Wirtschaft

Siemens wird mit Beginn der neuen Saison offizieller Partner des FC Bayern München. Und Joe Kaeser bleibt. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

03.08.2017

Kaeser geht in die Verlängerung

Der Siemens-Chef ist noch nicht am Ziel. Digitalisierung und Industrie 4.0 sind die Schlagworte für die Neuausrichtung des Elektrokonzerns. Schon jetzt ist klar: Kaeser soll damit weitermachen

Verlängerung für Siemens-Chef Joe Kaeser: Der Top-Manager soll den Elektrokonzern weitere zweieinhalb Jahre auf die Zukunft vorbereiten. Der Aufsichtsrat verlängerte sein Mandat vorzeitig bis zur Hauptversammlung im Jahr 2021, wie Siemens am Donnerstag in München mitteilte. "Herr Kaeser hat die Neuausrichtung von Siemens in den vergangenen Jahren mit großem Engagement und Unternehmergeist vorangetrieben", erklärte Chefaufseher Gerhard Cromme. "Er ist nicht nur Garant des Erfolges, sondern auch der Stabilität in zunehmend unruhigen Zeiten."

Kaeser steht seit vier Jahren an der Spitze des Elektrokonzerns. Die vorzeitige Verlängerung kommt nicht überraschend, denn der 60-Jährige hat viel in Bewegung gesetzt und den Konzernumbau bis 2020 ausgelegt. Als er den Chefposten Mitte 2013 von Peter Löscher übernahm, herrschte nach mehreren Gewinnwarnungen in Folge tiefe Verunsicherung. Kaeser richtet das Unternehmen auf die wachstumsträchtigen Geschäftsfelder Digitalisierung, Automatisierung und Elektrifizierung aus. Hier gebe es auch noch viel zu tun, erklärte der Siemens-Chef am Donnerstag.

Dazu gehören auch die Börsenpläne für die bereits selbstständige Medizintechnik namens "Healthineers". Im ersten Halbjahr 2018 soll der Gang aufs Parkett erfolgen - ob in den USA oder in Deutschland ließ Finanzvorstand Ralf Thomas offen. "Wir gehen an die Börse, weil wir damit die nötigen Mittel für Wachstum und Akquisition zur Verfügung stellen können", sagte der zuständige Vorstand Michael Sen. Die USA gelten wegen hoher Börsenbewertungen für Medizintechnik- Unternehmen als attraktiv. Arbeitnehmervertreter hatten sich aber gegen einen US-Börsengang gestellt, weil sie eine Aushöhlung der Mitbestimmung fürchten.

Das dritte Quartal lief durchwachsen

Geschäftlich lief es im dritten Quartal des laufenden Geschäftsjahres (30. September) eher durchwachsen. Der Auftragseingang gab um sechs Prozent auf 19,8 Milliarden Euro nach. Vor allem in der Stromerzeugungssparte Power and Gas sowie im Windkraftgeschäft lagen die Bestellungen unter dem Vorjahr. Der Konzernumsatz legte hingegen um acht Prozent auf 21,4 Milliarden Euro zu. Auch beim Gewinn schnitt Siemens mit knapp 1,5 Milliarden Euro etwas besser ab als vor Jahresfrist (rund 1,4 Mrd Euro).

Im laufenden Geschäftsjahr peilt Siemens unter dem Strich weiter bis zu 6,55 Milliarden Euro Gewinn an. Die Delle beim Ordereingang soll im Schlussquartal wettgemacht werden. Kaeser rechnet mit einem deutlichen Anstieg bei Großprojekten. Die Investoren konnte das allerdings nicht begeistern. Die Aktie verlor am Vormittag zeitweise 2,8 Prozent auf unter 113 Euro.

Keine Neuigkeiten gab es mit Blick auf ein mögliches Bündnis von Siemens und Bombardier im Zuggeschäft. Es war spekuliert worden, der Aufsichtsrat könne grünes Licht für eine solche Allianz geben. Dem Vernehmen nach gibt es aber noch eine Reihe offener Fragen.

Der Wettbewerb in der Branche war mit dem Zusammenschluss der beiden größten chinesischen Anbieter zum Giganten CRRC massiv gewachsen. Kaeser verwies erneut auf den Konsolidierungsdruck. "Natürlich wird man eine starke Nummer zwei bauen müssen", sagte er. Mit wem und wie schnell das passiere, sei aber offen. "Wir würden uns jetzt gern auf Ergebnisse konzentrieren."

Zuletzt war die Gründung zweier Gemeinschaftsunternehmen von Siemens und Bombardier im Gespräch - eins für die Signaltechnik und eins für das Zuggeschäft. Turnusgemäß trifft sich der Aufsichtsrat Ende September wieder. Möglicherweise kommt das Thema dann erneut auf die Tagesordnung. (dpa)

Porträt: Joe Kaeser
Joe Kaeser hat Siemens in den vier Jahren seit seinem Amtsantritt kräftig auf Trab gebracht. Ein radikaler Umbau, milliardenschwere Zu- und Verkäufe sowie die Neuausrichtung auf wachstumsträchtige Geschäftsfelder - der Aufgabenzettel war immer gut gefüllt. Und er ist noch nicht abgearbeitet, sagt der Konzernchef. Mit einer vorzeitigen Vertragsverlängerung gibt der Aufsichtsrat dem 60-Jährigen nun Rückendeckung.

Am 1. August 2013 Jahren hatte der gebürtige Niederbayer Kaeser den Chefposten bei dem Elektrokonzern angetreten. Nach einer Serie von Rückschlägen und Gewinnwarnungen war die Belegschaft damals tief verunsichert. Kaeser musste die Probleme in dem weit verzweigten Konzern rasch in den Griff bekommen.

Dabei half ihm seine genaue Kenntnis des Unternehmens: Kaeser hat bei Siemens sein gesamtes Berufsleben verbracht. Nach dem BWL-Studium begann er 1980 in der Sparte Bauelemente. Er wurde Vorstand der Mobilfunksparte, Leiter der Konzernstrategie und 2006 Finanzvorstand. 2013 rückte er auf den Chefposten. Am Kapitalmarkt galt Kaeser schon damals als bestens vernetzt. Auch heute bekommt er Lob von Investoren für seine Strategie: "Wir sind sehr zufrieden mit dem, was er auf den Weg gebracht hat", sagte kürzlich Fondsmanager Christoph Niesel von Union Investment.

Viele Worte um seine Vertragsverlängerung wollte Kaeser am Donnerstag nicht machen. "Die Stimmung im Team ist gut, nicht weil ich verlängert habe, sondern weil wir als Team gut zusammenwachsen", so der Siemens-Chef, dem immer wieder nachgesagt wurde, er schneide viel im Unternehmen auf seine eigene Person zu. Geboren wurde der Manager in Arnbruck in Niederbayern als Josef Käser. Den Namen Joe legte er sich während eines mehrjährigen USA-Aufenthalts für Siemens zu und rüstete sich so schon einmal für seine internationale Karriere. Kaeser ist verheiratet und hat zwei erwachsene Töchter.
(dpa)

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