Wirtschaft

Die Kapazität der Häfen in der nördlichen Adria soll in den nächsten Jahren von derzeit 2 auf 4 Millionen Tonnen Umschlag ausgebaut werden, um sich als Alternative zu den europäischen West- und Nordhäfen etablieren zu können. Im Bild die Ausbauplanung für den auf Chemiefrachten spezialisierten Hafen Marghera bei Venedig. (Foto: Porto di Venezia)

28.03.2014

Von Burghausen über Venedig in die Welt

Neue Perspektiven für den Güterverkehr

Die Anbindung an das europäische KV-Terminal-Netzwerk und der Ausbau der direkten Verbindungen des bayerischen Chemiedreiecks an die deutschen und europäischen Seehäfen ist eines der Ziele für das Burghauser Güterterminal: Erste Gespräche mit Vertretern des Hafens Venedig sowie Logistik-Verantwortlichen der großen Chemiedreieck-Standorte loteten nun Möglichkeiten für die Anbindung des Terminals und die Verladung der Frachten über den Hafen Venedig/Marghera aus. In Burghausen, wirtschaftlicher Schwerpunkt des bayerischen Chemiedreiecks, wird derzeit ein neues öffentliches Terminal für den kombinierten Verkehr errichtet, das Investitionsvolumen beträgt rund 30 Millionen Euro. Ein Konsortium aus der DB Schenker BTT, der Deutschen Umschlagsgesellschaft Schiene-Straße (DUSS) und der Karl Schmidt Spedition wird das „KombiTerminal Burghausen GmbH (KTB) ab Juni 2014 betreiben. Das Konsortium erwartet „hohe Wachstumsraten“ und verfolgt mit dem KTB das Ziel einer direkten Anbindung des Chemiedreiecks an die deutschen und europäischen Seehäfen wie zum Beispiel Hamburg und Rotterdam.
Um zusätzliche Möglichkeiten für die Container-Verschiffung über den Hafen Venedig zu diskutieren, stellten Anton Steinberger, Geschäftsführer der Terminal-Bauherrin RegioInvest Inn-Salzach, sowie KTB-Geschäftsführer Berthold Jesse einen ersten direkten Kontakt zwischen der Hafenbehörde Venedig und den Logistik-Verantwortlichen der Chemiedreieck-Standorte der Wacker Chemie AG in Burghausen und des Industrieparks Werk Gendorf/Burgkirchen sowie des Logistikzentrums Prien (LKZ) her.
Chemiedreieck im Fokus
„Bei diesen ersten Gesprächen ging es vor allem darum, die Anforderungen der Industrie im Chemiedreieck und Möglichkeiten der Zusammenarbeit zu ermitteln“, so Anton Steinberger von der RegioInvest. Alessandro Marino, Geschäftsführer der italienischen Handelskammer in München, hatte dazu die Geschäftsführerin der Hafenbehörde von Venedig, Claudia Marcolin, sowie zwei Vertreter der italienischen Terminalbetreiberfirma Transped S.p.A. nach Burghausen begleitet.
„Ein großer Teil der Chemiedreieck-Produkte geht Richtung Asien und könnte über Häfen in der oberen Adria versendet werden“, erklärt KTB-Geschäftsführer Berthold Jesse. Steinberger ergänzt: „Man könnte bei einem Transport nach Asien, zum Beispiel über Venedig/Marghera oder andere Adria-Häfen wie Triest, Ravenna, Koper oder Rijeka und dann durch den Suez-Kanal fünf Tage Schifffahrt gegenüber dem Seeweg über Rotterdam einsparen.“ Die genannten Adria-Häfen gehören zu einer gemeinsamen europäischen Logistik-Plattform, dem so genannten Verband der Nord-Adria-Häfen (NAPA). Ziel der fünf NAPA-Häfen ist es, gemeinsam eine europäische Logistik-Plattform zu bilden und ihre Dienstleistungen auf den Märkten in Asien sowie in Zentral- und Osteuropa besser bekannt zu machen. So wollen sie sich als Alternative zu den europäischen West- und Nordhäfen profilieren.
Das „Hinterland“ anbinden
