Wirtschaft

Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (am Rednerpult links) kritisierte heftig den jahrelangen Stillstand bei den Abschreibungsmöglichkeiten für Energiesparinvestitionen, was beim Publikum gut ankam. (Foto: Wraneschitz)

12.10.2012

Weniger Kongress – weniger Ausstellung

Renexpo: Sinkende Ausstellerzahl, aber interessantes Rahmenprogramm

Immer weniger Holzaussteller auf dem Freigelände, dafür aber viele interessante Vorträge. Im verflixten 13. Jahr hatte die jedes Jahr auf dem Augsburger Messegelände stattfindende Renexpo mit Schwierigkeiten zu kämpfen.
Am ersten der vier Messetage drängten sich Termine und Prominente. Schon am Morgen war Bayerns Wirtschaftsminister Martin Zeil (FDP) da. Der eröffnete die Veranstaltung. „Bei einer so ernsten Sache wie der energetischen Gebäudesanierung hört der Spaß dann wirklich auf. Da sind die Leute, die (im Bundesrat, d.Red.) bremsen auf dem falschen Dampfer. Jeder Euro, der da läuft, hat einen Hebel von vier oder fünf Mal weiteren Investitionen“: Dass Martin Zeil heftig den jahrelangen Stillstand bei den Abschreibungsmöglichkeiten für Energiesparinvestitionen kritisierte, kam bei vielen Zuhörern noch gut an. Frontalangriff auf die Oppositionsparteien Es folgte ein Frontalangriff auf die Oppositionsparteien in München und Berlin: „Es bedarf einer Wende in den Köpfen, das müssen wir auch den Bürgern klarmachen. Man darf nicht nur Sonntagsredenpolitik machen, sondern muss sich zu seiner Verantwortung bekennen. Da treten Leute im Parlament für die Energiewende ein, und vor Ort sind sie bei einer Initiative gegen Trassen, Speicher, Photovoltaikflächen vorn dabei.“
Schließlich zitierte Zeil die große Energiewirtschaft mit Sprüchen wie: „Die Wahrheit bei der Energiewende kommt jetzt langsam ans Licht: Es kostet eben mehr als einen Cappuccino pro Monat.“ Sein Eintreten für einen „Umbau der Energieversorgung“, der „nicht gegen, sondern mit der Wirtschaft gemacht werden“ könne. Sein „Hin zu einer innovationsfreundlichen Mengenregelung: Im Herbst kommt die EEG-Novelle auf den Tisch“ löste gar Kopfschütteln aus. Denn einerseits kamen zeitgleich Signale von der (zuständigen) Bundesregierung, das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) werde heuer gar nicht mehr angefasst. Und andererseits „kann er uns damit nicht meinen. Ich unterstütze die EEG-Umlageverfahren, aber ohne Befreiung der Großindustrie“, wie es ein Handwerker formulierte.
Mittags meldete sich der Bundesverband Bioenergie (BBE) zu Wort. Dessen Präsident Helmut Lamp hat „die Hoffnung, es kommt die steuerliche Abschreibung für die energetische Sanierung. Da kann ich Minister Zeil nur beipflichten: Das ist ein Skandal, das hängt nur am Bundesrat“, schimpfte der CDU-Bundestagsabgeordnete a.D. auf Grüne und SPD-Regierungen.
Bei der anstehenden Strom-EEG-Renovierung fordert der BBE jedoch von allen Parteien Einsicht: „Wir müssen um die „Arbeitspferde“ Sonnen- und Windkraftwerke andere bauen, die die Schwankungen ausgleichen. Und zwar nach oben und nach unten“, also speicherfähige Biogas- oder Holzheizkraftwerke (HHKW). Das aktuelle Gesetz verhindere je-doch genau solche notwendigen Investitionen: „Auf Grundlage des EEG 2012 gibt es kein einziges neues HHKW“, berichtete BBE-Vorstand Daniel Hölder.
Und noch einen Seitenhieb auf seine Ex-Bundestagskollegen konnte sich Helmut Lamp nicht verkneifen: „Mit der Einrichtung der Clearingstelle EEG hat der Gesetzgeber zugestanden, dass er nicht in der Lage ist, das Gesetz sicher zu formulieren.“
Am ersten Abend standen noch Ehrungen an. Als Preisträger für den Energy Award hatten die Jury hauptsächlich bekannte Größen der einzelnen Branchen ausgesucht. Johannes van Bergen, Geschäftsführer der Stadtwerke Schwäbisch-Hall beispielsweise, Vorkämpfer für dezentrale Blockheizkraftwerke.
Ganz vorne aber Josef Fell, Grünen-MdB aus Hammelburg. Der wurde im Alter von 60 Jahren für sein „Lebenswerk“ geehrt. Vor allem also für das Entwerfen des Erneuerbare Energien Gesetzes (EEG) im Jahr 2000.
Doch auch ein „Nicht-ganz-so-Prominenter“ wurde mit dem Energy Award ausgezeichnet: Swen Hansen, Vorstand der DBE Deutsche BürgerEnergie eG Nürnberg. Die DBE „bietet Bürgern neben Umweltschutz eine attraktive ökologische Kapitalanlage und beteiligt gleichzeitig ihre Mitglieder an regionalen Bürgerkraftwerken und damit konkret an der Energiewende“, steht in der Begründung.
Eigentlich alles toll also auf der Renexpo? Nein! Fünf von insgesamt 22 neben der Messe laufenden Seminaren und Workshops „mussten wir bzw. unsere Partner leider noch vor der Messe absagen“, so Veranstalter REECO. Mangels Interesse. 13.652 Besucher wurden gezählt, 10 Prozent weniger als im Vorjahr. Und die, die Eintritt gezahlt hatten, mussten mit 10 Prozent weniger Ausstellern vorlieb nehmen. Als einen Grund dafür nannte REECO gleichzeitig stattfindende Konkurrenzveranstaltungen, speziell das ZLF in München, das Zentrallandwirtschaftsfest anlässlich des Oktoberfests. Aber vielleicht hat ja auch die „Energiewende“ ein wenig Schuld: Die stockt nach gerade mal einem Jahr schon gewaltig.
(Heinz Wraneschitz)

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