Wirtschaft

Im Windenergieland Mittelfranken wird es demnächst noch mehr Windkraftanlagen geben. (Foto: Wraneschitz)

08.02.2013

Neuer Regionalplan ermöglicht Bürgerwindkraft

Flächen für Anlagen in der Industrieregion Mittelfranken wurden verdreifacht

Ab sofort gibt es drei Mal so viele Windflächen in der Industrieregion Mittelfranken wie bisher. Das hat der Planungsausschuss Region 7 am 21. Januar entschieden. Doch obwohl die Ausweitung nicht von allen Beteiligten gewollt war: Die Entscheidung ging sehr still, fast heimlich über die Bühne. „Aus momentan rechtsverbindlichen 363 Hektar Vorranggebieten und 465 Hektar Vorbehaltsgebieten werden durch die beschlossenen Änderungen 740 bzw. 1780 Hektar“, bestätigt Planungsregionsgeschäftsführer Thomas Maurer der Staatszeitung. Zwar müssten diese Entscheidungen „noch formal zum Abschluss gebracht werden“, so Maurer. Doch die entsprechende „Verordnung wird in der nächsten Sitzung beschlossen und dann von der Regierung veröffentlicht.“ Zuvor hatte das Kommunalgremium der Landkreise Fürth, Nürnberger Land, Roth und Erlangen-Höchstadt sowie der kreisfreien Städte mehrere Jahre lang um die Ausweitung der Windvorrang- und -vorbehaltsflächen gerungen.
Was Windplaner besonders freuen dürfte: „In Aufstellung befindliche Ziele haben Rechtsqualität“, ergänzt der Geschäftsführer. Beispiel Landkreis Fürth: Hier hat die Entscheidung vom 21. Januar bereits zu einer ersten Infoveranstaltung über neue „Bürgerwindräder“ geführt. Denn auch zwei neue Langenzenner Vorranggebiete sind nun im Regionalplan eingetragen. Sie sind bezeichnet als WK41, nördlich von Kirchfembach, ausreichend für zwei Windräder; das größere heißt WK42 und bietet Platz für insgesamt sechs Maschinen.
Das WK42 hat der Markt Erlbacher Windplaner Erich Wust bereits seit anderthalb Jahren im Blick. Er will darauf sechs Anlagen mit je 3 Megawatt maximaler Stromerzeugung errichten, finanziert von der heimischen Bevölkerung. Die Pachtverträge mit den 45 Eignern der Flächen hatte Wust bereits vorsorglich geschlossen.
Gerade mal eine Woche nach der Verbandsentscheidung lud er Interessierte ein und informierte über die Beteiligungsmöglichkeiten. Und schon Ende 2013 sollen die Anlagen ihren Strom über Leitungen ins Umspannwerk Raindorf der N-ERGIE AG einspeisen.
Wirtschaftlichkeit der Windmühlen errechnen
Pech für Wust und die Regionalplaner: Wenige Tage nach der Entscheidung für die Ausweitung der Windflächen hatte Bundesumweltminister Peter Altmeier eine Bremse für das EEG angedroht. Dieses Erneuerbare Energien-Gesetz bildet durch die festen Einspeisevergütungen die Grundlage für Projektkalkulationen. Wust kann deshalb zurzeit nicht mit Sicherheit sagen, ob die errechnete Wirtschaftlichkeit für die neuen Windmühlen eintreffen wird.
Dabei besiegeln Gutachten vom bekannten Velburger Windexperten Josef Guttenberger und vom TÜV Süd Industrieservice Regensburg, dass der Wind auf der geplanten Nabenhöhe von 140 Metern hier mit über 5,6 Metern pro Sekunde im Durchschnitt bläst. 5,5 m/s sind für Regionalplaner der Grenzwert, ab dem Vorrangflächen ausgewiesen werden können.
Deshalb will Wust über die „Bürgerwindenergie Langenzenn GmbH & Co. KG, Sitz Langenzenn“ trotzdem 29 Millionen Euro in das Projekt investieren. 30 Prozent davon sollen Kommanditisten aus Langenzenn und den Nachbarorten als Eigenkapital, den Rest Banken durch Kredite aufbringen.
Dafür bekommen die Anteilseigner über die Laufzeit von 20 Jahren „eine Ausschüttungsquote von 220 Prozent. Die Rendite steigt über die Zeit an.“ Geld fließe von Anfang an auch in den Langenzenner Stadtsäckel, und jedes Jahr 85 000 Euro Pacht an die Grundstücksbesitzer, so Erich Wust.
Auch wenn es öfters anders zu lesen sei, „eine Lizenz zum Gelddrucken ist diese Beteiligung mit Sicherheit nicht. Sie können woanders wesentlich schneller mehr Geld verdienen. Aber auch wesentlich schneller verlieren“, fasst Erich Wust am Ende sein Angebot zusammen.
Für Wust sind „die Altmeier-Aussagen unqualifiziert, der Strompreis steige wegen Windkraft und Solarstrom im Binnenland. Nun werden viele, die Altmeier glauben, den Beutel zumachen“. Auch andere Fachleute wie der CSU-Bundestagsabgeordnete Josef Göppel aus Herrieden fürchten deshalb, die florierende deutsche Ökostromwirtschaft könne zusammenbrechen.
Und auch Herr Thomas Maurer vom Planungsverband Industrieregion Mittelfranken dürfte traurig über den ministeriellen Querschuss sein. Immerhin habe sich der Verband „und vor allem der Regionsbeauftragte Thomas Müller von der Bezirksregierung wegen der Transparenz unheimlich viel Mühe gemacht. Denn wir wollen in den denkbar möglichen Standorten eine Bündelung und Koordinierung erreichen“, konkretisiert er den Hintergrund der erweiterten Regionalplanung für Windkraft. (Heinz Wraneschitz)

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