Bauen

Das Johannes-Heidenhain-Gymnasium in Traunreut. (Foto: Roman Schneider)

21.11.2017

Elegant und repräsentativ

Generalsanierung und Neubau des Johannes-Heidenhain-Gymnasiums in Traunreut

Fast an ein Tetris-Spiel erinnern die zurückliegenden vier Jahre, in denen das Johannes-Heidenhain-Gymnasium Traunreut generalsaniert und teilweise neu gebaut wurde. Als es im Januar 2014 an den Abbruch des alten Osttrakts ging, begann auch für die rund 530 Schüler/innen und ihre Lehrer eine Zeit des „großen Stühlerückens“. Der Unterricht musste fürs Erste im Westflügel der Schule und in einem aus Containern zusammengefügten Ersatzgebäude stattfinden, damit bis Dezember 2015 der mit dem Bestandsgebäude verbundene Teilneubau entstehen konnte. Danach hieß es erneut umziehen.
Der neu errichtete Teil der Schule füllte sich zum damaligen Jahreswechsel mit Leben, während der Westflügel komplett ausgeräumt wurde, um ihn in den folgenden 13 Monaten von Grund auf zu sanieren. Im Januar 2017 hieß es für die Schulfamilie wieder „zurück marsch, marsch“. Der südliche Gebäudeteil konnte nun abgebrochen werden und an seiner Stelle entstand der großzügige Pausenhof. Dass dies alles bei „laufendem Betrieb“ und trotzdem reibungslos möglich war, bedeutet durchaus eine logistische Meisterleistung. Doch die Mühe hat sich gelohnt. Seit dem Beginn des Schuljahrs im September 2017 ist das Johannes-Heidenhain-Gymnasium fertig und der Unterricht läuft besser denn je, wie Schulleiter Matthias Schmid bestätigt. Er muss es wissen, denn seit 17 Jahren unterrichtet er in Traunreut Chemie und Biologie. „Schon damals, als ich hier angefangen habe, war das Schulgebäude in einem beklagenswerten Zustand“, so seine Erinnerung. Bereits lange vor dem Beginn von Sanierung und Teilneubau war Schmid als Vertreter des damaligen Schulleiters Robert Anzeneder eng in die Überlegungen und Planungen einbezogen. Als er 2016 selbst an die Spitze trat, konnte er schon ziemlich sicher sein, bald eine modernst ausgestattete Schule zu führen.
Eine Hoffnung, die sich aus heutiger Sicht erfüllt hat. „Wir verfügen über eine Top-Ausstattung“, so Matthias Schmid. Viele neue Projekte seien jetzt möglich. So könne zum Beispiel ein Labor eingerichtet werden, zu dem Schüler dank elektronischer Schlösser einen eigenständigen Zutritt erhielten, damit sie sich nachmittags persönlichen Forschungsprojekten widmen könnten. Überhaupt ist Schmid auf seinen MINT-Bereich (das Kürzel steht für die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) sehr stolz. Besonders gut gefällt ihm deshalb auch, dass nach Abschluss der Bauarbeiten nun alle naturwissenschaftlichen Fächer auf einer Ebene im 2. Obergeschoss untergebracht sind.
Auch für den Landkreis Traunstein als Träger von vier Gymnasien, vier Realschulen, drei Berufsschulen, einer Landwirtschaftsschule, einer Fachoberschule mit Berufsoberschule sowie einem Sonderpädagogischen Förderzentrum ist das „neue“ Johannes-Heidenhain-Gymnasium ein frisch poliertes Juwel innerhalb seiner vielfältigen Schullandschaft. Landrat Siegfried Walch misst dem Thema Bildung einen enorm hohen Stellenwert als Garant einer starken Wirtschaftsregion bei. Der Kreistag bewilligte für den Haushalt 2017 folgerichtig 23 Millionen Euro für Schulinvestitionen – so viel wie noch nie zuvor. Die erst vor wenigen Monaten erfolgte Verleihung des staatlichen Qualitätssiegels „Bildungsregion in Bayern“ ist für Walch sowohl eine logische Folge dieser Anstrengungen als auch eine Verpflichtung für die Zukunft. Insgesamt gut 17,6 Millionen Euro – einschließlich der Förderung durch den Freistaat in Höhe von rund fünf Millionen Euro – wurden in die Generalsanierung und den Teilneubau des Johannes-Heidenhain-Gymnasiums investiert. Was unter der Projektleitung von Ludwig Rieß vom Landratsamt dabei herausgekommen ist, kann sich in jeder Beziehung sehen lassen. Eingebettet in einladende Grünanlagen, wirkt allein schon das Äußere des Gebäudes durch seine schnörkellose, aber trotzdem elegante Bauweise sehr repräsentativ. Wer die Schule durch den Haupteingang betritt, befindet sich im neu gebauten Teil des Komplexes. Nichteingeweihte werden bei einem Rundgang jedoch kaum einen Unterschied zum Altbestand feststellen, so harmonisch und aus einem Guss ist das Gesamtprojekt mit insgesamt 10 000 Quadratmetern Geschossfläche gelungen. Vom Eingangsbereich aus fällt der Blick sofort in die 320 Quadratmeter große Aula, die samt ihrer Galerie Platz für rund 600 Personen bietet. Der Raum ist das kräftig pulsierende Herz des Baukörpers, denn hier ist der lebendige Treffpunkt für Schüler, Lehrer und alle, die etwa eine größere Veranstaltung vorbereiten. Orchesterproben sind zum Beispiel kein Problem. Die Aula ist so konzipiert, dass auch ausgeprägtere Tonstärken möglich sind, ohne den Unterricht im restlichen Gebäude akustisch zu beeinträchtigen. Ausgefeilt ist auch die Technik mit ihren versenkbaren Szenenflächen, der veränderbaren Beleuchtung und dem der Galerie zugeordneten Regieraum. Die großflächige Außenverglasung lässt eine Flut von natürlichem Tageslicht ins Innere und ermöglicht gleichzeitig einen weiten Rundum-Blick auf den attraktiven Pausenhof. Ein weiteres, gern besuchtes Zentrum im Erdgeschoss ist die Mensa, in der an jedem Schultag frisch zubereitetes warmes Essen ausgegeben wird. In unmittelbarer Nähe befinden sich die Räume für die Nachmittagsbetreuung sowie ein Mehrzweckraum, der die verschiedensten Aktivitäten zulässt. Komplettiert wird das Erdgeschoss durch den Pausenverkauf, den Verwaltungstrakt, einen Silentium-Raum sowie durch eine mit viel Liebe zum Detail eingerichtete Bibliothek, in deren Gestaltung sich die Schülerinnen und Schüler selbst mit Herzblut eingebracht haben.

