Wirtschaft

In Spartanburg (South Carolina) steht das weltweit größte BMW-Werk. (Foto: dpa)

14.03.2018

Trump rüffelt die deutschen Musterknaben

BMW erfüllt Donald Trumps Wünsche: Der Autobauer schafft Jobs in den USA und exportiert von dort mehr Autos, als er importiert

Wenn es gegen die deutsche Autoindustrie geht, hält US-Präsident Donald Trump Kurs: Immer wieder droht er Mercedes und BMW mit höheren Zöllen. Ausgerechnet die Musterknaben, die in den USA Tausende Arbeitsplätze geschaffen haben und zusammen mehr Autos dort bauen als verkaufen, bekommen ihr Fett weg. "Anhand der Zahlen lässt sich das nicht logisch begründen", sagt Heiko Weber, Autoexperte der Unternehmensberatung PwC Strategy& Deutschland.

"Japanische Hersteller importieren in den USA fast doppelt so viele Autos wie die deutschen Marken", so Weber. Rund 17 Millionen Autos kauften die US-Amerikaner im vergangenen Jahr - davon 5,0 Millionen von General Motors, 2,6 Millionen von Ford und 2,4 Millionen von Toyota. Erst auf Platz vier folgt Fiat-Chrysler, vor Nissan und Honda mit 1,7 und 1,6 Millionen verkauften Autos. Die deutschen Hersteller können da nicht mithalten: Zusammen verkauften VW, BMW, Mercedes, Audi und Porsche in den USA nur 1,35 Millionen Autos.

Dass politischer Druck wirkt, dafür sind die japanischen Hersteller ein Beispiel. In den 1980er Jahren beschlossen sie auf Wunsch von US-Präsident Ronald Reagan "freiwillige Exportbeschränkungen" und bauten große Werke in den USA. Sie produzieren dort viel, wie Weber sagt. Und gerade eben haben Toyota und Mazda angekündigt, dass sie in Alabama eine neue Fabrik bauen und 4000 Stellen schaffen wollen.

Mustergültig


Aber die deutsche Autoindustrie muss sich keineswegs verstecken: Wie Verbandspräsident Bernhard Mattes berichtet, beschäftigen die deutschen Hersteller und Zulieferer in den USA etwa 117.000 Mitarbeiter. Vor allem BMW steht eigentlich mustergültig da: Die Münchner haben in ihrem weltweit größten Werk Spartanburg neun Milliarden Dollar investiert, fast 10.000 Mitarbeiter eingestellt und im vergangenen Jahr 371.000 SUV-Autos gebaut. Die meisten davon wurden nach Europa und China exportiert - BMW ist heute der größte Autoexporteur der USA. Umgekehrt hat der Konzern nur 250.000 BMW und Minis in die USA importiert und 353.000 Autos dort verkauft.

Mercedes hat in den USA 338.000 Autos verkauft, immerhin 280.000 liefen in Tuscaloosa in Alabama vom Band. Statt Lob gab es von Trump aber erneut Drohungen an beide Oberklasse-Hersteller: "Wir werden Mercedes Benz mit Zöllen belegen, wir werden BMW mit Zöllen belegen."

Tatsächlich erheben die USA auf viele Importautos nur 2,5 Prozent Zoll - die EU kassiert 10 Prozent, China sogar 25 Prozent. "Bevor man einen Handelskrieg startet, sollte die EU den USA da entgegenkommen", sagt Professor Stefan Bratzel vom Autoinstitut der Hochschule Bergisch-Gladbach. Im Gegenzug müssten die USA dann allerdings auch ihre hohen Zölle auf SUVs und Pick-ups senken.

Allerdings seien nicht Zölle die Ursache dafür, dass GM oder Chevrolet so wenige Autos in Europa verkaufen: "Bei Technik, Design und Qualität setzen die europäischen Premiumhersteller Maßstäbe, an denen sich auch die europäischen Volumenhersteller orientieren", sagt Bratzel. Ford habe das besser hinbekommen, mit Entwicklungen, Design und Produktion in Europa verkauften sie hier im vergangenen Jahr gut 1 Million Autos.

Zustimmung des Kongresses nötig


Die Zölle auf Autos kann Trump nur mit Zustimmung des Kongresses erhöhen - und dort gibt es bereits Widerstand. Nicht nur deutsche und japanische, auch US-Hersteller haben Autofabriken in Mexiko oder beziehen Teile von dort. Der in Kentucky gebaute Toyota Camry - die meistverkaufte Limousine in den USA - besteht zu einem Viertel aus importierten Teilen und würde bei höheren Zöllen etwa 1000 Dollar teurer werden, sagte Toyotas Nordamerika-Chef Jim Lentz.

Aber schon der Wink mit dem Grenzpfahl wirkt. "Die Autohersteller sind sensibilisiert und können sich dem öffentlichen Druck in ihren Entscheidungen nicht ganz entziehen", sagt PwC-Autoexperte Weber. "Wer in einem Markt Geld verdienen will, muss dort auch Arbeitsplätze schaffen - diese Forderung steht wieder höher auf der Tagesordnung", sagt Bratzel. VW hat ein Werk mit 3000 Mitarbeitern in Tennessee, die Konzerntöchter Audi und Porsche haben kein Werk in den USA. "Da macht man sich angreifbar, das ist langfristig kritisch", sagt der Professor.

Zollerhöhungen aber wären für die Arbeitsplätze in der Autoindustrie in den USA langfristig gefährlich: "Das hemmt Innovationen", sagt Bratzel. "Faire Handelsbedingungen ja - aber Schutz vor Wettbewerb, das kann nach hinten losgehen."
(Roland Losch, dpa)

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