Bauen

Dresdens Hauptbahnhof mit der Kuppel von Norman Foster. (Foto: Wiegand)

13.05.2011

Chance für moderne Architektur

Dresden baut sich schön

Nach vierjährigem Umbau ist das Albertinum am Dresdener Elbufer wieder geöffnet. Die Rede ist vom neuen Albertinum, doch an dem sandsteinverkleideten Neorenaissancegebäude fällt äußerlich nur der zweite Eingang am Georg-Treu-Platz auf. Durch ihn gelangen die Besucher aus der 2005 wieder erbauten Frauenkirche ohne Umweg ins Albertinum.
Wer hier hereinkommt, betritt gleich den neuen Lichthof. Als zentrales Foyer steht dieser allen Besuchern offen. Ulrich Bischoff, Direktor der Galerie Neuer Meister, freut sich über die beiden Tageslichtstreifen, die den hohen rechteckigen Raum erhellen. Der eigentliche Clou ist jedoch die kühne Deckenkonstruktion über dem Lichthof, die so genannte Arche. Eine „geniale Idee von Volker Staab“, lobt Bischoff. Zuvor hatte sich Staab speziell in Bayern seine Sporen verdient: so durch die Erweiterung des Maximilianeums 1992 bis 1994, durch das Neue Museum in Nürnberg mit seiner 100 Meter langen Glasfassade (1999) und das Museum Georg Schäfer in Schweinfurt, 2000 fertiggestellt.
In Dresden ging es nach der Überflutung des unter dem Albertinum befindlichen Depots durch das Elbe-Hochwasser von 2002 um den Bau eines schwebenden, hochwassersicheren Depots. Unter dem Stichwort „Arche“ hatte Staab den Wettbewerb gewonnen. „Diese Stahlkonstruktion in 17 Meter Höhe wiegt 2700 Tonnen“, betont Bischoff, doch die Decke des Lichthofs sieht aus wie jede andere. Die erhebliche Last wird auf der einen Seite durch den Aufzugschacht getragen und auf der anderen Seite durch zwei Pfeiler abgestützt, die bis zu 20 Meter tief gegründet sind.
Bischoff eilt die Treppen hinauf und zeigt voller Stolz den 72 Meter langen und 24 Meter breiten Trakt, der in zwei Geschossen Platz für das neue Depot und die Werkstätten bietet. Große Fenster lassen viel Licht hinein. Dort oben sind nun, wie in der Arche Noah, die kostbaren Bestände vor den Fluten geschützt.
An der Finanzierung der Gesamtkosten von 51,7 Millionen Euro haben sich weltbekannte Dresdner Künstler, die zu DDR-Zeiten nach Westdeutschland flohen, auf ihre Weise beteiligt. Die von ihnen gespendeten Bilder erbrachten bei einer Versteigerung 3,4 Millionen Euro. Das Teuerste, „Der Fels“ von Gerhard Richter, erlöste alleine 2,6 Millionen Euro. „Auf diesem Fels sollt ihr mein Albertinum bauen“, soll er gesagt haben. Der Käufer hat es der Galerie Neue Meister als Dauerleihgabe überlassen. Nach dem Umbau ist das Albertinum fit fürs 21. Jahrhundert.

Hotels schießen
wie Pilze aus dem Boden


Wie schrecklich die Stadt nach dem Bombenhagel vom Februar 1945 aussah, zeigt ein Gemälde von Wilhelm Rudolph mit dem Titel „Das zerstörte Dresden“. Umso mehr lässt sich würdigen, was bisher – vor allem seit der Wende – geschehen ist. Der Neumarkt wurde in den letzten Jahren wieder aufgebaut und gibt der Frauenkirche ihren einstigen Rahmen zurück. Das stark beschädigte Residenzschloss wird schon seit Jahren mit hohem Aufwand instand gesetzt und beherbergt seit 2004 das Neue Grüne Gewölbe mit den Pretiosen August des Starken.
Doch in dem von Barockbaumeister Pöppelmann geprägten Elbflorenz – Stichwort: Zwinger – bekommt auch moderne Architektur eine Chance und überzeugt mit gelungenen Lösungen. So hat der deutsche Stararchitekt und Ex-Dresdner Peter Kulka den Kleinen Schlosshof mittels einer durchsichtigen Stahlnetzkuppel in einen nutzbaren Raum verwandelt. Auch hat er mit dem Um- und Neubau des Deutschen Hygienemuseums die Stadt um eine deutschlandweit einmalige Attraktion bereichert. Bei der von ihm konzipierten Centrum Galerie zitiert er äußerlich das ehemalige DDR-Kaufhaus, innen aber das barocke Dresden.
Doch damit nicht genug. Norman Foster, Vater der Berliner Reichstagskuppel, hat dem Dresdner Hauptbahnhof ebenfalls eine durchsichtige Kuppel verpasst. Die zuvor düstere Halle ist wieder hell wie einst. Sehen lassen kann sich auch der moderne Konzertsaal der Musikhochschule, errichtet 2008 vom Stuttgarter Architekturbüro hammeskrause.
Doch die Kräne drehen sich weiter. Hotels schießen wie Pilze aus dem Boden, denn Besucher aus aller Welt kommen in Rekordzahlen, und das trotz der Aberkennung des Welterbetitels wegen der inzwischen fertiggestellten Waldschlösschenbrücke. (Ursula Wiegand)

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