Wirtschaft

Franz Wirnhier, Vorstandsvorsitzender der LBS Bayern. (Foto: LBS Bayern)

27.07.2016

Kritik an verschärften gesetzlichen Anforderungen

LBS Bayern erzielte 2015 Rekord-Neugeschäft

Die LBS Bayern hat bei ihrer Ausrichtung auf ein anhaltendes Niedrigzinsumfeld wichtige Fortschritte erzielt. „Wir sind bei der Umsetzung unserer Strategie gut vorangekommen“, sagte der Vorstandsvorsitzende Franz Wirnhier bei der Bilanz-Pressekonferenz in München. Die LBS setzt im Neugeschäft ausschließlich auf finanzierungsorientierte Tarife. Dem hohen Ertragsdruck durch die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank begegnet die Landesbausparkasse unter anderem mit nachhaltigen Einsparungen bei den Sach- und Personalkosten.
Nach einem Rekord-Neugeschäft von 8,8 Milliarden Euro im Jahr 2015 strebt die LBS Bayern im laufenden Jahr eine Bausparsumme von etwa acht Milliarden Euro an. 2015 habe es vor der Einführung der aktuellen Tariffamilie einen Schlussverkaufseffekt gegeben, der in diesem Jahr ohne Tarifeinführung fehle, erklärte Wirnhier den erwarteten Rückgang. Die Geschäftsentwicklung entspreche dem allgemeinen Markttrend. Die Bausparkassen haben nach den Worten des LBS-Chefs ihre Produkte generell konsequent auf Finanzierungsvorsorge ausgerichtet. Tarife mit einer höheren Sparverzinsung spielten keine Rolle mehr. Dennoch gelinge es, das substanzstarke, werthaltige Neugeschäft auf hohem Niveau zu halten. „Die Menschen sparen Eigenkapital für den Erwerb und Erhalt von Wohneigentum und sichern sich die Darlehenszinsen für aktuelle und künftige Baufinanzierungen“, so Wirnhier. Beleg dafür sei auch die durchschnittliche Bausparsumme, die von 34 800 Euro im Jahr 2013 über 37 600 Euro im Jahr 2014 auf 46 800 Euro im Jahr 2015 angestiegen ist.

Erstmals Annuitätsdarlehen


Im Finanzierungsgeschäft zeigt sich laut Wirnhier eine Aufwärtstendenz. Bei den Sofortkrediten rechnet die LBS mit einem deutlichen Wachstum des genehmigten Volumens gegenüber dem Vorjahr von 644 auf rund 750 Millionen Euro. Bei den Bauspardarlehen werden etwa 370 Millionen Euro zugesagt (2015: 357 Millionen Euro), der durch den jahrelangen Zinsverfall ausgelöste Rückgang scheint gestoppt. Vor allem Angebote, die Kunden mit älteren Verträgen die heutigen historisch niedrigen Zinsen eröffnen, sind dafür verantwortlich, so der LBS-Chef, der im Finanzierungsgeschäft noch großes Potenzial sieht.
Seit 1. Juli vergibt die LBS auch Annuitätendarlehen. „Das ist besonders dann interessant, wenn Kunden langlaufende Zinsbindungen von über 10 Jahren wünschen“, so Wirnhier. Nach dem novellierten Bausparkassengesetz können Annuitätendarlehen nun mit Bauspareinlagen refinanziert werden. „Nur Bausparkassen sind damit in der Lage, mehrere Finanzierungslösungen anzubieten: Bauspardarlehen, Bauspar-Sofortfinanzierungen und Annuitätendarlehen.“ Wegen des extremen Niedrigzinsumfelds bleibt das Betriebsergebnis der LBS Bayern unter Druck. Zwar konnte der Zinsaufwand 2015 um 20 Millionen Euro reduziert werden. Gleichzeitig sind aber zusätzliche Lasten entstanden. So mussten wegen der Neuregelung der Einlagensicherung dafür erstmalig über sechs Millionen Euro aufgebracht werden. Zudem sorgen die niedrigen Zinsen zwangsläufig für einen hohen Rückstellungsbedarf bei den Pensionsverpflichtungen. Das Betriebsergebnis vor Risikovorsorge lag 2015 bei 7,6 Millionen Euro, der Jahresüberschuss bei vier Millionen Euro. „Es ist uns gelungen“, erklärte Wirnhier, „2015 die Substanz unseres Unternehmens zu stärken. So konnten wir – zusammen mit einem Gewinnvortrag aus dem Vorjahr – unsere Rücklagen um insgesamt 37,5 Millionen Euro aufstocken.“ Auch im laufenden Jahr rechnet die LBS mit einem positiven Betriebsergebnis.

Weitere Optimierungen


„Wir stellen unsere LBS auf eine lange Phase extrem niedriger Zinsen ein“, betonte Wirnhier. Durch das konsequente Umsetzen und weitere Optimieren des Maßnahmenplans werde man aus dieser Phase gestärkt hervorgehen: mit einem schlagkräftigen Vertrieb, mit einem modernen kundenorientierten Service, mit hoher Produktivität. Eine wichtige Rolle spielten die Einsparungen im Verwaltungsaufwand. 2015 lagen die direkt beeinflussbaren Sachkosten acht Millionen Euro unter dem Orientierungswert von 2013. Der Wegfall von 90 Vollzeitstellen, der bis Ende 2017 realisiert werden soll, werde schon 2016 geregelt sein. Kritisch äußerte sich Wirnhier zur Wohnimmobilienkreditrichtlinie, die Ende März 2016 in Kraft getreten ist. Sie verschärft die gesetzlichen Anforderungen an die Kreditvergabe. Vor allem gelten nun noch strengere Kriterien für den Nachweis, dass ein Immobilienkäufer Zins und Tilgung dauerhaft aus seinem zu erwartenden Einkommen aufbringen kann. Auf den Objektwert der Immobilie kommt es dabei praktisch nicht mehr an. Außerdem belastet der Gesetzgeber den Beratungs- und Genehmigungsprozess mit umfangreichen neuen Informations- und Dokumentationspflichten. „Die Vergabe von Immobilienkrediten wird damit unnötig eingeschränkt“, beklagte Wirnhier. „Und das nur, weil die EU-Wohnimmobilienkreditrichtlinie besonders streng in deutsches Recht übertragen wurde.“ Die EU-Richtlinie würde es den Banken, Sparkassen und Bausparkassen durchaus erlauben, von einer übermäßig rigiden Bonitätsprüfung abzusehen, wenn der Kreditvertrag zum Bau oder zur Renovierung der belasteten Wohnimmobilie dient. Diese Option sei in Deutschland gestrichen worden, während Österreich sie übernommen habe. Der Gesetzgeber solle die Regeln auch hierzulande entsprechend anpassen, forderte der LBS-Chef und verwies darauf, dass sich die restriktiven neuen Vorgaben in vielen Fällen gerade durch Bausparlösungen im Kundeninteresse handhaben ließen. (Friedrich H. Hettler)

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