Wirtschaft

Stephan Götzl warnt vor einer Privilegierung von Unternehmensanleihen gegenüber klassischen Firmenkrediten. (Foto: GVB)

05.12.2014

„Kredite für Mittelständler würden teurer werden“

Stephan Götzl, Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern über die Pläne der EU-Kommission, die Unternehmensfinanzierung umzukrempeln

Die Staatsschuldenkrise und die lahmende Wirtschaft belasten Europa. Während Deutschland dank seiner Exportstärke noch als Konjunkturlokomotive fungieren kann, fallen die anderen Länder des alten Kontinents immer mehr zurück. Vor allem die Kreditversorgung der Unternehmen ist ein Problem. Das will Brüssel jetzt ändern, zum Schaden des deutschen Mittelstands. Wir sprachen darüber mit Professor Stephan Götzl, Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern. BSZ: Herr Götzl, was genau plant man denn in Brüssel?
Götzl: Die Kommission plant, die Rahmenbedingungen für die Unternehmensfinanzierung umzukrempeln: weg von der Kreditfinanzierung hin zur Kapitalmarktfinanzierung. Hintergrund ist die schleppende Kreditvergabe in Frankreich, Italien, Portugal oder Spanien. Die Unternehmen dort bekommen Kredite nur zu Konditionen, die sie sich nicht leisten können. Also geht die EU von einem Marktversagen aus und will intervenieren. Doch bei uns in Deutschland ist kein Marktversagen festzustellen, es gibt nicht mal im Ansatz eine Kreditklemme. Trotzdem sollen die neuen Regeln auch hierzulande gelten.
BSZ: Was ist so schlimm daran? Hauptsache die Firmen kommen an Geld.
Götzl: Wie schon gesagt: Bei uns funktioniert die Kreditvergabe durch Banken. Warum soll daran gerüttelt werden? Wer jetzt auf Gedeih und Verderben kapitalmarktorientierte Instrumente privilegieren will, hilft dem bayerischen und deutschen Mittelstand nicht weiter, im Gegenteil. Es würde teurer und langwieriger für Unternehmen, an Fremdkapital zu kommen. BSZ: Warum?
Götzl: Ein durchschnittlicher Mittelstandskredit bei den bayerischen Volksbanken und Raiffeisenbanken beläuft sich auf rund 130 000 Euro. Eine Unternehmensanleihe am Kapitalmarkt zu platzieren, macht aber erst ab 50 Millionen Euro Sinn. Selbst wenn sich hundert Mittelständler zusammen täten, wäre man noch weit von den 50 Millionen Euro entfernt. Und es gibt noch andere Schwierigkeiten...(Interview: Ralph Schweinfurth) (Lesen Sie das gesamte Interview in der gedruckten Ausgabe der Bayerischen Staatszeitung vom 5. Dezember 2014.)

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