Wirtschaft

Bauen mit Kalksandsteinen ist beliebt. (Foto: Zapf/Illig)

17.07.2015

Vom Vorteil der sandigen Geburt

Zapf-Gruppe erweitert Kalksandstein-Produktion und Büros in Schwaig bei Nürnberg

Vor Kurzem gab die Zapf KG aus Behringersdorf (Landkreis Nürnberger Land) den Startschuss für ihr neues Firmengebäude. Knapp sieben Millionen Euro wird der bekannte Kalksandsteinproduzent in seinen Heimatstandort investieren. Denn zur jetzt fertiggestellten Bürogebäudeerweiterung kommt in den nächsten Jahren noch eine Erweiterung der Kalksandsteinproduktion hinzu. Auf Sand gebaut ist bei den Zapfwerken im Osten Nürnberg nichts. Und alles. Zapf betreibt sechs Kalksandsteinwerke in der nordbayerischen Region und ist damit größte Anbieter für dieses Baumaterial in Bayern. Neben dem Stammwerk in Schwaig-Behringersdorf – dem ältesten Kalksandsteinwerk der Welt und dem „Herzstück des Unternehmens“ – betreibt das Unternehmen fünf weitere Werke in der Metropolregion Nürnberg. Von Feucht, Zirndorf und Hessdorf aus wird der mittelfränkische Mauersteinmarkt beliefert. Zusammen mit den Beteiligungswerken Amberg in der Oberpfalz und Breitengüßbach in Oberfranken werden von 135 Mitarbeitern (davon acht Auszubildende) insgesamt 24 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet. Das Unternehmen ist damit Marktführer für Kalksandstein (KS) in Bayern. Seit 2008 wird auch nach Tschechien exportiert. Zapf unterhält zwölf Tochter- und Beteiligungsgesellschaften.

Ein Unternehmen in vierter Generation

Das Unternehmen schreibt seit 1899 mit vier Generationen an der Erfolgsgeschichte des Kalksandsteins mit. Kommerzienrat Georg Zapf, der Urgroßvater des heutigen persönlich haftenden Gesellschafters, gründete als 28-jähriger Drogist das erste Kalksandsteinwerk Süddeutschlands an der Bahnlinie Nürnberg-Prag, die „Erste Bayerische Kunstsandsteinwerke GmbH Behringersdorf“. Hintergrund war, die damalige Vormacht des für den Hausbau gebräuchlichen Ziegels zu brechen: Das neue Material sollte günstiger sein und einfacher in der Herstellung. Es gelang, gleich im ersten Jahr wurden rund drei Millionen Kalksandsteine gefertigt.
Der kostengünstige, zunächst außergewöhnliche Mauerstein erlebte in kürzester Zeit einen enormen Aufschwung. Bereits 1904 gab es über 200 Werke in Deutschland, auch Zapf wächst: 1909 kann das Schwaiger Unternehmen das erste Zweig-Werk in Röthenbach an der Pegnitz bauen. Derzeit betreibt die deutsche Kalksandstein-Industrie 79 Werke, elf davon in Bayern, von denen wiederum sechs Zapf gehören. Über die Jahrhunderte haben sich die Baukonstruktionen aus Kalksandstein immer wieder verändert. So führte Zapf 1968 erstmals die wärmedämmende „Thermohaut“ ein. Seit 1998 werden großformatige XL-Formate mit vorgefertigten Elektrokanälen hergestellt. 2002 wurde beschlossen, mit dem Unternehmen Daigfuss in Röhrach eine Kooperation einzugehen. Seit 2008 gibt es zusätzlich das innenliegende Wandheizungssystem KS-QUADRO THERM für Niedrigenergiehäuser.
Was ist überhaupt Kalksandstein? Es ist ein maschinell und umweltfreundlich hergestellter Mauerstein, der aus nur drei regionalen, natürlichen Rohstoffen Quarzsand (90 Prozent), gebranntem Jurakalk (acht Prozent) und Wasser (zwei Prozent) besteht. Der Sand wird stets in unmittelbarer Nähe der Produktionsstätten gewonnen, damit die Transportwege so kurz wie möglich gehalten sind. Die entstandenen Sandgruben werden von Zapf nachhaltig renaturiert. Der natürliche Kalk – aus teils 600 Millionen Jahre alten Lagerstätten – wird durch Sprengung gewonnen, gemahlen, erhitzt; und dann in Reaktoren mit Wasser durchtränkt, dient der Brandkalk als Bindemittel.

