Bauen

Ralf Wulf, Vorstandsmitglied der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. (Foto: B. Gleixner)

09.05.2014

"Der Schlüssel zum Erfolg"

Ingenieurekammer-Bau-Kolumne: Ralf Wulf, Vorstandsmitglied der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau zu dem Thema "Warum ein Ingenieur soft skills braucht"

Soft skills sind, gerade auch für Ingenieure, der Schlüssel zum Erfolg. Da bei einem in Deutschland ausgebildeten Ingenieur die fachliche Qualifikation meist noch außer Frage steht – hoffen wir, dass dies trotz der Bologna-Reform auch so bleiben wird – sind bei Einstellungsverfahren heute in zunehmendem Maße andere Schlüsselqualifikationen entscheidungsrelevant. In einer aktuellen Umfrage von Gabriele Peters-Kühlinger und Friedel John, welche dies sind, haben über 100 Personalverantwortliche aus verschiedenen Bereichen folgende elf Kriterien benannt: Kommunikative Kompetenz, Selbstbewusstsein, Einfühlungsvermögen, Teamfähigkeit, Kritikfähigkeit, analytische Kompetenz, Vertrauenswürdigkeit, Selbstdisziplin, Neugierde, Konfliktfähigkeit und Durchsetzungsvermögen. Dieses Anforderungsprofil trifft auch auf im Baubereich tätige Ingenieure zu. Denn Bauen ist Teamarbeit.
Unsere Projekte sind so umfangreich und komplex, dass es in allen Realisierungsphasen unzählige Beteiligte gibt. Hierbei kann der Einzelne mit seinem Fachwissen alleine nichts mehr erreichen. Die Planungsabläufe sind so ineinander verwoben, zeitlich so eng miteinander verzahnt, dass ständige Kommunikation erforderlich ist. Hierbei muss jeder bereit sein, sich immer wieder auf Neues einzulassen, aber auch fähig sein, eigene, richtige Positionen selbstbewusst zu vertreten.
Bei Projektierungs-, Planungs- oder Baubesprechungen braucht man hierbei analytische Kompetenz, um Chancen erkennen oder Risiken minimieren zu können. Um dann das Richtige zu tun und auch um auf allen Verhandlungsebenen wirtschaftlich erfolgreich zu sein, braucht man das entsprechende Durchsetzungsvermögen.

Alle müssen an
einem Strang ziehen


Egal ob im eigenen Büro oder beim „Jour Fix“ auf der Baustelle: Führen erfordert heutzutage ausgeprägte Sozialkompetenz. Mitarbeiter zu motivieren heißt, mit Einfühlungsvermögen ihre Belange ernst zu nehmen, Konflikte zu erkennen und anzugehen und dabei selbst kritikfähig zu sein. Der Mediator, der das Team hinter sich vereint, erreicht für das Projekt mehr, als der autoritäre „Anschaffer“, der nur seinen Weg vorgeben möchte. Den Einsatzwillen und die Fähigkeiten der Einzelnen zu mobilisieren, gelingt am besten im kooperativen Miteinander. Trotz der jeweils unterschiedlichen Einzelinteressen muss es gelingen, dass alle an einem Strang ziehen.
Das Bauen – vor allem im öffentlichen Raum – hat sich in den letzten Jahren extrem gewandelt. Wir können es uns nicht mehr leisten, „hinter verschlossenen Türen“ zu planen. Wir sind auf der Baustelle, hinter dem Bauzaun, nicht mehr unter uns. Unser Umfeld ist vernetzter, das, was wir tun, ist transparenter, der Bürger erwartet mehr Einbindung, Information und Mitsprache. Dies bedeutet, dass wir auch fähig und bereit sein müssen, unsere Planungen „Nichtfachleuten“ zu erklären, ihre Fragen zu beantworten und mit ihren Sorgen und Befürchtungen umzugehen.
Die Entscheidungen für oder gegen Projekte werden derzeit meist von politischen Gremien oder in den Geschäftsführungsetagen getroffen. Die inhaltliche Vorbereitung dieses Prozesses mit den betroffenen Bürgern oder der Firmenbelegschaft muss aber durch die dafür fachkundigen Personen – die Ingenieure – erfolgen. Gerade hierfür sind soft skills unerlässlich.
Eine Projektleiterin, ein Projektleiter muss heute fähig sein, die Maßnahme jederzeit und überall darzustellen und zu erläutern. Er oder sie muss dies vor allen sozialen Gruppen und für alle Generationen können. Akzeptanz für eine Maßnahme schafft man durch Verständnis und Vertrauen in die handelnden Personen. Der Ingenieur von heute muss kein Verkäufer sein, aber er muss überzeugend präsentieren können, was wir fachlich leisten.
Im Wissen um die Bedeutung von soft skills für Ingenieure hat die Bayerische Ingenieurekammer-Bau zum Jahresbeginn ihre Fort- und Weiterbildungsordnung dahingehend geändert, dass nun auch für den Besuch von soft-skill-Veranstaltungen Fortbildungspunkte gutgeschrieben werden können. Die Ingenieurakademie Bayern bietet regelmäßig zu aktuellen Themen aus diesem Bereich Fortbildungen an.

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