengesellschaft benötigte Ende 2014 in höchster Not, einen Überbrückungskredit in Höhe
    von 1.3 Millionen, um die Insolvenz abzuwenden!

    In 80 km Entfernung gibt es mit Friedrichshafen einen bereits komplett ausgebauten Airport.
    Hier gibt es bereits das automatische Anflugsystem CAT III.
    Bei Nebellagen in Memmingen werden die Ryanair Flieger nach Friedrichshafen, Karlsruhe oder
    Hahn umgeleitet, auf Kosten des Airports Memmingen! (Bustransfer und Übernachtung )

    Das Bordpersonal der Ryanair ist zum Teil scheinselbstständig!
    Siehe Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltdchaft Koblenz und Andere!
    Ryanair macht die Gewinne und der Airport Memmingen die Verluste.

    Es gibt Altlasten, krebserregende Stoffe im Grundwasser!
    Das ist den Behörden und der Fulghafengesellschaft mit Kaufvertragsunterzeichnung bekannt
    gewesen! ( hier gibt es einen Paddus, der dieses Altlastenproblem regelt )
    Rückstellung zur Entkontaminierung wurden nie gebildet. ( Bilanzfälschung )

    Memmingen ist laut der Pilotenvereinigung Deutschland, der unsicherste Airport Deutschlands.

    Ein Ausbau, vergleichbar wie der Airport Friedrichshafen, würde mehr als 100 Millionen kosten.

    Im Moment gibt es keine Entwässerungsgenehmigung mehr. Der Flughafen wird schwarz
    betrieben!
    Einen neuen Entwässerungsplan gibt es wohl noch nicht.
    Was sagt hierzu der Bürgermeister der Gemeinde Brunnhausen.

    Auffallend ist, dass das Stammkapital der Gesellschaft erst zum 1.8. 2015 um vier bis fünf Millionen erhöht wird. Man will wohl erst das Gerichtsurteil abwarten.

    Wenn man Grundstücke des Flughafens als Gewerbegrundstücke verkaufen möchte, muß der ehemalige Landrat Herr Kaiser und der Geschäftsführer Herr Ralf Schmidt doch zuerst einmal klären, wo die Altlasten im Grundwasser Ihren Ursprung haben.
    Dieser argumentiert, dass die Ursache auch von außerhalb der technischen Einrichtungen des Flughafens liegen könnten?
    Kann man heute noch Gewerbegrundstücke ohne Bodengutachten verkaufen, vielleicht mit Altlasten?

    vielleicht sollte man dem Geschäftsführer Herrn Schmid sein jetziges Gehalt bis zu seinem Ableben weiterzahlen, aber den Linienflugbetrieb einstellen und man hätte hunderte Millionen an Steuergeld eingespart!

    Unheimlich ist die Verschleierung und die heiße Luft, die hier in die Welt gesetzt wird.

    Lesen Sie einmal hierzu das berühmt, berüchtigte Sonntagsinterview mit Herrn Geschäftsführer Herrn Ralf Schmid in den Lübecker Nachrichten, hier lNOnline, zum Lübecker Airport Blankenese vom 22.10.12
    ( In-online.de )
    Das wird allen Befürwortern die Augen öffnen!
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