Wirtschaft

Auch Bayerns zweitgrößte Sparkasse spürt die Auswirkungen der niedrigen Zinsen. (Foto: BSZ)

03.03.2014

Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg präsentiert Bilanz für 2013

Immobilienboom klingt tendenziell ab

Die Feststellung wurde in der Bilanzpressekonferenz eher beiläufig geäußert, obwohl sie doch von großer Bedeutung ist: Nach Beobachtung der Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg hat sich in der zweiten Jahreshälfte 2013 immer mehr abgezeichnet, „dass in unserer Region seitens der Käufer der Immobilienboom der letzten drei Jahre tendenziell abklingt“. Interessenten achteten wieder mehr auf das Preis-Leistungs-Verhältnis. Für das Institut war das Berichtsjahr „eher ein Jahr der kleinen Schritte“, auch wenn die Gesamtentwicklung solide und erfolgreich war.
Auch Bayerns zweitgrößte Sparkasse spürt die Auswirkungen der niedrigen Zinsen, und zwar auf beiden Seiten der Bilanz. Und an diesen Niedrigzinsen werde sich, so der Vorstandsvorsitzende Josef Bittscheidt, auch in den nächsten Jahren kaum etwas ändern. Dennoch werde sich das Institut dank seiner Position im Großraum München, „dem wachstumsstärksten Gebiet der Bundesrepublik, wenn nicht sogar Europas“, auch im laufenden Jahr wieder positiv entwickeln und ein Ergebnis ähnlich dem des Jahres 2013 erreichen.

Menschen sparen immer weniger


Die Gründe für die eher kleinen Schritte sieht Bittscheidt darin, dass die deutsche Wirtschaft durch die anhaltende Rezession in einigen europäischen Ländern und die verhaltene weltwirtschaftliche Entwicklung gebremst wurde, was wiederum die Investitionsfreude der Unternehmen gedämpft habe. Auch die Einlagenseite leide unter den niedrigen Zinsen, denn die Menschen haben nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 2013 so wenig gespart wie seit 2001 nicht mehr. Wenn sie etwa anelgen, bevorzugen sie kurzfristige Anlagen und zunehmend Investmentfonds und Aktien. Immer noch sehr gefragt sind Immobilien, auch wenn der Boom etwas abklingt. Bei fast unbegrenzter Liquidität fehlt es den Menschen an Anlage-Alternativen.
Die europäische Staatsschuldenkrise habe sich inzwischen zwar etwas beruhigt, aber sie sei sicher noch nicht überwunden, meint man bei der Kreissparkasse. Deshalb sei auch weiterhin mit massiven geldpolitischen Maßnahmen der Zentralbanken zu rechnen. Auch wenn die Reformmaßnahmen erste, leichte Wirkungen zeigten, sei mit wieder steigenden Zinsen vorerst nicht zu rechnen. Die Schuldnerländer könnten nämlich kaum höhere Zinsbelastungen tragen. Umgekehrt zehrten die negativen Realzinsen an den Geldvermögen und der Altersvorsorge zum Beispiel der Menschen in Deutschland. Doch gebe es zu der stattfindenden Umverteilung keine Alternative.
Die Kreissparkasse hat 2013 nach Bittscheidts Darstellung ihr Ziel, „mit unserer starken Region zu wachsen und unsere Marktstellung auszubauen“, erreicht. Sinnvollste Messgröße dafür sei nicht die „leicht zu manipulierende“ Bilanzsumme, sondern das Kundengeschäftsvolumen, also die Addition von Einlagen-, Kredit- und Wertpapiergeschäft. Und dieses Volumen hat im Berichtsjahr „trotz der niedrigen Zinsen“ um 4,3 Prozent oder 717 Millionen auf 17,2 Milliarden Euro zugelegt, wogegen die Bilanzsumme mit 9,90 Milliarden Euro unverändert blieb. Als operatives Betriebsergebnis vor Bewertung blieben nahezu unverändert 106 Millionen Euro übrig. Dank eines insgesamt positiven Bewertungsergebnisses werden vor Steuern sogar 110 Millionen und nach Steuern zirca 78 Millionen Euro ausgewiesen. Aus diesem Ergebnis wird das Eigenkapital um 48 Millionen auf 706,7 Millionen Euro aufgestockt. Der Rest wandert in die allgemeinen Vorsorgereserven. Dividende für die Gewährträger gibt es traditionell nicht.

