Wirtschaft

Die Südlink-Trasse soll als Erdkabel verlaufen. (Foto: dpa)

04.01.2017

Zentralistische Infrastrukturmaßnahme

Umweltschützer wollen bei Südlink-Planung nicht mitmachen

Der Bund Naturschutz (BN) will sich nicht an der Planung für die vorgesehene Stromtrasse Südlink beteiligen. "Diese Arbeit muss die Tennet AG selbst machen - nicht wir vom BN", erklärte Edo Günther vom BN in Unterfranken. Der BN lehnt das gesamte Projekt Südlink als "zentralistische Infrastrukturmaßnahme" ab. Stattdessen müsse im Zuge einer dezentralen Energiewende grüner Strom dort erzeugt werden, wo er auch verbraucht wird. Diese Alternative sei von der Politik aber nie geprüft worden.

Die Netzbetreiber hinter Südlink, Tennet und Transnet BW, hatten bis Mitte November dazu aufgerufen, Hinweise zu den verschiedenen Trassen-Alternativen für Südlink über ein Online-Portal zu melden. Dabei waren mehr als 7000 Hinweise eingegangen. Die endgültige Trasse wird Tennet zufolge erst in einigen Jahren feststehen.

Die großen Stromerzeuger sind im Norden, die Stromverbraucher aber im Süden Deutschlands - das ist, vereinfacht gesagt, das Manko im deutschen Stromnetz, das die geplante Leitung "Südlink" ausgleichen soll. Die Netzbetreiber Tennet und Transnet BW planen die Trasse, laut Projektwebsite die "Hauptschlagader der Energiewende". Die Leitung soll auch Unterfranken durchschneiden.

Von wo nach wo geht Südlink?
Das Projekt Südlink vereinigt zwei Leitungen, die weitgehend auf der selben Trasse verlaufen sollen. Startpunkte im Norden sind Wilster und Brunsbüttel in Schleswig-Holstein, Zielpunkte im Süden Grafenrheinfeld in Unterfranken und Großgartach (Landkreis Heilbronn) in Baden-Württemberg. Beginn und Ende der Leitung liegen bewusst in der Nähe von (abzuschaltenden) Kernkraftwerken, weil dort gut ausgebaute Netzknotenpunkte liegen. So könne das bereits vorhandene Stromnetz optimal genutzt werden, heißt es zur Begründung.

Wie soll die Trasse durch Unterfranken laufen?

Es gibt zwei Planungsvarianten und mehrere mögliche Querverläufe. Die Ostvariante überquert die Grenze zum Freistaat nördlich von Bad Neustadt und läuft entlang der Autobahn 71 bis Schweinfurt, kurz dahinter liegt Grafenrheinfeld. Weiter in Richtung Baden-Württemberg ginge es dann östlich an Würzburg vorbei, in einer Kurve über Dettelbach, Winterhausen und Giebelstadt. Die Variante West käme bei Bad Brückenau von Hessen nach Bayern und liefe über Gemünden/Main und Helmstadt westlich an Würzburg vorbei. Grafenrheinfeld würde dann wahrscheinlich mit einer Querspange von Karlstadt aus angebunden.

Läuft die Leitung nun komplett unterirdisch?
Ja. Nach großen Protesten gegen oberirdische Leitungen mit hohen Masten verfügte die Bundesregierung Ende 2015, die Trassen komplett als Erdkabel zu planen. Dafür hatte sich vor allem die CSU eingesetzt. "Wir gehen von einer erheblichen Reduzierung des Widerstandes aus", sagte dazu CSU-Wirtschaftsministerin Ilse Aigner. Die Kosten treibt das aber in die Höhe: Südlink werde eine Summe "im hohen einstelligen Milliardenbereich" kosten, prophezeien die Netzbetreiber. Über die Netzentgelte zahlen das die Stromkunden.

Wie ist der Stand der Planungen?
Tennet und Transnet BW haben bis Mitte Dezember von Bürgern, Städten und Landkreisen Hinweise zum Trassenverlauf gesammelt. Über 7000 Anmerkungen gingen ein. Planer und Gutachter sollen diese nun in den Trassenverlauf einarbeiten. Mit den aktualisierten Planungen wollen die Betreiber dann im ersten Quartal 2017 in die Planung mit der Bundesnetzagentur eintreten. Erst am Ende dieser "Bundesfachplanung" folge die Festlegung auf einen Trassenverlauf, betonte eine Tennet-Sprecherin. Bis dahin blieben alle Alternativen auf dem Tisch.

Wann kommen die Bagger?
Noch nicht so bald. Tennet rechnet mit ungefähr vier Jahren Bauzeit für die Trasse. Die Fertigstellung fassen die Betreiber für 2025 ins Auge - und auch das sei angesichts des enormen Planungsaufwands "sportlich", sagte die Sprecherin. Vor 2021 dürften also noch keine Baumaschinen anrollen.

Was sagen die Kritiker?
Den Netzbetreibern zufolge ist Südlink notwendig, um Windstrom von der Nordsee und Wasserstrom aus Norwegen nach Baden-Württemberg und Bayern zu bringen. Umweltschützer kritisieren aber grundsätzlich die zentralistische Planung, die hinter den großen Energieleitungen steht. Zum Beispiel der Bund Naturschutz fordert stattdessen eine "dezentrale Energiewende" - das heißt, dass grüner Strom an den Orten erzeugt wird, an denen er auch verbraucht wird. Diese Alternative sei von der Politik nie geprüft worden.
(Bastian Benrath, dpa)

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