Wirtschaft

12.10.2015

"Jetzt bin i a Erdkabel, und do bin i dahoam"

Eine Glosse von Detlef Fischer

Jahrzehntelang stand ich in Bayern einfach so in der Landschaft herum. Eine Schönheit bin ich wie viele andere auf dieser Welt sicher nicht. Aber keiner hat sich über mich aufgeregt, ich gehörte halt einfach dazu.

Dann hat unsere Regierung in 2011 aus reinem Machterhaltungstrieb die totale Energiewende ausgerufen. Mit dem Allrad-SUV mit Vollgas auf der sechsspurigen Autobahn zurück in die unverschandelte oberbayerische Natur. So stellten sich zumindest die Wohlstandsbürger in unserem schönen Bayernland die Umsetzung vor. Das Geld dafür verdient man sich über seinen Solarstadl auf der grünen Wiese und der Beteiligung an der norddeutschen Windkraftanlage.

Leider hat man vergessen, den Leuten zu erklären, dass der Strom auch irgendwie hin- und hertransportiert werden muss. An schönen Wochenenden schickt Ihr nämlich zur Mittagszeit den Preußen Euren sündhaft teuren Photovoltaikstrom. Falls der Wind weht, bekommt Ihr aus dem Norden die Elektronen aus der steifen Brise von der Waterkant. Immer öfter glühen die Drähte, neue Strippen braucht das Land.

Mit mir kann der normale Energiewendefan kein Geld verdienen. Die Renditen wären viel zu klein, mit einer Photovoltaikanlage verdient man mehr. Vielleicht bin ich auch deswegen vom Volksmund zum Monster erklärt worden.

Die Mehrkosten für die Verkabelung plötzlich plötzlich keine große Rolex mehr

Gar nicht nett finde ich aber von der Staatsregierung, dass sie ebenfalls von Monstertrassen spricht. Ich bin doch dreimal kleiner als die heimischen Windkraftanlagen, die unsere bayerischen Gauen verspargeln und einen Zweck am besten erfüllen: die privaten und staatlichen Grundstückseigentümer noch glücklicher zu machen. Ich spreche doch auch nicht von Mörderwindkraftanlagen, obwohl diese gerne mal eine Fledermaus und anderes Federgetier um die Ecke bringen. Ich liege nicht das halbe Jahr und länger auf der faulen Haut, sondern mache jeden Tag meine Arbeit und versorge die Menschen in Bayern rund um die Uhr mit Strom, damit alle an ihren Smartphones herumfummeln können.

Jetzt verstecke ich mich halt unter der Erde, damit Ihr mich nicht mehr anschauen müsst. Komisch finde ich nur, dass die ganze Zeit schon meine Verlegung als Freileitung angeblich viel zu teuer war, und jetzt die Mehrkosten für die Verkabelung plötzlich keine große Rolex mehr spielen. Aber was soll’s, in Bayern haben Gleichungen mit einer Unbekannten ja bekanntlich auch mehr als eine Lösung.

Kommentare (0)

Es sind noch keine Kommentare vorhanden!
Die Frage der Woche

Ist das geplante Demokratiefördergesetz sinnvoll?

Unser Pro und Contra jede Woche neu
Diskutieren Sie mit!

Die Frage der Woche – Archiv
Vergabeplattform
Vergabeplattform

Staatsanzeiger eServices
die Vergabeplattform für öffentliche
Ausschreibungen und Aufträge Ausschreiber Bewerber

Jahresbeilage 2023

Nächster Erscheinungstermin:
29. November 2024

Weitere Infos unter Tel. 089 / 29 01 42 54 /56
oder
per Mail an anzeigen@bsz.de

Download der aktuellen Ausgabe vom 24.11.2023 (PDF, 19 MB)

E-Paper
Unser Bayern

Die kunst- und kulturhistorische Beilage der Bayerischen Staatszeitung

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.

Abo Anmeldung

Benutzername

Kennwort

Bei Problemen: Tel. 089 – 290142-59 und -69 oder vertrieb@bsz.de.