Wirtschaft

Die Zahl der Vinyl-Fans steigt weltweit. (Foto: obx)

21.09.2012

Wenn die Platte den MP3 aussticht

Bei Passau fertigt eine der letzten deutschen Schallplattenmanufakturen die kultigen Tonträger

Schallplatten sind Schnee von gestern? Nein, sagt Andreas Bauer aus Niederbayern. Im Handel sind die guten alten Vinyl-Tonträger zwar nicht mehr zu bekommen, doch im Zeitalter perfekter Konservenmusik aus MP3-Playern und I-Pods wächst die Zahl der Nostalgiker, sich gerne mal wieder eine Platte auflegen. Das eröffnet ein durchaus lukratives Nischengeschäft für Manufakturen, die die Kunst des Schallplattenpressens noch beherrschen. Eine der letzten von ihnen produziert im niederbayerischen Tiefenbach nahe Passau. Gründer Andreas Bauer hat sein Hobby zum Beruf gemacht und exportiert seine frisch gepressten Schallplatten heute für Liebhaber in die ganzen Welt.
„Ich komme mit der Produktion nicht nach“
Rund 100.000 Schallplatten verkauft Andreas Bauer im Jahr. Es könnten noch viel mehr sein. „Ich komme mit der Produktion nicht nach und kann auch nicht mehr alle Aufträge annehmen“, sagt der Unternehmer. Der gute alte Tonträger mit dem „echten“, wenn auch nicht ganz perfekten Klang ist ganz offensichtlich bei den Musikliebhabern wieder in.
Dank Internet findet der „Platten-Presser“ aus Niederbayern seine Kunden auf der ganzen Welt, von Neuseeland über Japan bis nach Brasilien, ganz ohne Werbung. In der globalen Musikerszene hat die Qualitätsmanufaktur aus Niederbayern mittlerweile einen exzellenten Ruf. Ob Heavy-Metal, Jazz oder Volksmusik – kaum ein Musikstil, den Andreas Bauer nicht schon auf eine Platte gebracht hätte. Auch viele junge Musiker setzen heute wieder auf den nostalgischen „Sound“ auf Vinyl, erzählt der Unternehmer.
In seiner kleinen Manufaktur dreht Andreas Bauer täglich das Rad der Musikgeschichte zurück: Künstler aus aller Welt schicken ihm ihre Stücke auf CD, damit Bauer daraus eine Platte macht. Mit einer speziellen Maschine wird die digitale Musik auf eine Klangfolie übertragen. Von der Klangfolie wird das Muster der Plattenrillen auf eine Kupferscheibe geritzt, die Bauer dann in seine Plattenpresse spannt. Die Presse füttert der Unternehmer mit schwarzem Kunststoffgranulat, aus denen – wie in einem Waffeleisen – bei 180 Grad Celsius in wenigen Sekunden die Platte entsteht. Bis zu 800 Vinyl-Scheiben zum Stückpreis von ein bis drei Euro entstehen auf diese Art pro Tag.
Mit dem Plattenpressen frönt der gelernte Radio- und Fernsehtechniker Andreas Bauer seinem Hobby im Beruf. Der Freizeit-DJ hatte schon immer eine große Schwäche für die alten Scheiben. Als eine Frankfurter Plattenmanufaktur vor über fünf Jahren in Insolvenz ging, ergriff der Unternehmer seine Chance und kaufte die alten Maschinen des Betriebs. Mit viel Tüftelei brachte er sich selbst das Handwerk der Plattenfertigung bei, denn einen solchen Lehrberuf gibt es schon lange nicht mehr. (obx)

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