Unterschiedliche Entwicklung der einzelnen Geschäftsfelder

Wegen der niedrigen Zinsen entwickelten sich die einzelnen Geschäftsfelder unterschiedlich. So verzeichneten die Kundeneinlagen nur ein kleines Plus von 44 Mio. auf 8,2 Milliarden Euro. Dagegen wuchs das Wertpapiergeschäft mit einem Plus von 352 Millionen Euro (plus 28 Prozent) auf 672 Millionen Euro deutlich stärker. In den Kundendepots wird nun ein Vermögen von etwa 2,2 Milliarden Euro verwaltet.
„Besonders erfreulich“ entwickelte sich das Kreditgeschäft, das um 13 Prozent oder mehr als 1,6 Milliarden Euro und damit stärker als im Jahr zuvor zulegte. Unter Berücksichtigung der Tilgung stieg der Kreditbestand per saldo um fünf Prozent auf rund 6,8 Milliarden Euro. Die Ausleihequote, also das Verhältnis von Kundeneinlagen zu Kundenkrediten, betrug zum Jahreswechsel 84,1 Prozent. Bittscheidt: „Mit dem weitaus überwiegenden Teil unserer Kundeneinlagen finanzieren wir also private und unternehmerische Investitionen in unserer Region.“
Dennoch war nicht zu übersehen, dass die verhaltene gesamtwirtschaftliche Entwicklung mit einer Zunahme des Bruttoinlandsproduktes in 2013 um nur 0,4 Prozent auf das Investitionsverhalten der deutschen Unternehmen gedrückt hat. Die Investitionen in Ausrüstungen und gewerbliche Bauten waren um gut 2 Prozent rückläufig. In den letzten Jahren lagen die Nettoinvestitionen der deutschen Wirtschaft nahe Null. Es wurde nur etwa in Höhe der Abschreibungen auf Sachanlagen investiert. Auch in der Region rund um München gab es eine gewisse Zurückhaltung bei den Investitionen. Die Anzahl der gewerblichen Kreditanträge ging um 13 Prozent zurück. Immerhin erhöhte sich das Volumen der zugesagten Kredite noch um 0,7 Prozent auf 595 Millionen. Diese Entwicklung sei auch darauf zurückzuführen, dass die meisten mittelständischen Unternehmen sehr gesund seien und in erheblichem Umfang ihre Investitionen aus eigener Liquidität gestemmt hätten. Dennoch konnte das Firmenkundengeschäft moderat um 2,9 Prozent auf 3,9 Milliarden Euro ausgeweitet werden.
Gegenüber Bauträgern und Immobilieninvestoren wurden Kredite über 342 Millionen Euro ausgereicht, annähernd so viel wie im sehr starken Vorjahr. Einen Engpass in diesem Geschäft stelle zunehmend der Mangel an geeigneten Grundstücken und Immobilienobjekten zu vernünftigen Preisen dar.
Auch die Kommunen finanzieren ihre umfangreichen Investitionen in verstärktem Maße aus eigenen Rücklagen. Folglich gab es bei deren Einlagen einen Rückgang um mehr als 10 Prozent auf rund 684 Millionen Euro. Die Energiewende sei verstärkt bei Geothermie-Finanzierungen zu spüren, Finanzierungen im Photovoltaik- und Windkraftbereich spielten eine untergeordnete Rolle.

Fast 5000 Darlehen im Berichtsjahr

Wichtigste Treiber im gesamten Kreditgeschäft sind aktuell die privaten Wohnbaufinanzierungen, denn Immobilien sind mangels Anlagealternativen als Wert sichernde Kapitalanlagen sehr gefragt. Im Berichtsjahr gab die Kreissparkasse fast 5000 Darlehen über insgesamt 815 Millionen Euro (plus 12 Prozent) aus. Auf dem Wohnungsmarkt im Großraum München übersteige die Nachfrage weiterhin das Angebot. Deshalb seien die Immobilienpreise im Berichtsjahr unvermindert gestiegen. Insgesamt konnte die Kreissparkasse 310 Objekte mit einem Gesamtwert von 107 Millionen Euro vermitteln. Das waren aber acht Prozent weniger als im Rekordjahr 2012.
Als für die Sparer und Anleger von großer Bedeutung sieht man bei der Kreissparkasse, dass das Einlagensicherungssystem der Sparkassen auf europäischer Ebene anerkannt wurde und damit die Einlagen auch künftig nicht nur wie im allgemeinen Sicherungssystem erst bei der Insolvenz einer Bank und nur begrenzt auf 100 000 Euro pro Privatperson gesichert sind. Das Sparkassensystem wirke bereits im Vorfeld, verhindere die Insolvenz und sichere damit alle Einlagen in voller Höhe.
Zum Schluss hob Bittscheidt das Engagement der Kreissparkasse für die Region hervor. Von den gewinnabhängigen Steuern von 32 Millionen Euro flossen 14 Millionen über die Gewerbesteuer an die Gemeinden zurück. Außerdem wurden zur Förderung gemeinnütziger Anliegen (vor allem Jugend und Soziales) im Berichtsjahr fast 1,5 Millionen Euro in Form von Spenden, Sponsoring und im Rahmen der vier Stiftungen ausgeschüttet. Das Grundstockvermögen der Stiftungen wurde um zwei Millionen auf nunmehr 10,4 Millionen Euro aufgestockt. (Hans-Gerd Heine) 

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