Zudem engagieren sich die NAPA-Häfen für die koordinierte Errichtung beziehungsweise Verbesserung der „Hinterland“-Verbindungen. Als „Hinterland“ im positiven Sinne sehen die NAPA-Häfen laut Claudia Marcolin von der Hafenbehörde Venedig den wirtschaftlich starken Nordosten Italiens sowie Österreich und Bayern. Das Burghauser Güterterminal sei daher als südlichstes Terminal Deutschlands „besonders interessant“ für die Adria-Häfen, so Marcolin. Die Bahn-Anbindung könne über den Knoten Villach auf der Tauern-Bahnachse verlaufen, die laut Alessandro Marino erst zu 40 Prozent ausgelastet sei und derzeit weiter massiv ausgebaut werde. Der Terminal des Hafens Marghera bei Venedig habe eine lange Tradition als Chemie-Umschlagplatz und biete daher auch die entsprechende Infrastruktur und das Know-how um chemische Produkte zu handeln, so Marino. Zudem stünden dort noch genügend freie Flächen zur Verfügung, auf denen deutsche Firmen eigene Logistikstrukturen aufbauen könnten.
Nun müssten laut KTB-Geschäftsführer Jesse die Mengen-Potentiale ermittelt werden, ob genügend chemische und konventionelle Güter aus der Region im Chemiedreieck zusammenkommen könnten, damit sich eine Kooperation zwischen dem Burghauser Terminal und dem Hafen Venedig rentiere. Allein die Mengen der Chemieindustrie seien nicht ausreichend, man gehe aber davon aus, dass es in der Region genügend Güter gebe. An die 100 Container pro Woche könnten derzeit Richtung Venedig geschickt werden, „50 bis 60 Prozent davon müssten aber für einen wirtschaftlichen Betrieb auch wieder beladen zurückkommen“, ergänzt Anton Steinberger.
Nun warten KTB und RegioInvest ein konkretes Kooperations-Angebot des Hafens Venedig ab. Man stehe dabei nicht unter Zeitdruck, so Jesse und Steinberger. Letzterer würde die Anbindung des Burghauser Terminals an den Nordosten Italiens mit seinen Häfen generell aber als „zukunftsträchtige Verbindung von zwei sehr potenten Wirtschaftsräumen“ ansehen.
In Burghausen (Landkreis Altötting), wirtschaftlicher Schwerpunkt des „Bayerischen Chemiedreiecks“, wird seit 2012 ein neues öffentliches Terminal für den kombinierten Verkehr errichtet, das Investitionsvolumen beträgt rund 30 Millionen Euro. Ein Konsortium, bestehend aus der DB Schenker BTT, der Deutschen Umschlagsgesellschaft Schiene-Straße (DUSS) und der Karl Schmidt Spedition, wird das „KombiTerminal Burghausen GmbH (KTB) betreiben. Das Terminal in Burghausen soll nach seiner Inbetriebnahme im Frühsommer 2014 nicht nur den Kunden aus der benachbarten Chemieindustrie, sondern auch allen anderen Branchen und der verladenden Wirtschaft offenstehen. Bauherr und Investor des KV-Terminals mit vier Gleisen, zwei Abstellspuren und einem Portalkran ist die RegioInvest Inn-Salzach GmbH, welche auch das Investitionsrisiko trägt. Das KTB hat ein Investitionsvolumen von rund 30 Millionen Euro, wobei rund 8,6 Millionen Euro als Eigenanteil vom Investor aufgebracht und der Rest vom Eisenbahnbundesamt gefördert wird.
Getragen wird die RegioInvest durch die Stadt Burghausen, den Landkreis Altötting, die Raiffeisenbank Altötting-Mühldorf sowie durch die Chemieunternehmen Wacker Chemie AG und Borealis Polymere GmbH. In der ersten Ausbaustufe ist das KTB angelegt auf 48 000 Ladeeinheiten pro Jahr mit vier Zügen pro Tag. Für die zweite Ausbaustufe mit einem weiteren Portalkran und drei weiteren Gleisen stehen noch 4,5 Hektar Fläche zu Verfügung, so dass dann bis zu 80.000 Ladeeinheiten pro Jahr mit sieben Zügen pro Tag möglich sein könnten. Mit der Inbetriebnahme im Juni 2014 stehen auch Depot-Leistungen für bis zu 1200 Container mit 20 Fuß Größe oder für 600 Container mit 40 Fuß zur Verfügung. Zudem verfügt das Terminal aufgrund seines in Deutschland einmaligen Gewässerschutzsystems über höchste Betriebssicherheit.
(Markus Koch)

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