Wirtschaft

Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner und Münchens Zweiter Bürgermeister Josef Schmid erläutern die Funktion des neuen Bayerischen Zentrums für Kultur- und Kreativwirtschaft in Nürnberg. (Foto: Schweinfurth)

06.03.2015

Innovationen aus dem Freistaat antreiben

Wirtschaftsministerin Ilse Aigner eröffnet das Bayerische Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft in Nürnberg

Die Kultur- und Kreativwirtschaft ist ein wichtiges Standbein der bayerischen Wirtschaft. Knapp 200.000 Beschäftigte in rund 47 000 Unternehmen erwirtschaften pro Jahr über 30 Milliarden Euro Umsatz. Mehr als jeder fünfte Euro der deutschen Kultur- und Kreativwirtschaft wird in Bayern erwirtschaftet. Damit belegt diese Branche, gemessen an der Beschäftigtenzahl, Platz drei hinter der Automobilindustrie (rund 230.000 Beschäftigte) und dem Maschinenbau (rund 201.000 Beschäftigte). Nun sollen sich die Rahmenbedingungen für die Kultur-und Kreativwirtschaft im Freistaat verbessern. Darum hat Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) in Nürnberg das Bayerische Zentrum für Kultur- und Kreativwirtschaft (BZKK) eröffnet. „Mit diesem Zentrum stellen wir gerade den vielen Freiberuflern und kleinen Unternehmen der Branche ein Expertenteam zur Seite, das ihre weitere Entwicklung fördert und national wie international die Geschäftsaktivitäten intensiviert“, so die Ministerin. Sie betonte, dass damit der Freistaat die Kultur- und Kreativwirtschaft mit anderen Branchen vernetzt und somit als Katalysator für kreative Innovations- und Wachstumsimpulse den gesamten Mittelstand stärkt. „Wir stellen hierfür in den nächsten fünf Jahren fünf Millionen Euro zur Verfügung“, erklärte Aigner.
Münchens Bürgermeister Josef Schmid (CSU) unterstrich die Vorreiterrolle der Metropolregion Nürnberg in Sachen Kultur- und Kreativwirtschaft: „Hier in Nürnberg gab es die ersten statistischen Betrachtungen zu diesem Wirtschaftszweig und es gab ein erstes kommunales Förderprogramm.“ Aber er unterstrich auch die Bedeutung der Kultur- und Kreativwirtschaft für die Landeshauptstadt. So hätten zum Beispiel 50 Prozent der deutschen Filmwirtschaft und über 50 Prozent der deutschen Rundfunkwirtschaft ihren Sitz im Großraum München. Jeder dritte Arbeitsplatz hänge in München und Oberbayern von dieser Branche ab. Darum hat auch München ein neues Kompetenzteam Kultur- und Kreativwirtschaft, das mit dem neuen bayerischen Zentrum in Nürnberg eng zusammenarbeiten werde. Auf diese Weise sollen die bayerische Kultur- und Kreativwirtschaftsunternehmen noch erfolgreicher werden. „Wir brauchen das Miteinander“, betonte Schmid. Denn München stehe in diesem Feld in Konkurrenz mit Amsterdam, Barcelona, Berlin und Mailand.
Sieben Mitarbeiter des BZKK werden sich darum kümmern, die Unternehmen der Branche zu vernetzen, zu beraten und ihnen Zugänge zu Finanzierungen zu ermöglichen. Vor allem Letzteres sei besonders wichtig, da es Unternehmen aus diesem Bereich immer schwer hätten, an Finanzierungen zu kommen, so BZKK-Leiter Dirk Kiefer. Sein Team wird von Nürnberg aus immer unterwegs sein und somit mindestens 20 Standorte im Freistaat betreuen können. Außerdem wird es Kiefer zufolge eine enge Partnerschaft mit der IHK Nürnberg für Mittelfranken geben, damit sich die kreativen mit den klassischen Unternehmen gut vernetzen und voneinander profitieren können.
