Wirtschaft

Wer nur auf die gesetzliche Rente setzt, wird wohl mit Altersarmut konfrontiert. (Foto: Bilderbox)

15.11.2013

Volle Kassen – weiter abstürzende Renten

Berliner Versprechungen nur ein Trostpflaster – Große Rentenreform überfällig

Das deutsche Rentensystem ist von außen gesehen ein Exotikum. In der Struktur gibt es Vergleichbares nur noch in Österreich, aber dort gelten günstigere Spielregeln. International wird die Altersversorgung vielfach über die Steuer bezahlt oder über gigantische Pensionsfonds, die nach dem Prinzip einer Lebensversicherung funktionieren, wie in Japan oder den USA. Nebenbei bemerkt: Diese Pensionsfonds sind die mächtigsten und härtesten, billionenschweren Akteure auf den Finanzmärkten, weil sie eben für Ihre Rentner solide Ausschüttung erwirtschaften wollen und müssen.
Aber nicht nur im Ausland gelten unsere Rentengesetze als undurchschaubar, auch hierzulande gilt das System als ein großer Dschungel, in den sich nur wenige wagen. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, wenn sich jetzt viele selbsternannte Sozialexperten über die immer niedrigeren Renten, vor allem für Frauen wundern. Diese Entwicklung hätte man schon vor Jahrzehnten sauber vorhersagen können, denn sie ist ein zwangsläufiges Ergebnis unserer Rentengesetze.
Der Absturz war vorhersehbar, wenngleich nicht in dieser Dramatik. Sie trägt, so makaber es klingt, neben der guten Konjunktur zu den „gefüllten“ Rentenkassen bei. Ob die Rücklagen wirklich so gigantisch sind, wie manche Politiker uns glauben machen, ist eher eine Ansichtssache. Vergleicht man sie beispielsweise mit den Reserven der großen Kapital gedeckten Systeme hinter denen – wie etwa in Norwegen – ein ständig wachsender mehrere hundert Milliarden schwerer Staatsfonds steht, dann sind unsere Reserven eher eine Lachnummer. Ihre Höhe ist außerdem sehr willkürlich gegriffen.
Die Talfahrt der monatlich ausbezahlten Renten hat Gründe: einmal das gültige Gesetz, das – man halte den Atem an – letztlich aus der goldenen Kaiserzeit stammt. Es hat zwei Weltkriege, Währungsreformen und Diktaturen überstanden. Doch zu Bismarcks Zeiten galten andere Regeln. Da wurde teilweise noch 60 Stunden in den Woche gearbeitet, natürlich auch den ganzen Samstag. Und für die Kinder der Arbeiterklasse begann bereits meist mit 13 Jahren das Berufsleben. Die damalige Ministerialbürokratie, die das neue Rentensystem austüftelte, hielt sich das Berufsleben eines Bergmanns vor Augen. Dieser begann mit 13 Jahren und beendete als Obersteiger mit 65 seine Laufbahn. Immerhin gab es für alle, die nicht mehr arbeiten konnten oder schwer erkrankten, die solide Knappschaftskasse, die auch Witwen und Kinder im Notfall recht ordentlich versorgte. Die Bergleute gehörten damals zu den Spitzenverdienern und so konnten sie auf eine Rente hoffen, die dem Arbeitslohn relativ nahe lag. Bei der Berechnung der jeweiligen Rente, wurden drei Faktoren zugrunde gelegt. Die Jahre, in denen man versichert war, optimal also 45 Jahre, die Höhe der bezahlten Beiträge und eine recht komplizierte Kalkulationsformel, die für einen gewissen Ausgleich der jährlich unterschiedlichen Beiträge sorgt...(Karl Jörg Wohlhüter) Lesen Sie den vollständigen Artikel in der gedruckten Ausgabe der Bayerischen Staatszeitung vom 15. November 2013.

Kommentare (1)

  1. NoName am 19.11.2013
    Ein Beitrag der das Rentensystem kritisiert, aber selbst in sich unstimmig ist.
    Wenn man die Historie bemüht und das Arbeitsleben von 13 bis 65 Jahren vor Augen führt, sollte man nicht von optimalen 45 Rentenjahren sprechen!!! 65 minus 13 ergeben stolze 52 Jahre. Ich finde auch, dass eine Regelung, wonach man nach 45 Arbeitsjahren ohne Abzüge aufhören kann absolut in Ordnung ist. Allerdings sind die Abzüge für diejenigen, die weit vor dem 60 Lebensjahr und damit fast sicher ohne die 45 Jahre geschafft zu haben, mit Abfindungen heimgeschickt werden, bei 14,4 % gedeckelt. Das muss geändert werden. Auch dass die Abfindungszahlungen bei den Firmen die Steuerzahlungen senken, so dass alle Steuerzahler die Zeche mitzahlen, mit der man gut bezahlte ältere Mitarbeiter durch "billige" junge Kräfte ersetzt, gehört abgeschafft. Und dann muss die Anzahl der Minijobs in Firmen zahlenmäßig degressiv zur Mitarbeiterzahl (einschließlich Minijobber) gedeckelt werden, damit Arbeit, die vom Umfang her ein Vollzeitbeschäftigung ermöglichen würde, nicht auf mehrere Schultern verteilt wird, ohne dass die Menschen Rentenanspruche erhalten.
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