Wirtschaft

Joe Kaeser, Vorstandsvorsitzender der Siemens AG. (Foto: dpa)

16.06.2014

Kaeser wagt sich aus der Deckung

Siemens macht ernst im Alstom-Poker: Ein eigenes Angebot des Elektrokonzerns und seines japanischen Partners MHI für Alstom scheint so gut wie sicher. Damit käme der Übernahmekampf gegen den Siemens-Rivalen GE erst richtig in Fahrt.

Der Elektrokonzern Siemens steht kurz vor einem Milliardenangebot für Teile des französischen Alstom-Konzerns. Zur entscheidenden Aufsichtsratssitzung am Sonntag gab es kaum noch Zweifel, dass Siemens eine eigene Offerte für Teile von Alstom abgeben wird und damit endgültig in ein Bietergefecht gegen den US-Rivalen General Electric einsteigt. Noch am Abend wollte der Siemens-Aufsichtsrat darüber beraten, Ergebnisse werden allerdings möglicherweise erst am Montag bekanntgegeben. Siemens hatte sich für eine mögliche Offerte das japanische Unternehmen Mitsubishi Heavy Industries (MHI) ins Boot geholt.
Siemens-Chef Joe Kaeser soll am Dienstag in einer Anhörung vor dem Wirtschaftsausschuss der Nationalversammlung in Paris sprechen, wie das Parlament ankündigte. Dies wird in Branchenkreisen als Indiz für ein Gebot von Siemens für Alstom gewertet. Die Münchner hatten wochenlang die Alstom-Bücher geprüft und Management-Interviews geführt. Dabei setzten sie sich auch eine Frist bis heute, um über eine eigene Offerte zu entscheiden. Spätestens die Beteiligung von MHI in den Poker zeigte dann vor einigen Tagen, dass es Siemens ernst ist mit dem Thema.

Den Münchnern geht's ums Gasturbinengeschäft


Zusammen könnten Siemens und MHI dem US-Konzern General Electric (GE) die Stirn bieten, der 12,35 Milliarden Euro für die Alstom-Energietechnik geboten hatten. Auch Siemens ist an der Energietechnik der Franzosen interessiert. Dem Vernehmen nach geht es den Münchnern dabei vor allem um das Gasturbinen-Geschäft, während MHI ein Auge auf die Dampfturbinen geworfen haben soll. Wie genau eine Offerte des deutsch-japanischen Bündnisses aussehen könnte, war zwar am Sonntag noch unklar. Alleine für das Gasturbinen-Geschäft wird aber über eine Barkomponente von vier Milliarden Euro spekuliert.
Die französische Regierung erwartet derweil, dass GE sein Gebot für die Alstom-Energiesparte verbessern wird. Der Einstieg von MHI in den Übernahmekampf habe das Angebot von Siemens verbessert, sagte der französische Finanzminister Michel Sapin am Sonntag den Sendern i-Tele und Europe 1 und erklärte zugleich: "Ich denke, GE wird sein Gebot ebenfalls verbessern."
Siemens hatte auch vorgeschlagen, im Bahntechnik-Bereich ein von französischer Seite kontrolliertes Gemeinschaftsunternehmen zu gründen, um so zwei starke europäische Champions zu schmieden. Dieser Teil einer möglichen Offerte dürfte aber nach dpa-Informationen erst in einem nächsten Schritt auf der Agenda stehen.
Im Falle eines Engagements von Siemens und MHI solle Alstom als eigenständiges Unternehmen erhalten bleiben, heißt es in Branchenkreisen. Teile des Geschäfts der Franzosen könnten dann in Joint Ventures eingebracht werden.

Investoren erneuern Kritik


Unterdessen erneuerten Investoren ihre Kritik an einem möglichen Siemens-Angebot für Alstom. "Wir als Investoren würden ein weiteres Siemens-Engagement im Kraftwerksbereich ungern sehen. Die Renditen werden hier in Zukunft zurückgehen", sagte Christoph Niesel von der Fondsgesellschaft Union Investment dem "Tagesspiegel am Sonntag". Er hatte ein mögliches Engagement der Münchner bereits mehrfach kritisch gewertet. Das Argument, ein Alstom-Kauf könnte den amerikanischen Konkurrenten GE vom europäischen Markt fernhalten, ziehe nicht, sagte er der Zeitung. "Siemens ist ja auch in Amerika aktiv und sollte sich zudem im Wettbewerb behaupten können." Auch einen Bieterkampf mit GE sieht Niesel mit Sorge. "Ob die zwei oder drei Milliarden Euro mehr zahlen müssen, macht ihnen am Ende nicht viel aus", gab er zu bedenken. "Siemens hingegen kann sein Geld deutlich besser anlegen als bei Alstom."(Christine Schultze, dpa)

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