Mit einem Wertschöpfungsanteil von 3,2 Prozent am Bruttoinlandsprodukt liegt Bayerns Kultur- und Kreativwirtschaft gleichauf mit Dänemark, so die Zahlen des BZKK. Das europäische Ranking führen die Niederlande mit 3,4 Prozent, gefolgt von Schweden und Großbritannien mit jeweils 3,3 Prozent an. Der europäische Durchschnitt liegt bei 2,4 Prozent und der deutsche bei 2,6 Prozent. Würde Deutschland das Potenzial der Kultur- und Kreativwirtschaft ebenso stark ausschöpfen wie die Niederlande, ergäbe sich eine zusätzliche Wertschöpfung von rund 15 Milliarden Euro jäh8rlich – plus Zehntausende zusätzliche Arbeitsplätze. Auffällig finden es die Vertreter des BZKK, dass besonders die skandinavischen Länder über eine sehr stark entwickelte Kultur- und Kreativwirtschaft verfügen – Staaten also, die sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftlich als besonders erfolgreich und fortschrittlich gelten.
Außerdem gibt es laut BZKK eine ganze Reihe positiver Wechselwirkungen zwischen der Kultur- und Kreativwirtschaft und klassischen Branchen. Die Kultur- und Kreativwirtschaft sei Vorreiter für eine zunehmend wissensbasierte Ökonomie in Deutschland. Eine Studie im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums kam zu dem Ergebnis, dass Kultur- und Kreativwirtschaft dank ihrer hohen Problemlösungskompetenz und starken Innovationsorientierung ein Innovationstreiber für andere Branchen ist. Somit leiste sie einen Beitrag zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der Gesamtwirtschaft. Die Kultur- und Kreativwirtschaft schaffe der Studie zufolge neue Nutzererfahrungen und lade Produkte und Dienstleistungen emotional auf, womit sie Innovationen anwend- und vermarktbar mache.
Zur Kultur- und Kreativwirtschaft gehören laut BZKK die Musikwirtschaft, der Buchmarkt, der Kunstmarkt, die Filmwirtschaft, die Rundfunkwirtschaft, Märkte für darstellende Künste, der Architekturmarkt, die Designwirtschaft, der Pressemarkt, der Werbemarkt sowie die Software- und Games-Industrie. Während jeder dritte Erwerbstätige der bayerischen Kultur- und Kreativwirtschaft in München arbeitet, sind zwei Drittel der rund 200.000 Beschäftigten der Branche im Rest des Freistaats tätig.
In Mittelfranken und Schwaben spielen hierbei eine herausragende Rolle: Dort ist jeder siebte beziehungsweise jeder achte sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in der Kultur- und Kreativwirtschaft tätig – in Oberfranken jeder zwölfte.
Gerade weil die Kultur- und Kreativwirtschaft so wichtig ist, kritisierte Nürnbergs Wirtschaftsreferent Michael Fraas (CSU), dass es in der Frankenmetropole noch keinen eigenen städtischen Kultur- und Kreativwirtschaftsmanager hat: „Es wird daher höchste Zeit, dass wir auch in Nürnberg so einen Kümmerer für die Kultur- und Kreativszene haben, wie es ihn in München, Augsburg und Regensburg bereits gibt.“
Zu den Aufgaben eines solchen städtischen „Kümmerers“ gehören laut Fraas zum Beispiel die Konzeption von Projekten, Maßnahmen zur Vernetzung wie zur Erhöhung der Sichtbarkeit der Szene, Marketing, aber auch das Management von Zwischennutzungen leer stehender Gebäude. Er stellt auch das Bindeglied zwischen der lokalen Szene und dem BZKK her. Fraas hatte entsprechende Vorschläge für einen solchen „Kümmerer“ bereits im Juli 2014 im Ausschuss für Recht, Wirtschaft und Arbeit des Stadtrats eingebracht.
(Ralph Schweinfurth)

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