Wirtschaft

Bayerns Forstminister Helmut Brunner eröffnete die Renexpo. (Foto: Dany)

14.10.2016

Vom Leuchtturm zum Taschenlämpchen

Umweltmesse Renexpo in Augsburg läuft immer schlechter

Wie es sich gehört, lobte Helmut Brunner (CSU) als Schirmherr und Begrüßungsredner erst mal den Gastgeber: Augsburg sei die „nachhaltigste Großstadt Deutschlands“. Seit 20 Jahren begleite die Stadt glaubwürdig den Agenda-21-Prozess. Zum 17. Mal fand letzte Woche die Renexpo in Augsburg statt, die fast schon eine Art Ökomessen-Dino ist. „Die Renexpo ist eine Zukunftsmesse. Der Ball rollt und ist nicht aufzuhalten“, sagte jedoch der bayerische Landwirtschaftsminister und fügte hinzu: „Die Energiewende ist schon so weit gediehen, dass wir vom Erfolg überzeugt sein können.“

Bayern wolle Brunner zufolge auch weiterhin Vorreiter beim Klimaschutz sein. Der CO2-Ausstoß pro Kopf soll langfristig auf unter zwei Tonnen gesenkt werden, die Biomasse dabei eine Schlüsselrolle spielen. „Die Holzenergie ist in Bayern ein herausragender Energieträger“, sagte der Forstminister aus dem Bayerischen Wald mit Verweis auf den wieder parallel zur Renexpo stattfindenden Fachkongress, der mit über 200 Teilnehmern sogar zulegen konnte. Holzenergie schaffe „Wertschöpfung für mittelständische Betriebe im ländlichen Raum“ und vermeide 2,3 Milliarden Liter Heizöl pro Jahr.

Beim Biogas bezifferte Brunner die Wertschöpfung auf 1,2 Milliarden Euro im Jahr. Die 2400 bayerischen Anlagen beanspruchten zwar zehn Prozent der Landwirtschaftsfläche. Vor 100 Jahren sei jedoch für das Futter der Zugtiere das Dreifache gebraucht worden. „Aus diesem Blickwinkel ist ein vernünftiger Flächenanteil für die Energieproduktion gerechtfertigt“, betonte der Minister. Er begrüßte es, dass „die Bioenergie mit dem neugefassten Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ab 2017 wieder eine Perspektive erhalten“ habe. Nächstes Jahr werden Ausschreibungen für Ökostrom-Anlagen eingeführt, bei denen auch bestehende Biogasanlagen ein Gebot abgeben können. Das eröffnet die Möglichkeit einer Anschlussförderung nach Ablauf der 20-jährigen EEG-Vergütung. Den „rollenden Ball“ wähnte Brunner jetzt bei Energieminister Sigmar Gabriel. Ein großes Ziel Bayerns wurde nämlich noch nicht erreicht: Bei den Biomasse-Ausschreibungen gibt es keine Größenklassen und auch die Einsatzstoffe bleiben unberücksichtigt. Deshalb werde die Bayerische Staatsregierung „die weitere Entwicklung aufmerksam verfolgen und notwendige Korrekturen anmahnen.“

Niedriger Ölpreis als größter Hemmschuh


Wie es sich gehört für einen CSU-Bundestagsabgeordneten spielte Artur Auernhammer auf dem Holzenergiekongress den Ball mannschaftsdienlich an Brunner zurück: „In enger, guter Zusammenarbeit mit der bayerischen Staatsregierung“ sei der Erfolg beim EEG erreicht worden. Die Verhandlungen in Berlin hätten gezeigt, „wo die Freunde der Bioenergie“ seien. Auernhammer ist seit Januar Vorsitzender des Bundesverbands Bioenergie. Er kommt aus Oberhochstatt bei Weißenburg, wo er einen Bauernhof betreibt – und eine Hackschnitzelheizung. Der Mittelfranke soll also die Achse „Bayern – Bioenergie“ weiter stärken und das vor allem in Berlin.

Im Bundesumweltministerium (BMU) zählt Auernhammer dagegen weniger Bioenergie-Freunde: Das Ministerium verärgere die Branche mit Forderungen nach anteiligem Nutzungsverzicht in Wäldern. Außerdem wolle das BMU mit einer neuen TA Luft (Technische Anleitung) verschärfte Emissionsgrenzwerte einführen, die von Biomasseanlagen kaum zu schaffen seien. Der größte Hemmschuh dürfte aber zurzeit der niedrige Ölpreis sein. „Der Preisvorsprung von Biomasse ist zu gering. Investitionsentscheidungen werden gescheut“, berichtete Stephan Kleiner vom Bayerischen Wirtschafts- und Energieministerium. Daher müssten „die langfristigen Vorteile von Holz“ aufgezeigt werden. „Die Energiewende gelingt nur, wenn wir die Wärmewende anpacken“, konstatierte der Bioenergie-Referatsleiter.

Erfolge des Freistaats gewürdigt


Wie es sich gehört für einen bayerischen Ministeriumsvertreter, wurden die Erfolge des Freistaats gewürdigt: das 10.000-Häuser-Programm; das Beratungsnetzwerk mit Carmen e.V., dem TFZ und den „Landschaft-Energie“-Beratern, „Bioklima“, das Förderprogramm für Biomasseheizwerke, das jetzt noch attraktiver werden soll und – natürlich – der EEG-Erfolg in Berlin: Die Bioenergie sei die erste erneuerbare Energie, für die im EEG eine Anschlussvergütung geschaffen wurde. Außerdem habe das Ausschreibungsvolumen gegenüber den ersten Plänen erhöht werden können.

Wie den schönen Reden zum Trotz, bot die Renexpo-Messehalle dagegen ein ernüchterndes Bild: Es ist nur noch eine zur Hälfte mit Ausstellungsfläche belegte Halle verblieben. 3500 Besucher informierten sich bei 60 Ausstellern. Eine Handvoll Heizkesselhersteller, zwei Anbieter von Solar-Batteriespeichern, dazu noch einige Berater und Verbände – das war es fast schon. Selbst die lokalen Größen Lechwerke und Erdgas Schwaben suchte man vergeblich. Zur Boomzeit 2011 waren es 350 Aussteller. 15.000 Energie-Interessierte füllten damals vier der sieben Hallen und das Freigelände proppenvoll.

Doch vom einstigen Leuchtturm Renexpo ist nur noch ein Taschenlämpchen übrig. Nachdem der private Messeveranstalter das Handtuch geworfen hatte, übernahm im Vorjahr die Messe Augsburg selbst die Organisation. Mit dem Zugpferd des deutschlandweiten Holzenergiekongresses war gar von einem Ausbau zu „Bayerns Energiewende-Messe“ die Rede. Zwar ist die Renexpo auch für 2017 schon angekündigt, am Konzept dürfte nun aber wohl kräftig gerüttelt werden. Ob der Ball weiter rollt oder hüpft, wird sich also noch zeigen müssen.
(Christian Dany)

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