Wirtschaft

Beim 14. Forum Zukunft Schwaben (von rechts): Ulrich Wagner (Hauptgeschäftsführer der HWK Schwaben), Hans-Peter Rauch (Präsident der HWK Schwaben), Professor Gordon Thomas Rohrmair (Präsident der Hochschule Augsburg), Bayerns Wirtschaftsstaatssekretär Franz Josef Pschierer (CSU), Professor Gunther Reinhart (Geschäftsführender Leiter der Fraunhofer-Einrichtung für Gießerei-, Composite- und Verarbeitungstechnik Augsburg), Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU), Professor Peter Welzel (Vizepräsident der Universität Augsburg), Professor Heinz Voggenreiter (Direktor der DLR-Institute für Bauwesen- und Konstruktionsforschung und Werkstoff-Forschung), Andreas Kopton (Präsident der IHK Schwaben) und Peter Saalfrank (Hauptgeschäftsführer der IHK Schwaben). (Foto: HWK für Schwaben)

25.11.2016

Lob und Tadel für die Staatsregierung

IHK und Handwerkskammer veranstalteten in Augsburg das 14. Forum Zukunft Schwaben

Auf Produktion zu setzen und an ihr festzuhalten, war und ist die Stärke der schwäbischen Wirtschaft. Das wurde diese Woche beim 14. Forum Zukunft Schwaben deutlich, das die IHK Schwaben gemeinsam mit der Handwerkskammer (HWK) für Schwaben in Augsburg veranstaltete. „Die Stärke der schwäbischen Wirtschaft resultiert aus der Produktion“, brachte es HWK-Präsident Hans-Peter Rauch auf den Punkt. In den letzten Jahren habe Schwaben mit diesem Bekenntnis zur Produktion aber keinen leichten Stand gehabt. International sei man belächelt worden, als alle Welt auf das Zauberwort Dienstleistung ansprang. Jetzt sei Produktion wieder en vogue, nachdem man global erkannt habe, dass das gegenseitige Haareschneiden nur eine sehr begrenzte Wertschöpfung innehat.

Während IHK-Präsident Andreas Kopton die bayerische Staatsregierung mit Lob ob der Wohltaten für Schwaben überschüttete (Breitbandausbau, Innovationspark Augsburg, Uniklinikum Augsburg, Einstufung Augsburgs als Metropole), kam dem HWK-Präsidenten die Rolle des Kritikers zu. Er mahnte die „sehr dünne Personaldecke“ in den Bauämtern an. Wenn es darum gehe, Verkehrsprojekte bis zur Baureife voranzutreiben, hake es gewaltig. „Geld für die Straßen ist da, aber in den Bauämtern gibt es zu wenig Personal, um dieses Geld zu verbauen“, so Rauch. Zwar sei mit dem sechsstreifigen Ausbau der Autobahn A8 von München über Augsburg nach Ulm, dem Ausbau der B17 von Augsburg nach Landsberg und dem Ausbau der B2 von Augsburg nach Donauwörth viel für die auf eine leistungsfähige Infrastruktur angewiesene Wirtschaft getan worden, doch gebe es nach wie vor wichtige Verkehrsprojekte in Schwaben, die zu realisieren sind.

Chaos bei der Energiewende


Rauch monierte auch das Chaos bei der Energiewende. Die hochentwickelte schwäbische Wirtschaft habe einen hohen Energiebedarf, der ohne die Stromtrassen aus dem Norden nicht gedeckt werden könne. Umso ärgerlicher sei es, dass die Streitereien über Trassenverlauf und das Pro und Kontra Erdverkabelung so viel Zeit in Anspruch genommen haben. „Dieser Zeitverzug kostet Geld. Geld, das die mittelständischen Betriebe und die Verbraucher letztlich über ihre Stromrechnung begleichen müssen“, betonte der HWK-Präsident.

Als einziges Trauerspiel bezeichnete er es, dass sich die Politik nicht auf die steuerliche Förderung der energetischen Gebäudesanierung einigen konnte. Denn ohne diese Sanierungsmaßnahmen sei die Energiewende nicht zu schaffen.

Ebenfalls stark kritisierte Rauch die wachsende Akademisierung: „Das ist ein Irrweg, der obendrein am Bedarf unserer Unternehmen vorbeigeht.“ Nach wie vor würde in den Gymnasien zu einseitig in Richtung Studium informiert.

Produktion ist entscheidend für die Wertschöpfung


Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) betonte, dass trotz Digitalisierung die „Produktion der Hardware“ immer noch entscheidend sei für die Wertschöpfung. 27 Prozent industrielle Produktion sei gegenüber dem EU-Durchschnitt von 20 Prozent ein gewichtiger Standortvorteil für den Freistaat. Und es gehe in Bayern um hochkomplexe Produktion und nicht um Billigproduktion. Darin liege der Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft. Denn mit den digitalen Gründerzentren, die der Freistaat jetzt einrichtet, werde die Innovation in Zusammenarbeit mit etablierten Unternehmen vorangetrieben. Aigner nutzte die Gelegenheit, beim 14. Forum Zukunft Schwaben den ersten Förderbescheid für den Aufbau so eines Gründerzentrums zu überreichen.

Doch bei der Digitalisierung müsse man aufpassen, dass kleine und mittlere Unternehmen nicht abgehängt werden, betonte Professor Heinz Voggenreiter, Direktor der DLR-Institute für Bauweisen- und Konstruktionsforschung und für Werkstoff-Forschung aus Stuttgart: „Die Hardwarekosten für Digitalisierung belaufen sich auf zehn Prozent. Schulung und Neuorganisation in den Unternehmen verschlingen aber 90 Prozent der Investitionskosten.“ Ein erster Mehrwert aus der Digitalisierung stelle sich jedoch erst nach drei bis vier Jahren ein. Dies gelte es zu beachten und mit entsprechenden Fördermaßnahmen gegenzusteuern.
(Ralph Schweinfurth)

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