Bauen

30 Millionen Euro wurden in den Umbau und die Generalsanierung investiert. (Foto: Michaela Leykauf)

08.03.2013

An einem Standort gebündelt

Umbau des Luitpoldhauses zur neuen zentralen Nürnberger Stadtbibliothek

Nach rund drei Jahren Umbau und Generalsanierung öffnete in Nürnberg das Luitpoldhaus, die neue Stadtbibliothek Zentrum, seine Pforten. Seit diesem Datum gibt es am zentralen Standort Gewerbemuseumsplatz eine moderne, nutzerfreundliche Großstadtbibliothek, die über 700 000 Medien bündelt. Darüber hinaus bietet die Einrichtung eine breite Palette von Lern- und Bildungsangeboten. Damit entstand ein bundesweit einmaliges Zentrum für Bildung, Medien, Information und Kultur. Die Kosten für das Projekt betragen 30 Millionen Euro, rund 9,57 Millionen Euro davon konnten aus Förderprogrammen finanziert werden.
Die Stadtbibliothek Nürnberg gliederte sich bisher in die drei Standorte Zentralbibliothek, Bibliothek Egidienplatz und Musikbibliothek am Königstorgraben. Hinzu kommen die Stadtteilbibliotheken, die weiter ihre Aufgaben wahrnehmen. Mit dem Umbau des Luitpoldhauses wurde die zersplitterte Struktur neu geordnet und das gesamte Angebot am Standort Gewerbemuseumsplatz gebündelt. Die Stadtbibliothek Zentrum setzt sich aus den zusammenhängend genutzten Gebäudeteilen Luitpoldhaus und Katharinenkloster sowie dem Bürogebäude (Gebäude des ehemaligen Meistersinger-Konservatoriums) und den Magazinen im Untergrund der Nonnengartenstraße zusammen.
Die räumliche und organisatorische Zusammenlegung sowie das neue Gebäude bieten große Chancen, die Stellung und den Bekanntheitsgrad der Einrichtung in der Stadt zu erhöhen. Auch der neu geschaffene Bildungscampus nimmt räumlich weiter Gestalt an: Stadtbibliothek, Verwaltungs- und Seminargebäude des Bildungszentrums befinden sich nun in unmittelbarer Nähe, sodass der Campusgedanke sichtbar wird – Bildungs- und Kulturangebote aus einer Hand. Weil das Luitpoldhaus in einem Stadterneuerungsgebiet liegt, konnte die Sanierung durch das Bund-Länder-Programm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ sowie das Programm „Soziale Stadt“ gefördert werden. Die Eröffnung war somit auch ein wichtiger Baustein für den erfolgreichen Stadterneuerungsprozess.

Der Mittelbau
wurde abgebrochen


Durch eine Schenkung des königlichen Kommerzienrats Heinrich Berolzheimers sowie seiner Söhne Phillip und Emil war es der Stadt möglich, das Luitpoldhaus als Sitz mehrerer volksbildungsorientierter Vereine – Naturhistorische Gesellschaft (NHG), Volksbildungsverein, Ärztlicher Verein – zu errichten. Es wurde 1911 bezogen und den Vereinen gemäß Stiftungsurkunde zur lebenslangen Nutzung überlassen. Das im Krieg zerstörte Gebäude wurde von 1951 bis 1956 von der Stadt für die NHG und die Volksbücherei sehr vereinfacht mit nur zwei Stockwerken wiedererrichtet.
Im Zuge des 2009 begonnenen Umbaus wurde der nicht mehr tragfähige Mittelbau abgebrochen, durch ein neues Bauteil ersetzt und ein neuer Zwischenbau eingefügt. Dieser verbessert die Eingangssituation und erweitert den Freihandbereich. Der neue Zwischenbau springt gegenüber der Bauflucht des Katharinenklosters um 4,5 Meter zurück und nimmt dessen Traufhöhe auf, um den Klosterbau als eigenständig erlebbaren Baukörper herauszuheben. Das Dachgeschoss des Bestandsgebäudes wurde ebenfalls entfernt und das Gebäude um zwei Geschosse aufgestockt, womit in etwa die ursprüngliche, vor der Kriegszerstörung vorhandene Kubatur wieder hergestellt wird. Mit der Planung hatte die Stadt Nürnberg als Bauherrin das örtliche Büro baum-kappler architekten beauftragt.
Für die Standsicherheit des Gebäude-Ensembles in der Nürnberger Altstadt verantwortlich zeichnet das Ingenieurbüro für Tragwerksplanung Professor Pfeifer und Partner. Aufgrund fehlender beziehungsweise unvollständiger Bestandsunterlagen waren vor Beginn der intensiven Planungstätigkeiten Vorort-Untersuchungen der historischen Bausubstanz notwendig, um sichere Erkenntnisse zur Tragfähigkeit zu gewinnen.
In statischer Hinsicht aufwändig waren bei den Baumaßnahmen die Aufstockung des Luitpoldhauses um zwei Geschosse sowie der Rückbau der alten, mehrgeschossigen Gewölbehallen mit ihren nicht mehr tragfähigen Deckenkonstruktionen. Alte, teilweise mangelhafte Deckenplatten und Wände mussten ertüchtigt oder ausgetauscht werden. Teils wichen tragende Wände, um im Inneren größere Räume zu ermöglichen.
Auch die Bauphase dieses innerstädtischen Projekts erwies sich als große ingenieurtechnische Herausforderung, denn bereits die Abbrucharbeiten waren in statischer Hinsicht zu betreuen. Es wurde ein Abbruchkonzept unter Berücksichtigung von Zwischenbauzuständen erarbeitet und statische Berechnungen hierzu erstellt.
Es waren unter anderem umfangreiche Unterfangungsmaßnahmen an den Bestandsgebäuden notwendig. Der unterschiedliche Baugrund auf dem Areal, teilweise weicher Lehmboden, teilweise Fels, hatte Einfluss auf die Dimensionierung und Ausführung der Baukonstruktion.
Die Öffnungszeiten der neuen Stadtbibliothek sind auf 45 Stunden pro Woche mit regelmäßig sechs Öffnungstagen ausgeweitet, weshalb mit einer deutlichen Steigerung der Nutzungsfrequenz und der Medienentleihungen gerechnet wird. Das Luitpoldhaus empfängt seine Besucher nun mit einem großzügigen Foyer, an das die 24-Stunden-Medienrückgabe angegliedert ist. Von dort gelangt man in die Eingangshalle, in der sich neben der zentralen Informationstheke Garderobenschränke, Ausleihstationen, Buchrückgabeautomaten sowie die Treppenhäuser und Aufzüge zur Erschließung des Luitpoldhauses und des Katharinenklosters befinden.

