Wirtschaft

Wer keine passende Karte hat, steht an so mancher Ladesäule dumm da. (Foto: BSZ)

12.09.2014

Wenn die Ladesäule nichts hergibt

Wer mit dem Elektroauto unterwegs ist, braucht starke Nerven

Garmisch-Partenkirchen ist eine Modellregion für Elektromobilität in Bayern. Dort wird mit Steuergeldern erforscht, wie umweltschonende Mobilität von morgen schon heute reibungslos funktionieren kann. Bereits am Ortseingang wird man durch zahlreiche Schilder darauf hingewiesen, wo sich die einschlägigen Ladesäulen befinden. Toll gemacht, aber weniger toll handhabbar. Denn wer sich an einem Feiertag mit seinem Elektroauto zu einem Ausflug nach Garmisch aufmacht, muss feststellen, dass die Heimreise zum Risiko wird. Keine einzige der ausgeschilderten Ladesäulen ist nutzbar. Man benötigt eine spezielle Karte, um diese freizuschalten. Zu haben ist so eine Karte bei den Gemeindewerken, auch das Fremdenverkehrsamt sollte weiterhelfen können. Beide haben aber an Feiertagen geschlossen. Da hilft es nur, in die nächste öffentliche Tiefgarage zu fahren und sich den Strom einfach über die Steckdose mittels Verlängerungskabel im dortigen Treppenhaus zu „besorgen“. Deutschland hinkt hinterher Dieses Problem gibt es aber nicht nur in der oberbayerischen Voralpenkommune. „Das größte Problem hierzulande ist, dass die Ladesäulen oftmals nur diskriminierend zugänglich sind“, kritisiert Kurt Sigl, Präsident des Bundesverbands eMobiltät (BEM). Die Nationale Plattform Elektromobilität (NPE) der Bundesregierung habe es bis heute nicht geschafft, ausreichend schnellladetaugliche Säulen in Deutschland zu installieren. „In den Niederlanden gibt es breits über 8000 Ladesäulen, bei uns sind es gerade einmal 4000“, so der BEM-Präsident. Doch um diese im Vergleich zum Nachbarland wesentlich geringer Anzahl an Ladesäulen nutzen zu können, „muss ich 50 bis 60 Ladekarten im Geldbeutel haben“, wettert Sigl. Er fordert den Bund auf, endlich über die NPE einen einheitlichen Standard zu schaffen.
„Den Frust der Elektroautofahrer kann man gut nachvollziehen. Wir müssen schon ein bisschen aufpassen, dass das für unseren Wirtschaftszweig an sich sehr positiv besetzte Thema Elektromobilität durch die teilweise mangelhafte Zugänglichkeit von öffentlichen Ladesäulen keinen nachhaltigen Schaden nimmt“, sagt Detlef Fischer, Geschäftsführer des Verbands der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW). Ihm persönlich seien gerade in diesem Anfangsstadium auch möglichst einfache Lösungen, die dazu noch zuverlässig funktionieren, lieber als smarte, teure Technik, die nicht allgemein zugänglich ist und im Zweifel nur der versteht, der anstatt mit Bilderbüchern mit einem Smartphone aufgewachsen ist, meint der VBEW-Chef.

Schlichte Lösungen

Und diese schlichten Lösungen gibt es in der Tat auch im Freistaat: So haben zum Beispiel die Stadtwerke Wasserburg ganz einfach die Ladeeinrichtungen im Parkhaus mit einem Münzzähler vergleichbar mit der guten alten Parkuhr versehen. Moderner ist die Sache in Augsburg gelöst. Die Ladesäulen der Stadtwerke der Fuggerstadt sind schon recht zahlreich an zentralen Plätzen vorhanden, verfügen über verschiedene Steckertypen zum Aufladen und sind für jedermann frei zugänglich: einfach EC-Karte reinstecken und fertig.
Damit Fahrzeughersteller wie BMW ihre neuen E-Autos auch hierzulande verkaufen können, sollten Augsburger oder Wasserburger Lösungen Schule machen. Immerhin hat der weiß-blaue Autobauer ehrgeizige Absatzziele. „Die Produktion in unserem Werk in Leipzig liegt aktuell bei zirka 100 Fahrzeugen am Tag und wird sukzessive hochgefahren“, so ein BMW-Sprecher. Die Kundenresonanz sei sehr gut – die Probefahrten bei den BMW i Agenten sind nahezu ausgebucht. Weltweit konnten per Juli 6620 BMW i3 an Kunden ausgeliefert werden. In Deutschland wurden bisher etwa 1740 BMW i3 neu zugelassen.
Wenn die E-Mobilität ein Erfolg wird, profitierten davon Arbeitsmarkt und Staat via Steuereinnahmen. (Ralph Schweinfurth)

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