Barrierefrei

Über das von einem weit gespannten Oberlicht gekrönte Haupttreppenhaus gelangt man in die nächsten beiden Etagen. Wobei man natürlich nicht unbedingt die Treppe nehmen muss. Es versteht sich von selbst, dass das Johannes-Heidenhain-Gymnasium barrierefrei ist. Menschen mit Behinderung können einen Aufzug benutzen. Das erleichtert übrigens ein ebenfalls neues, dem Inklusionsgedanken gewidmetes Schulprojekt in Gestalt einer Partnerklasse mit dem Wilhelm-Löhe-Heim. Acht Schüler mit Behinderung, die von ihren eigenen Lehrern betreut werden, können auf diese Weise am schulischen Leben im Johannes-Heidenhain-Gymnasium teilhaben. Das erste Obergeschoss beherbergt fast ausschließlich Klassenzimmer, die sich auf den ersten Blick vielleicht nicht groß von jenen Räumen unterscheiden, in denen schon die Eltern der heutigen Schülergeneration die Schulbank drückten. Bei genauerem Hinsehen wird jedoch klar, dass hinsichtlich der Ausstattung Welten dazwischen liegen. Multimedia ist hier das entscheidende Stichwort. Dazu gehören selbstverständlich Computer, Dokumentenkamera, Lautsprecher und Beamer. Hinter der seit Urzeiten vertrauten Tafel mit ihren Kreide-Aufschriften verbirgt sich die dazugehörige Projektionsfläche.
Das zweite Obergeschoss steht ganz im Zeichen der Naturwissenschaften. Zwei mit Digestorien (Abzügen) ausgerüstete Chemiesäle sowie zwei Physiksäle samt der zugehörigen Vorbereitungsräume ermöglichen allerlei Experimente und dadurch die praktische Auseinandersetzung mit dem, was die Welt zusammenhält. Dazu kommen zweckmäßig ausgestattete Fachräume für Biologie und Kunst.
Zurück durch die Flure, die von Vitrinen mit Plastiken und 3-D-Arbeiten gesäumt sind, und über das Treppenhaus gelangt man ins Untergeschoss, das alles andere als ein düsterer Keller ist. Neben den obligatorischen IT-Räumen und einem Werkraum (ein Druckraum kommt noch dazu) ist hier die Haustechnik untergebracht – für den Laien geheimnisvoll, für Energiespezialisten jedoch eine Offenbarung. Geheizt wird die Schule mit Fernwärme aus Geothermie. Alles kann von hier aus gezielt und vor allem energiesparend gesteuert werden. Heizung, Lüftung und Licht sind miteinander vernetzt.
Das gesamte Gebäude verfügt über eine kontrollierte Be- und Entlüftung. Die Lüftungszentrale funktioniert wechselseitig für Aula und Klassenräume – so, wie sie eben gerade gebraucht wird. Von der Technik über die Konstruktion bis zur Dämmung: Auch energetisch ist das Johannes-Heidenhain-Gymnasium auf dem neuesten Stand. Als letzte bauliche Maßnahme erfolgte die Sanierung des vorhandenen Parkplatzes mit jetzt 63 Stellplätzen sowie ein eigener Fahrrad-Abstellplatz. (BSZ) (Die Aula, der Computerraum und der Werkraum - Fotos: Roman Schneider)

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