Wirtschaft

Die Lebensversicherung ist seit Jahrzehnten der Liebling der deutschen Sparer für die Altersvorsorge. (Foto: dpa)

05.03.2015

Lohnt sich die Lebensversicherung noch?

Mickrige Zinsen nagen an den Erträgen der Policen

In Deutschland gibt es immer noch mehr Lebensversicherungen als Einwohner. Gut 87 Millionen Verträge haben die Menschen nach Angaben des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft im Bestand. Viele davon laufen allerdings  schon seit Jahrzehnten. Ob sich der Abschluss einer neuen Lebensversicherung angesichts sinkender Erträge lohnt, ist  umstritten. Die wichtigsten Argumente der Befürworter und Gegner:

PRO: Wenn der Hauptverdiener einer Familie stirbt, kann das in einem finanziellen Fiasko enden. Eine Lebensversicherung schützt die Angehörigen davor. Aus Sicht von Verbraucherschützern ist dafür der Abschluss einer Risikolebensversicherung ausreichend. Sie ist deutlich günstiger als eine kapitalbildende Lebensversicherung, da sie nur den Todesfall absichert und die eingezahlten Beiträge nicht erstattet werden.  
Im Gegensatz dazu dient die kapitalbildende Lebensversicherung auch zur Altersvorsorge. Versicherte können sich die Beiträge entweder in einer Summe auszahlen lassen oder eine lebenslange Rente erhalten.
Für Neuverträge liegt der Garantiezins, der vom Bundesfinanzministerium festgelegt wird, seit Anfang des Jahres bei 1,25 Prozent. Hinzu kommt die freiwillige Überschussbeteiligung, über die Versicherer je nach Wirtschaftslage und Erfolg ihrer Anlagestrategie jedes Jahr neu entscheiden. Im Durchschnitt lag die  Verzinsung aus Garantiezins und Überschussbeteiligung nach Angaben der Ratingagentur Assekurata im vergangenen Jahr bei 3,54 Prozent und sinkt in diesem Jahr auf 3,33 Prozent.  
Mehrere Versicherungen bieten inzwischen auch Verträge an, bei denen zwar keine Zinsen garantiert werden, dafür aber eine höhere Rendite möglich ist. Zugesichert werden der Erhalt der eingezahlten Beiträge und später eine Mindestrente. Wenn es am Kapitalmarkt aufwärts geht, sollen Kunden von höheren Renditechancen profitieren. Marktführer Allianz verkaufte nach eigenen Angaben seit dem Start Mitte 2013 mehr als 90 000 Verträge der neuen Versicherung.

KONTRA: Überschussbeteiligung, Garantiezins, Bewertungsreserven - wer blickt da noch durch? Verbraucherschützer beklagen seit Jahren eine mangelnde Transparenz der Lebensversicherungen. "Kein Kunde kann wirklich nachvollziehen was bei einer Lebensversicherung mit seinem Geld passiert", kritisiert Axel Kleinlein vom Bund der Versicherten.  
Im Februar scheiterte ein Rentner vor dem Bundesgerichtshof mit einer Klage gegen die Allianz. Er war der Auffassung, die Versicherung habe die Bewertungs- oder stillen Reserven unzulässigerweise mit anderen Überschüssen verrechnet und habe ihm aus einer 2008 ausgelaufenen kapitalbildenden Lebensversicherung rund 650 Euro zu wenig an Zinsen ausbezahlt. Die Richter stellten jedoch fest, dass die Versicherer ihre Berechnungen zu den Bewertungsreserven nicht grundsätzlich offenlegen müssen. "Der BGH hat nun sogar bestätigt, dass der Kunde einfach glauben muss, was ihm der Versicherer vorrechnet. Kontrollieren kann das kein Kunde", klagt Kleinlein.  
Die Zeiten, in denen Lebensversicherungskunden mit einer garantierten Verzinsung von 4 Prozent rechnen konnten, sind lange vorbei. Es gilt der bereits erwähnte Garantiezins von 1,25 Prozent. Die Altverträge werden für die Versicherer aber zunehmend zum Problem, da sie die früher versprochenen Zinsen kaum noch erwirtschaften können. Was sie für die hochverzinsten Altverträge beiseitelegen, fehlt als Überschussbeteiligung.  
Für viele Kunden wird daher ihre Lebensversicherung immer weniger wert: Wo im Jahr 2000 noch eine laufende Verzinsung von mehr als 7 Prozent stand, sind es heute weniger als 4 Prozent. Weiterer Kritikpunkt der Verbraucherschützer ist die mangelnde Flexibilität der Lebensversicherung: "Wer früher als ursprünglich geplant den Vertrag beenden möchte, weil das Geld benötigt wird oder der ehemals Begünstigte nicht mehr gesichert werden soll, muss mit massiven Verlusten rechnen", warnt die Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein.
(Daniela Wiegmann, dpa)

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