Wirtschaft

So soll das künftige Büroareal „DATEV IT-Campus 111“ in Nürnberg aussehen, das bis 2015 fertiggestellt sein soll. Es wird sich in unmittelbarer Nachbarschaft zur jetzigen DATEV-Zentrale befinden und soll Platz für 1800 Mitarbeiter bieten. (Visualisierung: Datev)

13.07.2012

Kampf den Bedenkenträgern

Datev-Vorstandschef und BITKOM-Präsident Dieter Kempf fordert mehr Engagement von der Politik für E-Government

Den technischen Teil beherrschen wir, nur mit der Realisierung hapert es“, sagt Datev-Vorstandschef und BITKOM-Präsident Dieter Kempf am Rande der Datev-Bilanzpressekonferenz in Nürnberg der Staatszeitung. Er kritisiert, dass in Deutschland zwar E-Government gepredigt werde, aber bei der Umsetzung die Zauderer und Bedenkenträger zum Zug kämen. „Das ist bei der elektronischen Vergabe so, beim digitalen Polizeifunk und und und. Gott sei Dank ist jetzt eine Klage gegen die elektronische Gesundheitskarte zurückgewiesen worden.“
Kempf meint, dass sich die Deutschen als Zivilgesellschaft schon einmal an die Nase fassen müssten und klar sagen, was sie wollen und was nicht. „Wir diskutieren immer abstrakte Gefahren und legen bei unserem Eigenheim den Ersatzschlüssel unter die Fußmatte, ohne dass die Zahl der Einbrüche signifikant steigt.“
Doch Kempf übt auch Selbstkritik. Die IT-Branche müsse das Thema Transparenz viel stärker und deutlicher in der Öffentlichkeit spielen. Dann gebe es auch weniger Vorbehalte. Und beim neuen elektronischen Personalausweis (nPA) würden auch wesentlich mehr Menschen die elektronische Identifikationsfunktion freischalten lassen. Momentan habe nur ein Drittel der bisher rund 20 Millionen Besitzer eines nPA diese Möglichkeit aktivieren lassen.
Dabei wäre diese Funktion zum Beispiel sofort für die Etablierung der elektronischen Gehaltsabrechnung nutzbar. Aber auch viele andere Einsatzmöglichkeiten böten sich, die in der Konsequenz auch zu einem Bürokratie- und damit Kostenabbau führen würden.
Kempf ist zwar froh über den intensiven Kontakt zu Bayerns IT-CIO Franz Josef Pschierer (CSU), und in vielen Feldern herrsche auch Konsens. Doch die meisten Themen müssten auf Bundesebene in Richtung E-Government geregelt werden. Das seit Langem erwartete entsprechende Gesetz des Bundes lasse immer noch auf sich warten. Insofern kommen Kempf und Pschierer oftmals über ein gemeinsames Schulterzucken ob der stockenden Entwicklung nicht hinaus. „Eigentlich müsste der bayerische IT-CIO in der Staatskanzlei angesiedelt sein, um ressortübergreifend arbeiten zu können“, meint der BITKOM-Präsident. Gleiches gelte für den nationalen CIO. Dieser gehöre ins Kanzleramt.
Trotz dieser schleppenden Entwicklung gibt der IT-Dienstleister Datev im eigenen Haus Gas. Er will eine sichere Anbindung von mobilen Geräten an die Netzwerke von Firmen und Kanzleien ermöglichen. Mit einer neuen Lösung könnten Nutzer ohne Sicherheitsrisiko E-Mails, Kalender und Kontakte synchronisieren und auf Anwendungen im Netzwerk zugreifen. Im abgelaufenen Geschäftsjahr verzeichnete das Unternehmen ein Umsatzplus, der Überschuss sank jedoch deutlich. Datev hat knapp 6300 Mitarbeiter und ist auf Software für Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Anwälte spezialisiert.
Die neue Sicherheitslösung trage der Tatsache Rechnung, dass in Unternehmen immer mehr mobile Geräte zum Einsatz kommen, teilte die Datev mit. Kernelement des Systems sei eine über das Rechenzentrum abgewickelte, zentrale Verwaltung von Smartphones und Tablet-Computer. Zudem setze sie auf durchgängige Authentifizierungsverfahren. Derzeit ist die Lösung für iPhone und iPad verfügbar, die Datev will künftig aber möglichst viele Plattformen bedienen.
Die Einführung eines neuen Software-Produkts schlug 2011 auf die Bilanz durch. Obwohl der Umsatz um 4,6 Prozent auf 730,8 Millionen Euro zulegte, ging das Betriebsergebnis der Genossenschaft im Vergleich zum Vorjahr um 5,7 Prozent auf 38,3 Millionen Euro zurück. Der Jahresüberschuss sank um 14,1 Prozent auf 3,4 Millionen Euro. Der Vorstandsvorsitzende Dieter Kempf sprach dennoch von einem sehr erfolgreichen Jahr. Die Erlöse hätten sich nicht nur besser als das Bruttoinlandsprodukt, sondern auch besser als die Branche insgesamt entwickelt.
Unter anderem um die für das Cloud Computing nötigen Rechnerkapazitäten zu schaffen, hat die Datev im vergangenen Jahr 17,4 Millionen Euro in den Ausbau ihrer Anlagen investiert. Dieses Jahr werde mit dem Bau eines 100 Millionen Euro teuren IT-Campus für 1800 Mitarbeiter begonnen. Bis Dezember sollen die Umsätze des IT-Dienstleisters um fast 4 Prozent steigen und außerdem 340 neue Mitarbeiter eingestellt werden, kündigte Kempf an. (rs/dpa)

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