Feuchte Rohlinge werden gepresst

Die feuchten Rohlinge werden vollautomatisch in mehreren Größenvarianten gepresst (bis hin zur XL-Variante) und bei rund 200°C Wasserdampf bei 15 bar Druck in langen Härtekesseln ausgehärtet. Dieser Vorgang dauert rund acht bis zehn Stunden. Chemischer Hintergrund: Durch die heiße Wasserdampfatmosphäre wird Kieselsäure von der Oberfläche der Quarzsandkörner angelöst. Die Kieselsäure bildet mit dem Bindemittel Kalkhydrat so genannte kristalline Bindemittelphasen. „Diese Kristallnadeln wachsen auf die Sandkörner auf und verzahnen sich fest miteinander. Das verschafft dem Kalksandstein seine hohe Druckfestigkeit. Schadstoffe entstehen dabei keine“, erklärt der technische Geschäftsführer, Wolfgang Zapf. Anschließend kühlen die gelagerten Steine ab, werden endkontrolliert und palettiert. Die Steine erhalten auf diese im Prinzip simple Weise ihre hohe Festigkeit, Lasten-Tragfähigkeit sowie die guten Schall-, Wärmespeicher- und auch Brandschutz-Eigenschaften. Mit denen sie, so sagt der geschäftsführende Gesellschafter weiter, „Bestwerte unter den Mauersteinen erzielen.“
Beim Verbauen werden die massiven KS-Steine im genormten oktametrischen Planungsraster als Verbundsystem eingesetzt – das heißt, nach dem Mauern wird an der Außenwand eine zusätzliche Wärmedämmung angebracht. „Das Mauern selbst kann per CAD-Computerplanung genau vorgedacht und optimiert werden“, sagt Zapf, auch hinsichtlich der Mengen und der Bestellung. Und da die stabilen, planebenen und vor allem energieeffizienten KS-Wände „sehr dünn konzipiert, maßgenau gemauert und verputzt werden“, betont der Geschäftsführer, „hilft dies, dem Nutzer mehr Raumfläche zu bieten“.
Der Quarzsand selbst, der für KS-Steine nötig ist, bleibt stets derselbe, die Zeit aber nicht stehen. Neue Vermarktungsideen waren gefordert Ständige Innovationen waren von Zapf gefordert, auch in Sachen Vermarktung. „Die Zapf Daigfuss Vertriebs-GmbH wurde 2002 gegründet“, erzählt der Geschäftsführer, Zapf. Diese gemeinschaftliche, zentrale Vertriebs-Organisation ist verantwortlich für Verkauf und Logistik der Produkte aus den fünf Kalksandsteinwerken: den Zapfwerken in Schwaig; der Zapf Daigfuss XL ebenfalls in Schwaig (dort werden ausschließlich die KS-QUADRO-Steine im XL-Format gefertigt); die Zapfwerke in Feucht bei Nürnberg; dem Zapf Kalksandsteinwerk Rangau Zirndorf, und nicht zuletzt dem Megalith Daigfuss Kalksandsteinwerk in Röhrach bei Erlangen. Die Zapf Daigfuss Vertriebs-GmbH kümmert sich um das gesamte, vielfältige Kalksandsteinsortiment inklusive Geräte, Zubehör und Hilfsmittel rund um den Mauerwerksbau (Minikräne, Versetzhilfen, Rollladenkästen, Wandbeschichtungen). Mit den in Nordbayern bekannten weiß-blauen Kran-Lkw und Hängerzügen beliefert das Unternehmen Baustellen in ganz Süddeutschland. Umfassendes Service- und Dienstleistungsprogramm
Ein umfassendes Service- und Dienstleistungsprogramm hilft bei allen anwendungstechnischen Fragen rund um den Mauerwerksbau. Im alljährlichen „Zapf Daigfuss Bauforum“ bietet das Unternehmen eine Fortbildung auf aktuellem Niveau. Die Zapf Daigfuss-Kundengruppen sind so vielschichtig wie das Leistungsspektrum. Von der Innovationsentwicklung über die Bauberatung, von Kalksandstein über Dienstleistungen rund um den Baustoff bis hin zum Service in der Anwendung, von der Rohstoffgewinnung bis hin zur fertigen Immobilie. Zapf berät alle Bauinvestoren, unabhängig davon, ob sie aus dem professionellen, privaten oder öffentlichen Umfeld kommen. Das Unternehmen gilt als Ansprechpartner gegenüber allen Baufachplanern vom Architekten, Statiker und Bauphysiker bis hin zum Fachgutachter. „Doch bei uns versandet gar nichts“, schmunzelt der kaufmännische Geschäftsführer, Hannes Zapf, angesichts der vielen Aufgaben. Die ausführenden Bauunternehmen werden vom Maurer bis zum Geschäftsführer bei allen Fragen rund um den Mauerwerksbau begleitet. Über den Baustofffachhandel werden die Produkte konsequent vertrieben.
Forschungskooperationen mit Hochschulen
Aufgrund der Leidenschaft, Neues zu entwickeln kooperiert Zapf mit den Forschungsbereichen von Universitäten und Hochschulen. Ebenso unterstützt das Unternehmen die Ausbildungsbereiche von der Lehre bis zum Studium. „Für die technische Beratung vor und während der Bauphase stehen Kunden unsere hauseigenen, bautechnischen Berater und Baukonstrukteure zur Verfügung“, ist der Geschäftsführer Wolfgang Zapf stolz. Genauso würden, sagt er, die Fachingenieure der Kalksandstein-Bauberatung Bayern GmbH in Röthenbach an der Pegnitz intensiv eingebunden.
(Thomas Lappe)

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