Der Allgäu Airport hat eine Zukunft - davon ist zumindest Gebhard Kaiser überzeugt. Der frühere Oberallgäuer Landrat arbeitet als Berater und Koordinator an einem Konzept für den angeschlagenen Regionalflughafen bei Memmingen. "Es geht hier nicht nur um das Starten und Landen von Ferienfliegern", sagt Kaiser. Der Flughafen auf dem großzügigen Gelände des ehemaligen Fliegerhorsts Memmingerberg verfüge über ein großes Gewerbeentwicklungspotenzial. "Wenn wir den Raum sinnvoll entwickeln können und gleichzeitig die Zuschüsse sichern, sehe ich eine gute Zukunft für den Flughafen." Dafür sei jedoch auch der Ausbau nötig, um den derzeit vor Gericht gestritten wird.
200 Hektar umfasst das Gelände des ehemaligen Militärflughafens, auf dem der Allgäu Airport 2007 seinen Betrieb aufgenommen hat. Laut Kaiser sind nur etwa 160 Hektar für den Flughafen nötig. Aus den übrigen Flächen im Fadenkreuz der Autobahnen 7 und 96 könne man noch Kapital schlagen. "Flugaffines Gewerbe" kann sich Kaiser vorstellen und nennt als Beispiel Hallen, die zum Unterstellen von Privatjets vermietet werden können.
Investitionen von 15,5 Millionen Euro in den kommenden Jahren
Der Allgäu Airport will in den kommenden Jahren 15,5 Millionen Euro in Infrastruktur und Sicherheit investieren. Unter anderem ist geplant, die Start- und Landebahn von 30 auf 45 Meter zu verbreitern und die technische Ausstattung zu verbessern. Mit dem Ausbau strebt der Flughafen auch eine Ausdehnung der Flugzeiten an. Bislang sind Starts und Landungen nach 22.00 Uhr nur unter besonderen Voraussetzungen erlaubt. Künftig sollen Landungen mit Einschränkungen auch bis 23.00 Uhr möglich sein.
Der Bund Naturschutz (BN) in Bayern, zwei Gemeinden und mehrere Anwohner sorgen sich um den Klima- und Lärmschutz und sehen für den vorgesehenen Ausbau keinen Bedarf. Über ihre Klage verhandelt derzeit der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (VGH) in München. An den ersten beiden Prozesstagen wurde besonders um die späten Flüge gefochten. "Die 15 000 Anwohner in der Einflugschneise sind die Verlierer. Sie werden mit dem zusätzlichen Lärm alleingelassen", hatte Florian Frey, Vorsitzender der BN-Ortsgruppe Memmingen, vor Prozessauftakt gesagt.
Flughafen-Geschäftsführer Ralf Schmid dagegen argumentiert, dass die Anpassung der Flugzeiten nötig sei, um wettbewerbsfähig zu sein und auf die Belange der Airlines eingehen zu können. "Memmingen hat bis jetzt die restriktivsten Betriebszeiten aller Flughäfen in Deutschland." Sollte der VGH eine Ausdehnung der Flugzeiten nicht zulassen, wird sich dies nach Auffassung des Flughafen-Beraters Kaiser auf den Ertrag auswirken. "Dann ist es auf jeden Fall eine wirtschaftliche Einschränkung und man muss sehen, wie die Fluggesellschaften reagieren."
Zwölf Millionen Euro Schulden
Derzeit hat der Allgäu Airport eigenen Angaben zufolge zwölf Millionen Euro Schulden. Für den Ausbau hat die Europäische Kommission staatliche Zuschüsse in Höhe von 7,75 Millionen Euro genehmigt. Laut Airport-Chef Schmid hat der Freistaat eine Aufstockung auf zehn Millionen Euro in Aussicht gestellt. Zudem hätten die 73 Gesellschafter, von denen der Flughafen derzeit getragen wird, Mitte Mai eine Erhöhung der Kapitaleinlagen um vier bis fünf Millionen zugesagt. Bei den Gesellschaftern handelt es sich größtenteils um Unternehmer aus der Region.
Kaiser setzt nun auf zusätzliche Finanzhilfen von Kommunen und Freistaat, die dafür die Aufstockung der Gesellschafteranteile vorausgesetzt hatten. "Die Gespräche laufen jetzt an." Zudem erhofft er sich eine staatliche Beteiligung an der Flughafengesellschaft - so wie sie bei den beiden anderen bayerischen Verkehrsflughäfen in München und Nürnberg besteht. "Um eine gewisse Sicherheit zu haben, wäre es wünschenswert, wenn sich der Freistaat wenigstens zu einem Drittel beteiligt."
Fünf Fluggesellschaften bieten derzeit Flüge von Memmingen an. Die irische Billig-Airline Ryanair, die den Allgäu Airport im Ausland mit dem Zusatz "Munich West" bewirbt, wickelt den Großteil aller Flüge ab. 2014 waren die Passagierzahlen in Memmingen auf 750 000 zurückgegangen. Schmid macht dafür die Ukraine-Krise verantwortlich. Um schwarze Zahlen zu schreiben, werden eine Million Fluggäste benötigt. Für das laufende Jahr rechnet der Airport wieder mit etwa 860 000 Passagieren. Diese Prognose stimmt den Geschäftsführer optimistisch. "Der Flughafen befindet sich im Steigflug", sagt Schmid. (Birgit Ellinger, dpa)
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