Energieeffizienz
wurde besser


Ein besonderes Highlight im Erdgeschoss ist die Lernwelt mit unterschiedlichsten Angeboten rund um das Thema „Lernen lernen“. Beispiele sind etwa die Vermittlung von Lern-, Informations- und Medienkompetenz in modularen Kursangeboten durch Bildungszentrum und Stadtbibliothek, individuelle Beratungsangebote wie etwa Lerntypentests oder kostenlose Angebote für Schulklassen und Gruppen. Die Lernwelt ist damit ein wichtiges Bindeglied zum Bildungszentrum.
Im ersten, zweiten und dritten Stock liegen die Freihandbereiche, in denen zusammen mit den drei Geschossen des Katharinenklosters der gesamte Freihandbestand für Besucher zugänglich ist. Im Luitpoldhaus befinden sich im ersten Stock die gesamte Belletristik, Sprach- und Literaturwissenschaften sowie die fremdsprachige Literatur. Auf der zweiten Ebene liegt die Musikbibliothek und auf der dritten Etage die geräumige Kinderbibliothek. Dort haben Jugendliche ihr Reich: Eine eigens für diese Zielgruppe konzipierte Bibliothek mit reinem Freizeitcharakter. Im Katharinenkloster ist die Sachliteratur untergebracht. Eine wohnliche Atmosphäre soll nicht nur zum Ausleihen, sondern ganz besonders auch zum Verweilen, Lesen und Arbeiten ermuntern.
An die Freihandbereiche im ersten Obergeschoss grenzt der dem wissenschaftlichen Betrieb vorbehaltene Handschriftenlesesaal an. Dort wird dem Fachpublikum der wertvolle Handschriftenbesitz der Stadt zur Einsicht vorgelegt. Um besondere Stücke aus dem Handschriftenbestand der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, befindet sich im zweiten Stock ein Ausstellungskabinett. Dort können wertvolle Exponate bei Wechselausstellungen in hochwertigen, klimatisierten und alarmgesicherten Vitrinen präsentiert werden. Im vierten Stock ist ein Teil der Verwaltung des Bildungscampus untergebracht.
Mit der Sanierung und dem Umbau wurde auch eine Verbesserung der Energieeffizienz angestrebt. Ziel ist, den Neubaustandard der EnEV 2007 um mindestens 30 Prozent zu unterschreiten. Der Wärmeverbrauch soll um etwa 50 Prozent, der Stromverbauch um etwa 20 Prozent und der Wasserverbrauch um etwa 30 Prozent unter den vorigen Werten liegen. Damit ist es trotz Flächenerweiterung um etwa 50 Prozent möglich, die Energie- und Wasserkosten auf dem vorherigen Niveau zu halten.
Von den rund 30 Millionen Euro Kosten konnten gefördert werden: 8,8 Millionen Euro im Rahmen der beiden Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramme „Soziale Stadt“ sowie „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“, 744 000 Euro durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie im Rahmen des Programms „Energieoptimiertes Bauen; EnSan“ für die Umsetzung des Klimakonzepts und der innovativen Gebäudetechnik sowie 25 000 Euro durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie im Rahmen des Programms „Rationellere Energiegewinnung und -verwendung“ für die Erstellung des Energiekonzepts.
Die neue Stadtbibliothek hat bei einem Bruttorauminhalt von 36 000 Kubikmetern eine Nutzfläche von gut 5200 Quadratmetern und eine Bruttogrundfläche von knapp 8500 Quadratmetern. (BSZ) (Der Eingangsbereich; Blick ins Treppenhaus; über drei Geschosse erstreckt sich dedr Freihandbereich - Fotos: Jutta Missbach)

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