Bauen

Markus Hennecke von der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. (Foto: Tobias Hase)

24.02.2020

"BIM darf nicht in die Hände einiger Weniger gegeben werden, denn BIM betrifft jeden“

Markus Hennecke, Vorstandsmitglied der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau, über den BIM-Stufenplan.

Den Teufel mit dem Beelzebub austreiben. Eine vielleicht etwas despektierliche Ansicht über Building Information Modeling (BIM). Sicher war dies nicht die Sicht der Bundesregierung, als sie beschloss, ab 2020 alle Infrastrukturbauprojekte des Bundes verpflichtend mit BIM planen und bauen zu lassen. BIM ist ein Kind der Digitalisierung und soll helfen, nachteilige Auswüchse der Digitalisierung zu beheben.

Die Digitalisierung hat die Kommunikation verändert; Informationen können schnell und einfach verteilt werden. Für erfolgreiche Bauprojekte ist es aber nicht wichtig, Informationen schnell und weit zu streuen, sondern sie zusammenzuführen. Gegenteiliges ist derzeit zu beobachten und droht an Dynamik zu gewinnen. Die Zahl der Speicherorte, an denen Projektbeteiligte Informationen ablegen, nehmen zu. Ob Outlook, Whats-App, Windows-365, Google-Cloud: Überall entstehen neue Datenräume mit unzähligen Kopien der Daten und verschiedenen Arbeitsständen. Im Glücksfall weiß der Nutzer noch, wo er die Daten abgelegt hat. Ein vernetztes Arbeiten ist nicht möglich.

BIM zielt darauf ab, Bauinformationen in einer zentralen Datenbank abzulegen (Building Information Modeling), auf die alle Zugriff haben. Bauingenieure sind geübt, mit Modellen zur Dokumentation und Kommunikation von Daten zu arbeiten. Pläne sind virtuelle Modelle, die mit Informationen über das Bauwerk gefüllt sind. Bauingenieure entwickeln bei der Betrachtung eines Bewehrungsplans ein virtuelles Modell, das ihnen oft klarer und nachvollziehbarer erscheint als die reale Ausführung auf der Baustelle.

BIM muss mehr leisten, als dass aus einem zweidimensionalen Plan ein dreidimensionales Objekt wird, das mit Informationen über Material und Abmessungen angereichert ist. Eine positive Wirkung kann BIM nur entwickeln, wenn mit den Daten aus verschiedenen Funktionssichten gearbeitet wird. Ein BIM-Modell muss über die Erstellung hinaus für die gesamte Nutzungszeit verfügbar sein. In einem gut organisierten Bauwerksarchiv mit Plänen ist dies gegeben. Pläne können nach hundert Jahren noch gelesen werden und Informationen über das Bauwerk liefern. An dieser Dauerhaftigkeit der Daten müssen sich zukünftige Entwicklungen messen lassen.

BIM ist, und das übersehen viele, ein Managementansatz. Damit greift es zu kurz, wenn das „M“ für Modeling steht. Building Information Management ist besser. Die Ansicht hat Folgen. BIM darf nicht in die Hände einiger Weniger gegeben werden, denn BIM betrifft jeden. Alle am Bau Tätigen müssen BIM-fit sein. Manager im Projekt, auf beiden Seiten des Tisches, müssen sich in BIM genauso zu Hause fühlen wie die Erschaffer der virtuellen Welten. Die Handhabung von BIM sollte so selbstverständlich sein wie Surfen im Internet. BIM an Spezialisten zu delegieren, ist ungefähr so sinnvoll, wie eine E-Mail handschriftlich vorzuschreiben und sie dann in die Schreibstube zu geben.

Der Einsatz von BIM muss für alle so normal sein wie das Arbeiten mit gängiger IT und Technik. Für erfolgreiche Projekte zählen auch in Zukunft Ingenieurskunst und Organisationstalent. BIM-Skills müssen mittelfristig eine selbstverständliche Sekundarfähigkeit werden. Ist die BIM-Technologie ausgereift? Nein! Es sind noch unzählige Fragen offen. Das 2019 gegründete nationale BIM-Kompetenzzentrum hat noch viele Aufgaben vor der Brust. Ist die Entscheidung der Bundesregierung zu BIM richtig? Ja! Denn wer abwartet, bis alle Fragen beantwortet sind, wird nie loslegen. Die Ingenieure der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau sind „ready to go for BIM“ und bilden sich bei der Ingenieurakademie Bayern stetig fort. Wir sind bereit und warten auf den BIM-Startschuss des Bundesverkehrsministeriums.

Kommentare (1)

  1. Ulrich Hartmann am 27.02.2020
    Vielen Dank Herr Hennecke für diese aufklärenden Worte, denen ich nur uneingeschränkt beipflichten kann! Als CDE-Anbieter treten wir für offene Systeme ein. Um diesen offenen Ansatz voran zu treiben, haben wir gemeinsam mit Mitbewerbern 2018 die DIN SPEC 91391 "Gemeinsame Datenumgebungen für BIM-Projekte" entwickelt. Dort wird auch der Informations-Management-Anteil von BIM ausführlich dargestellt. Frei verfügbar unter https://www.beuth.de/go/din-spec-91391. Teil 2 der DIN SPEC, offene Schnittstellen für CDEs, entwickeln wir derzeit auf europäischer Ebene (CEN/ISO) weiter.
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