Wirtschaft

Hier können verschiedene Leuchten in Augenschein genommen und Beleuchtungssituationen simuliert werden. (Foto: LEW / Christina Bleier)

20.10.2017

Kommunen unterschätzen die Kosten

Im Technologiezentrum der Lechwerke in Königsbrunn kann man sich umfassend und herstellerunabhängig über Straßenbeleuchtung informieren

Die dunkle Jahreszeit hat begonnen. Grund genug für eine Gemeinde, sich mit ihrer Straßenbeleuchtung zu befassen. Wenn sie diese erneuern will, kann sie richtig Geld sparen. Abhängig vom bisher eingesetzten Leuchtmittel sorgt neueste LED-Technologie teilweise für bis zu 70 Prozent weniger Stromkosten. „Trotzdem werden in den Kommunen die Kosten für die Straßenbeleuchtung regelmäßig unterschätzt“, sagt Christian Mayr, Chef des Technologiezentrums – auch bekannt als Leuchtenpark – der Lechwerke (LEW) in Königsbrunn bei Augsburg, der Staatszeitung. So haben die meisten Städte und Gemeinden Mayr zufolge einen sehr hohen Anteil alter Anlagen. Werden diese durch neue ersetzt, sei mit Investitionskosten von zirka 500 bis 1500 Euro pro Leuchtstelle zu rechnen – je nachdem, ob nur der Leuchtenkopf oder der komplette Mast ausgetauscht wird.

In zehn Jahren amortisiert


„Darum empfehle ich, jährlich fünf Prozent der Beleuchtungsanlagen zu erneuern und dafür entsprechende Finanzmittel vorzusehen“, so der Leuchtenspezialist von LEW. Betrachtet man die Volumina von Leuchtstellen in einer Stadt, wird schnell klar, warum Mayr diese Empfehlung gibt. Allein die schwäbische große Kreisstadt Memmingen hat über 6000 dieser Leuchtstellen. In Königsbrunn, wo das LEW Technologiezentrum beheimatet ist, sind es rund 3800. „Wenn man herkömmliche Leuchtmittel durch moderne LED-Technologie ersetzt, amortisieren sich neuen Leuchten durch die eingesparten Energie- und Wartungskosten meist unter zehn Jahren“, so Mayr.

Das LEW Technologiezentrum in Königsbrunn, in dem neben der Straßenbeleuchtung auch noch E-Mobilität und effiziente Energielösungen präsentiert werden, bietet eine der größten Ausstellungen zu LED-Straßenleuchten in Süddeutschland. Auf dem 13.000 Quadratmeter großen Gelände werden verschiedene Leuchtenformen und Leuchtendesigns, Lichtfarben und Beleuchtungsstärken vorgeführt. Insgesamt befinden sich rund 40 Objektbeleuchtungen sowie 60 verschiedene Straßenleuchten auf dem LEW-Gelände. Um verschiedene Beleuchtungssituationen nachbilden zu können, sind alle Leuchten einzeln schalt- und dimmbar.

Damit interessierte Kommunalvertreter, die übrigens von überall heranreisen können, objektiv über die echten Leistungswerte einer Straßenbeleuchtung informiert werden, hat Mayr einen Messmast aufgebaut, anhand dem er die Fabrikate der unterschiedlichen Hersteller vergleicht. Denn die angegebenen Leuchtstärken würden in der Realität oftmals unterschiedlich wirken.

Intelligente Straßenbeleuchtung


Ein Schwerpunkt im Technologiezentrum liegt auf der intelligenten Straßenbeleuchtung und deren Einsatzmöglichkeiten – ein wichtiges Zukunftsthema, das sich mit LED-Technik besonders gut umsetzen lässt. Mit Hilfe von digitalen Steuerungssystemen können Straßenleuchten individuell bedient und zugleich für weitere Funktionen wie zum Beispiel öffentliches WLAN, Luftmessungen oder integrierte Ladestationen für E-Autos genutzt werden. „Es gibt im Markt spannende Entwicklungen“, so Mayr. „So kann der Straßenbeleuchtungsmast als Stromquelle für die Ladesäule dienen. Multifunktionale Laternen könnten noch weitere Funktionen integrieren: Neben der Beleuchtung auch Internetzugang per WLAN, Informationsdisplays, eine integrierte Notrufsäule oder eine eingebaute Kameras. Sensoren in den Laternen können außerdem die aktuellen Umweltwerte messen, etwa den Feinstaubgehalt in der Luft. Hier wird sich noch einiges tun.“ Mayr denkt auch an weitere Zusatzfunktion der Straßenleuchten: Mittels Sensoren könnte so eine Leuchte die verschiedenen Stellflächen auf einem Parkplatz erfassen. So könnten effektiv freie Stellplätze an Autofahrer vermittelt werden.

Der Schwerpunkt des LEW Technologiezentrums liegt derzeit jedoch auf unterschiedlichen Beleuchtungsmöglichkeiten. So sind LED-Leuchten nicht nur effizienter, je nach Bauart bringen sie das Licht auch viel fokussierter auf Straße und strahlen weniger Licht in die Umgebung ab. Ein Thema, das aufgrund der zunehmenden Sensibilisierung für die Auswirkungen von Streulicht auf die Umwelt immer wichtiger wird. Auch wenn es bedeutet, dass manche Anwohner wieder selbst für die Beleuchtung ihrer Gärten sorgen müssen, weil die Straßenleuchte nun genau jene Bereiche ausleuchtet, für die sie gedacht ist. Eine Möglichkeit bedarfsgerechter Ausleuchtung ist das Konzept des „bewegten Lichts“: Leuchten fahren auf ihre volle Leistung hoch, sobald der Bewegungsmelder erkennt, dass eine Person den Weg entlanggeht. Und es wird auch nur ein begrenzter Bereich vor und hinter dieser Person beleuchtet. Die anderen, am Weg stehenden Leuchten müssen durch diese intelligente Steuerung nur mit minimaler Leistung „brennen“. Das Konzept dieses „bewegten Lichts“ haben die Lechwerke bereits in mehr als 15 Kommunen umgesetzt.

Tipps vom Experten


Wenn eine Kommune die Erneuerung ihrer Straßenbeleuchtung plant, sollten die entsprechenden Verantwortlichen sich auf jeden Fall die Zeit nehmen, ins LEW Technologiezentrum nach Königsbrunn zu reisen. Das ist aus allen Ecken Bayerns durchaus an einem Tag machbar. Denn die Tipps von Lichtspezialist Mayr sind sehr wertvoll. Er spricht die Sprache der Kommunalvertreter, kommuniziert mit ihnen auf Augenhöhe und ganz wichtig: Er will keine Leuchte eines bestimmten Herstellers verkaufen, sondern berät, was ein bestimmtes Fabrikat kann und was nicht.
(Ralph Schweinfurth)

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