Wirtschaft

Wenn es brennt, sollte die Feuerwehr möglichst schnell am Einsatzort sein können. (Foto: dpa)

22.02.2017

Wenn die Feuerwehr nicht mehr durchkommt

Brandschutzfachmesse in Nürnberg gestartet

Der Bauboom in den Ballungsräumen und der wachsende Kostendruck von Bauherren darf nach Ansicht von Fachleuten nicht zu Abstrichen beim Brandschutz im Wohnungsbau führen. Es wäre fahrlässig, über Jahrzehnte gewachsene Feuerschutz-Standards aufzuweichen, warnte der Brandschutzexperte Günther Ruhe zum Auftakt der Brandschutzmesse Feuertrutz am Mittwoch in Nürnberg.

Er verstehe zwar, dass große Städte citynahe Wohnquartiere verdichteten, um dringend benötigten preiswerten Wohnungsraum zu schaffen, sagte Ruhe, der unter anderem ein Beratungsbüro für Brandschutz betreibt. Das dürfe aber nicht dazu führen, dass an zentralen brandschutztechnischen Prinzipien gerüttelt werde. Dazu habe bisher etwa gehört, Menschen aus brennenden Häusern mit der Feuerwehrdrehleiter zu retten, wenn Rauch die Flucht über das Treppenhaus versperrt.

Keine Rettung per Drehleiter mehr möglich


In Berlin und Hamburg sei man inzwischen bereit, auch Wohnungen zu genehmigen, bei denen wegen der dichten Bebauung, Parkplätzen oder hohem Baumbestand eine Rettung per Drehleiter nicht mehr möglich sei. Vielmehr sollten Baustandards dafür sorgen, dass das Treppenhaus im Brandfall rauchfrei bleibe und von den Bewohnern in jedem Fall als Fluchtweg genutzt werden könne. "Die Frage ist nur, ob das auch immer so funktioniert", zeigte sich Ruhe skeptisch.

Der Experte, der das Kongressprogramm auf der Messe Feuertrutz organisiert, fürchtet, dass unter aufgeweichten Baustandards der Brandschutz in Wohngebäuden leidet. "Wir haben in Deutschland rund 400 Brandtote pro Jahr. Die müssen wir natürlich weiter senken - aber im internationalen Vergleich ist das eine gute Zahl", sagte Ruhe. "Auch wir wollen neue Wohnungen, Bäume und Parkplätze für die Bewohner - dabei muss aber auch weiterhin der Brandschutz gewährleistet bleiben", stellte Ruhe klar.

Rauchgas ist tödlich


Sorgen bereiten den Brandschutzfachleuten nach Ruhes Angaben weiterhin die oft tödlichen Folgen von Rauchgas. Nach seinen Angaben sterben 90 Prozent der Brandopfer an einer Rauchvergiftung. "Wenn sie einen verrauchten Raum betreten, sind sie nach drei Atemzügen ohnmächtig, nach drei weiteren tot." Der Grund sei der inzwischen große Plastikanteil bei Wohnungseinrichtungen. Menschen müssten für die Gefahren stärker sensibilisiert werden.

Auf der Messe Feuertrutz präsentieren noch bis diesen Donnerstag 275 Firmen Anlagen zum Brandschutz. Dazu gehören unter anderem funkgesteuerte Brandwarnanlagen etwa für den Einsatz auf Baustellen und moderne Feuerlöschsysteme. Mehrere Hersteller bieten auch Lösungen an, um Laien für die Gefahr von Rauchgas zu sensibilisieren. So kann in einer Rauchgaskammer die Situation in einem verrauchten Raum simuliert werden, mittels einer 3D-Brille auch virtuell.
(Klaus Tscharnke, dpa)

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