Wirtschaft

29.11.2013

Motor der regionalen Wirtschaft

Die deutschen Seilbahnunternehmen generieren interessante Wertschöpfung

Seilbahnen erweisen sich als Motor der regionalen Wirtschaft. Sie sichern und schaffen Arbeitsplätze und stärken entscheidend den ländlichen Raum. Zu diesem Schluss kommt eine neue Grundlagenuntersuchung des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr e.V. (dwif) an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
„Seilbahnen sind ein enorm wichtiger Erfolgsfaktor für eine touristisch geprägte Region“, betonte Bernhard Harrer, dwif-Vorstand, bei der Präsentation der Ergebnisse. Für die aktuelle Studie wurden die Seilbahnnutzer und die Seilbahnunternehmen im Winter befragt. Das Ergebnis war für Harrer überraschend, denn es zeigt, dass der Großteil der Ausgaben nicht auf die Skikarte entfällt (25 Prozent), sondern für andere Leistungen wie Unterkunft (28 Prozent), Verpflegung/Gastronomie (23 Prozent), Einkäufe und Dienstleistungen (16 Prozent) getätigt wird. Dies zeigt laut Harrer, dass viele Branchen in einer Region von der Seilbahn durch zahlreiche Zusatzausgaben der Gäste profitieren.
In Summe sorgen die winterlichen Seilbahnbenutzer in Deutschland für einen Gesamtumsatz von 382,4 Millionen Euro pro Saison. Die Ausgaben für die Wintersportausrüstung sind dabei nicht berücksichtigt, betonte der Wissenschaftler. Basis sind die aus der Unternehmensbefragung abgeleiteten 5,6 Millionen Ersteintritte (Skier Days) im Winter sowie die durchschnittlichen Ausgaben pro Kopf und Tag in Höhe von 68,30 Euro.
Hohe Umwegrentabilität
Aus ihren Einnahmen finanzieren die Unternehmen Löhne und Gehälter ihrer Mitarbeiter sowie Sach- und Dienstleistungen. Auch die Regionen profitieren direkt und indirekt von den Seilbahnen und ihren Nutzern. Die dwif-Studie kam zu dem Ergebnis, dass 1000 Euro Umsatz bei einer Seilbahn zu insgesamt 4500 Euro Umsatz im Umfeld bei all jenen, die direkt (Hotels, Skischulen, Gastronomie) oder indirekt (regionale Zulieferbetriebe in den Bereiche Handel, Handwerk und weitere Dienstleistungen) betroffen sind, führen. Da die getätigten Ausgaben für Wintersportausrüstungen nicht berücksichtigt sind, ist laut Harrer, die Umwegrentabilität durch Seilbahnen tatsächlich noch höher.
Gleichzeitig sichert ein Seilbahnarbeitsplatz durchschnittlich 4,2 Arbeitsplätze. Zudem stärken die Seilbahnen als Arbeitgeber den ländlichen Raum. Schließlich würden ihre Arbeitsplätze nicht ins Ausland verlagert, betonte Peter Huber, Vorstandsvorsitzender des Verbands Deutscher Seilbahnen (VDS). Ferner würden sie den Strom der Pendler in industriell dichter besiedelte Gebiete und damit auch die Umweltbelastung verringern.
„Seilbahnen sind wichtige Anziehungspunkte für die Gäste einer Region und besitzen somit eine große wirtschaftliche Ausstrahlung für das jeweilige Gebiet“, resümierte Harrer. Für Huber sind und bleiben Bergbahnen wichtige Motoren für die ländlichen Regionen und den Tourismus. Der VDS-Vorstandsvorsitzende ging sogar so weit, zu sagen, dass es ohne Seilbahnen die eine oder andere Region beziehungsweise Ort touristisch vielleicht gar nicht mehr geben würde. „Die Existenz einer Seilbahn steht bei der Wahl des Urlaubsorts oder Ausflugsziels ganz oben“, zog Huber ein positives Fazit.
Weiterer Vorteil deutscher Seilbahnen ist die Nähe zu Ballungszentren: Je näher das Wunschziel desto kürzer die Fahrzeit. Dies verringert den Benzinverbrauch und Kosten sowie den CO2-Ausstoß und schont die Umwelt.
In Deutschland waren 2012 169 Seilschwebebahnen, davon 111 in Bayern, vier Zahnradbahnen (zwei im Freistaat) und rund 1600 Schlepplifte (744 in Bayern) in Betrieb. Bei den deutschen Seilbahnunternehmen gibt es laut Huber rund 1600 feste Arbeitsplätze und etwa noch einmal so viele saisonal Beschäftigte.
In diesem Zusammenhang wies Huber darauf hin, dass es seit September 2012 den neuen Ausbildungsberuf des „Industriemechanikers im Einsatzgebiet Seilbahntechnik“ gibt. Entstanden ist das neue Berufsbild im Rahmen eines grenzüberschreitenden Pilotprojekts. Beteiligt sind dabei der VDS und die IHK in Kooperation mit der Wirtschaftskammer Salzburg und dem Landesberufszentrum Hallein. Die bisher neun Lehrlinge absolvieren ihre praktische Ausbildung bei einem deutschen Seilbahnunternehmen, die theoretischen Grundlagen bekommen sie im Berufsschulzentrum Hallein vermittelt.
„Dort steht ihnen“, so Werner Hohl, Referent bei der IHK für München und Oberbayern, „eine optimale Infrastruktur mit Werkstätten und Labors zur Verfügung.“ Eine eigene Halle bietet zudem auf 5000 Quadratmetern Einblick in alle wichtigen Seilbahnsysteme.
(Friedrich H. Hettler)

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