Wirtschaft

Das US-amerikanischen Unternehmen Telair, das in Miesbach seine Europazentrale hat, produziert für Airbus und Boeing die Rollensysteme für die Frachträume der Flugzeuge. Landrat Jakob Kreidl konnte für das stark wachsende Unternehmen die entsprechenden Expansionsflächen zur Verfügung stellen. (Foto: dpa)

22.06.2012

Warum Wirtschaftsförderung wichtig ist

Der Landkreis Miesbach profitiert ganz besonders vom Engagement für Unternehmen

Im Speckgürtel Münchens gedeiht die Wirtschaft bekanntlich prächtig. Doch ein Selbstläufer ist das Wachstum rund um die Landeshauptstadt dennoch nicht. Das beweist der Landkreis Miesbach. Dort musste man vor dem Jahr 2008 schmerzlich erfahren, was es bedeutet, wenn man Unternehmen nicht den entsprechenden Service bietet.
„Bevor ich hier 2008 zum Landrat gewählt wurde, ist eine namhafte Firma, die Teile für den Flugzeugbau produziert, mit 150 hochqualifizierten Arbeitsplätzen in den Nachbarlandkreis abgewandert. Nur weil man keinen Wirtschaftsförderer hatte und den Geschäftsführer des Unternehmens von Pontius zu Pilatus schickte“, sagt Landrat Jakob Kreidl (CSU) der Staatszeitung. Darum hat er damals die Wirtschaftsförderung zur Chefsache erklärt. Er stellte einen hauptamtlichen Wirtschaftförderer ein und seitdem hat sich das Blatt zugunsten des Landkreises Miesbach gewendet. So konnte dem US-amerikanischen Unternehmen Telair, das in Miesbach seine Europazentrale hat, in einem gemeinsamen Kraftakt geholfen werden. „Der Geschäftsführer kam eines Tages zu mir und sagte, er müsse die Produktionskapazität verdoppeln, weil er so viele Aufträge hat“, erzählt Kreidl, der gleichzeitig auch Präsident des Bayerischen Landkreistags ist.
Dank des vollen Einsatzes aller beteiligter Mitarbeiter im Landratsamt konnte innerhalb von wenigen Wochen die Baugenehmigung erteilt und ein Landwirt zum Verkauf der nötigen Flächen für den Erweiterungsbau bewegt werden. Das Unternehmen, das für Airbus und Boeing die Rollensysteme für die Frachträume der Flugzeuge herstellt, verdoppelte dann auch nahezu die Belegschaft von vorher 250 auf über 450.
„So etwas geht nur, wenn man alles andere liegen lässt und sich nur auf dieses Thema konzentriert“, erklärt Kreidl. Das Landratsamt dürfe sich nicht als Behörde, sondern müsse sich als Problemlöser verstehen. Denn nur wenn man die Anliegen der Wirtschaft ernst nimmt und sich um sie kümmert, kann man laut Kreidl entsprechende Erfolge verbuchen. So konnte beispielsweise eine mittelständische Firma aus dem Nachbarlandkreis in die Gemeinde Irschenberg geholt werden. „Irschenberg hat jetzt 120 Arbeitsplätze und entsprechendes Gewerbesteueraufkommen mehr“, betont der Landrat.
Auch die Verlagerung der Unternehmenszentrale des Pharmariesen Sandoz von Wien nach Holzkirchen oder die jetzt schon zweite Erweiterung der Produktion des Unternehmens Acino (Herstellung von speziellen Wirkpflastern für die Krebstherapie) für 20 Millionen Euro sprechen für das wirtschaftsfreundliche Klima im Landkreis Miesbach. Mit der Produktionserweiterung bei Acino wird es auch 40 neue Arbeitsplätze geben.
Das alles läuft aber nicht von selbst. Die hierfür eigens auf Initiative von Kreidl gegründete SMG Standortmarketing-Gesellschaft Landkreis Miesbach hat hieran ihren großen Anteil. Jüngstes Beispiel ist die Werkserweiterung in der Papierfabrik Louisenthal, einem Tochterunternehmen des Münchner Technologiekonzerns Giesecke & Devrient. Da die weltweite Nachfrage nach fälschungssicheren Banknoten steigt, wird jetzt im Louisenthal-Werk am Tegernsee für einen zweistelligen Millionenbetrag eine zweistöckige, 53 Meter lange Produktionshalle errichtet. Die Belegschaft von derzeit etwa 550 Mitarbeitern wird nach der Fertigstellung des Erweiterungsbaus „moderat steigen“, wie es Louisenthal-Geschäftsführer Wolfram Seidemann ausdrückt.
Ein weiterer Beleg für das erfolgreiche Werben um Unternehmen, ist ein 50-Millionen-Euro-Investment, das bei Waakirchen bis Ende 2013 realisiert werden soll. Das Tiroler Gesundheitshotel Landser Hof wird dort eine Filiale errichten, denn mit 96 Prozent Auslastung sind laut Kreidl die Wachstumsgrenzen am Standort Innsbruck erreicht. Das eng mit der Uniklinik Innsbruck zusammenarbeitende Hotel ist spezialisiert auf medizinische Wellness, die vor allem von burnout-geplagten Managern geschätzt wird. 150 neue Arbeitsplätze wird die Dependance von Landsmed in Waakirchen bieten.
Dieser Ansiedlungserfolg war besonders knifflig, da eine Bürgerinitiative verhindern wollte, dass außerhalb des Orts Waakirchen die Landschaft mit so einem Hotel „verschandelt“ wird. „Uns ist es aber gelungen, die schweigende Minderheit zu aktivieren und beim Bürgerentscheid bei 65 Prozent Beteiligung 70 Prozent Zustimmung zu dem Projekt zu erzielen“, freut sich Kreidl.
Aber der Landrat setzt nicht nur auf Standortsicherung und Unternehmensansiedlung. Auch ein Gründerzentrum soll das wirtschaftsfreundliche Klima abrunden. Was andernorts üblich ist, gab es bisher im Landkreis Miesbach nicht. Im Frühjahr 2013 soll aber auch dieses Serviceangebot für Unternehmensgründer stehen.
Ein weiterer Baustein in der Wirtschaftsförderung ist der jährliche Wirtschaftsempfang des Landkreises mit Preisverleihung. Rund 400 Gäste sind zu dieser Veranstaltung eingeladen, die laut Kreidl dazu dient, einmal im Jahr die Wirtschaft im Landkreis öffentlich wertzuschätzen, ihr Danke zu sagen und Leuchtturm-Unternehmen auszuzeichnen.
„Wenn wir weiterhin so intensiv das Wirtschaftsklima pflegen, schaffen wir es weiter auf Erfolgskurs zu bleiben und eine der Aufsteigerregionen Bayerns zu sein“, resümiert Kreidl.
(Ralph Schweinfurth)

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