Wirtschaft

Sturmholzaufarbeitung durch Waldarbeiter. (Foto: Bayerische Staatsforsten)

11.10.2017

Mehr mit Holz bauen

Die Bayerischen Staatsforsten legen eine erfolgreiche Bilanz vor

Immer noch prägen die Folgen von Sturm Niklas die Geschäfte der Bayerischen Staatsforsten. Dazu hat die trocken-warme Witterung in diesem Frühjahr die Ausbreitung des Borkenkäfers begünstigt und das Waldunternehmen zu enormen Anstrengungen gezwungen, eine großflächige Käferkalamität abzuwenden. Das vor diesem Hintergrund erzielte Jahresergebnis von 54,1 Millionen Euro ist daher ein großer Erfolg, so Martin Neumeyer, Vorstandsvorsitzender der Bayerischen Staatsforsten.
Der Umsatz der Staatsforsten ist laut Neumeyer auf einem vergleichbaren Niveau wie in den vergangenen Jahren und liegt heuer bei 402 Millionen Euro. 90 Prozent davon oder 362 Millionen Euro entfallen auf das Kerngeschäft des Unternehmens, den Holzverkauf. Der Holzeinschlag lag mit 4,96 Millionen Festmeter (fm) unter der früher oft überschrittenen Marke von fünf Millionen fm. Die Preise für frische Fichte und die Holzpreise generell waren im Geschäftsjahr 2017 trotz der Folgen von Sturm Niklas stabil beziehungsweise sogar leicht steigend, sagte der Vorstandsvorsitzende.
Fit für den Klimawandel Trotz eines operativen Ergebnisses der Wirtschaftstätigkeit von erneut über 80 Millionen Euro ist der Gewinn von 71 auf 54,1 Millionen Euro zurückgegangen. Die wesentliche Ursache dafür sind laut Neumeyer die steigenden Rückstellungen für die Altersvorsorge, die das Unternehmen im Geschäftsjahr 2017 im Ergebnis zusätzlich um 13 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr belastet haben. „Diese erhöhten Aufwendungen für Altersvorsorge sind direkte Folgen der Niedrigzinspolitik im Euro-Raum.“
Das Geschäftsjahr war vor allem zu Beginn im Sommer 2016 wesentlich durch den Borkenkäfer geprägt, so der Chef der Staatsforsten. Insgesamt seien 2017 rund 710 000 fm Käferholz angefallen, das entspreche etwa 15 Prozent des Gesamteinschlags. Damit liegt das Niveau etwa 56 000 fm unter dem Vorjahr, aber immer noch um fast das Doppelte über dem Niveau vor Niklas, erklärte Neumeyer. Um den Holzmarkt von den Sturm- und Borkenkäferholzmengen zu entlasten, lagern die Bayerischen Staatsforsten seit Sommer 2017 erstmals gute Qualitäten von Borkenkäferhölzern in Nasslagern ein, um diese erst bei einer verbesserten Marktlage zu verkaufen. Zudem gilt seit dem Sommersturm „Kolle“ in Niederbayern ein bayernweiter Einschlagstopp für Nadelfrischholz, der auch vom Sturm betroffenen privaten Waldbesitzern nützt. Die letzten großen Stürme Niklas und Kolle sowie die Trockenheit in diesem Frühjahr zeigen es immer deutlicher. Der Klimawandel geht auch an den bayerischen Wäldern nicht spurlos vorüber. Dies gilt vor allem für die sogenannten Nadelholzreinbestände. Diese bauen die Staatsforsten seit einigen Jahren zu stabilen Mischbeständen um. Von den rund 724 000 Hektar (ha) Staatswald waren 2008 rund ein Viertel, also etwa 172 000 ha umbaunotwendig. Ursprünglich sollten diese Wälder bis 2035 in klimastabile Mischwälder umgebaut sein. Bis Ende 2017 werden jedoch bereits rund 70 000 ha umgewandelt sein, sodass nur noch rund 100 000 ha verbleiben. Da jedes Jahr 7000 ha umgebaut werden, kann der Umbau voraussichtlich bereits vorzeitig 2030 abgeschlossen sein, erklärte Neumeyer. Maßgeblicher Grund ist eine deutliche Zunahme der Naturverjüngung, die mittlerweile drei Viertel der notwendigen Waldverjüngung liefert. Die Staatsforsten investierten im Geschäftsjahr 2017 rund 26 Millionen Euro in den Waldumbau in Form von Pflanzung beziehungsweise Saat, Mischwuchspflege und Schutz vor Wildschäden. Ziel des Waldumbaus ist ein angemessenes Verhältnis zwischen Nadel- und Laubbäumen.

Wilde Wälder: Bayern spitze

Die Diskussion um den Dritten Nationalpark haben die Staatsforsten zum Anlass genommen, zu erheben, wie der Stand bei der natürlichen Waldentwicklung ist. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: 81 800 ha bleiben im Bayerischen Staatswald der natürlichen Waldentwicklung überlassen, mit dauerhaftem Verzicht auf Holznutzung. Das sind 10,4 Prozent der Staatswaldfläche. Damit liegt Bayern deutschlandweit in der Spitzengruppe. Kein anderes Bundesland hat so viele wilde Wälder wie Bayern. Ein dritter Nationalpark, wie er von der Staatsregierung derzeit gesucht wird, ist dabei noch gar nicht berücksichtigt. Alle von den Staatsforsten im Rahmen der neuen Ausbildungsoffensive angebotenen Ausbildungsplätze konnten besetzt werden. 67 Lehrlinge und damit so viele wie nie, haben am 1. September ihre Ausbildung begonnen. Während in anderen Ländern ganz bewusst auf den nachwachsenden, ökologischen und innovativen Werkstoff Holz gesetzt wird, gibt es beim mehrgeschossigen Bauen in Bayern noch Nachholbedarf. Dabei bietet gerade Holz, etwa bei der Nachverdichtung in Städten, neue Möglichkeiten. Der hochwertigen Verwendung des Holzes im Bauwesen kommt in der Holzvermarktung eine Schlüsselrolle zu. Daher haben sich die Staatsforsten zum Ziel gesetzt, den Anteil von Holz im Wohnungsbau zu erhöhen, und planen beispielgebende Leuchtturmprojekte des modernen Holzbaus. Das erste Projekt wird ein mehrgeschossiger Wohnungsbau neben der Unternehmenszentrale in Regensburg sein.

Digitalisierung vorantreiben

Die fortschreitende Digitalisierung bedeutet auch für die Staatsforsten einen tiefgreifenden Wandel. Sie schafft zudem neue Möglichkeiten bei der Fernerkundung, um bei Schadereignissen wie Stürmen oder bei der Borkenkäferfrüherkennung deutlich früher als bisher auf belastbarer Datenbasis zurückzugreifen. In drei Jahren wollen die Staatsforsten praxisreife Anwendungen entwickeln die es mittels luftgestützter Aufnahmen von Satelliten, Drohnen oder Kleinflugzeugen deutlich schneller ermöglichen, strategische Entscheidungen zu treffen, insbesondere zu Schadholzaufarbeitung, Holzvermarktung, Nutzung von Lagerkapazitäten und Logistik. (Friedrich H. Hettler) (Der Waldumbau geht stetig voran. Ein Borkenkäfer - Fotos: bayerische Staatsforsten)

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