Bauen

Blick in die Ausstellung des Fayencenmuseums. (Foto: Schlösserverwaltung)

06.08.2010

Entspannen im Café, shoppen im Museumsladen

Das Schloss Höchstädt wurde für das Fayencenmuseum saniert und umgebaut

Schloss Höchstädt war seit 1589 auf den Fundamenten einer mittelalterlichen Vorgängeranlage erbaut worden. Die imposante Vierflügelanlage im Stil der Spätrenaissance bezieht den ehemaligen Bergfried in den ansonsten orthogonalen, regelmäßigen Grundriss mit ein. Er ist als Quadrat im Grundriss an seiner leichten Drehung erkennbar und wurde mit einem oktonalen oberen Teil erhöht. Die Türme sind mit den markanten, für die Region typischen Hauben bekrönt.
Nur kurz wurde das Schloss als Residenz von Anna von Jülich-Kleve-Berg, Witwe von Pfalzgraf Philipp Ludwig von Pfalz-Neuburg, genutzt. Nach 1616 folgten Beschädigung im Dreißigjährigen Krieg und mehrere Umnutzungen und Umgestaltungen. Die verschiedenen Bauphasen sind an Decken und Wänden zum Teil noch gut erkennbar. In Höchstädt gibt es aufwändige Kassettendecken, die aus verschiedenen Hölzern gefertigt wurden und sehr ungewöhnliche Lehmstuckdecken aus der Erbauungszeit um 1600. Außerdem haben sich umfangreiche Wanddekorationen aus verschiedenen Epochen erhalten, die in mehreren Schichten übereinanderliegen. Zuletzt war das Gebäude von 1946 bis 1967 als Altersheim genutzt worden und stand danach leer bis zur Übertragung an die Bayerische Schlösserverwaltung 1979.
Nach dieser Übernahme wurde bald die Große Baumaßnahme zur Sanierung und Wiederbelebung des Schlosses vorbereitet. Sie umfasst bis heute vier Bauabschnitte.
Bauabschnitt 1: 1984 wurde die Planung vorgelegt und im Jahr darauf begann man mit der Instandsetzung der Fassaden, des Dachstuhls mit Dacheindeckung und mit der Freilegung der Wandmalereien in der Schlosskapelle, die deren aufwändige Restaurierung einschloss.
Bauabschnitt 2: Ab 1995 folgten Rohbau- und Installationsarbeiten im gesamten Schlosskomplex, der Ausbau des Erdgeschosses für das Schwäbische Geschichtsmuseum sowie der Ausbau des Kellers, der Einbau einer Treppe und eines Aufzugs im Südflügel und die Herstellung der Außenanlagen. Seit 2001 wurden Räume für die Veranstaltungsnutzung ausgebaut, namentlich der Rittersaal, der Kleine Saal im 2. Obergeschoss und der Keller (mit finanzieller Beteiligung des Bezirks Schwaben, des Landkreises Dillingen und der Stadt Höchstädt). Auch der Eingangsbereich wurde in diesem Zeitraum den neuen Bedürfnissen und dem einheitlichen Erscheinungsbild der Schlösserverwaltung entsprechend als zeitgemäßer Museumsladen ausgebaut. Hierbei war umfangreiche technische Infrastruktur, nicht nur in der mittig stehenden Info- und Kassentheke, sondern auch im benachbarten Medienraum, möglichst unauffällig zu integrieren.
Bauabschnitt 3: Die Restaurierung und der Ausbau der Räume im 2. Obergeschoss bildete die Grundlage für die große Sonderausstellung 2004 mit dem Titel „Die Schlacht von Höchstädt“. In dieser Zeit konnte auch die Kassettendecke des Rittersaals rekonstruiert werden, wobei man sich an der Geometrie der noch erhaltenan Kassettendecke im angrenzenden Rundturm orientierte. Der Südflügel wurde im 1 Obergeschoss ausgebaut; hier sind einige Verwaltungsräume integriert worden.
Bauabschnitt 4: Den Abschluss des Innenausbaus und der Restaurierung der bedeutenden Innenräume stellten dann die Maßnahmen im 1. Obergeschoss zur Einrichtung des Museums Deutscher Fayencen dar, das im April 2010 eröffnet wurde. Hierbei wurde nicht nur – fast unsichtbar – die technische Infrastruktur für diese museale Nutzung geschaffen, sondern es konnten auch die Wandmalereien in den beiden Rundtürmen aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit angrenzenden Bereichen freigelegt und restauriert werden, die den historischen Raumeindruck dieser späteren Bauphase in die Ausstellung mit einbringen. Wo die Malereien nur noch in wenigen Fragmenten erhalten sind, hat man die rahmende Architekturgliederung durch zurückhaltende Linierungen ergänzt.
In dieser außergewöhnlichen Keramiksammlung wird die ganze Welt der deutschen Fayence des 17. und 18. Jahrhunderts präsentiert. Über 1000 hochwertige Stücke bieten einen lebendigen Überblick über Geschichte und Technik dieser einst hochgeschätzten Keramik. Eine nicht zu unterschätzende Herausforderung stellte die Realisierung der umfangreichen, komplexen Ausstellungseinbauten dar, die mit überraschenden Installationen das vielschichtige Thema unterhaltsam erlebbar machen. Dabei wurde auch großer Wert auf interaktive Angebote gelegt, speziell für Kinder.
Zeitgleich mit dem Abschluss der Ausstellung wurde im Erdgeschoss des Ostflügels in zwei gewölbte Räume ein Café eingebaut, das zur weiteren Belebung des Schlosses und seiner Umgebung beitragen soll. Die großzügige Rundbogenöffnung, durch die man das Café von außen auch unabhängig von den Museumsöffnungszeiten betreten kann, ist in ihrer Anlage historisch – eine spätere Vermauerung wurde hier wieder beseitigt. Außerdem ist der Museumsladen den zusätzlichen Nutzungen in seiner Gestaltung angepasst und noch einladender gestaltet worden.
Nachträglich wurde beschlossen, zur Kompensation von Depotflächen, die im Zuge der Flächenneuordnung durch den Einbau des Cafés weggefallen sind, im Rahmen des 4. Bauabschnitts einen Ersatzbau für das marode ehemalige Hausmeisterhaus zu schaffen und hier diese Depotflächen sowie einige Nutz- und Lagerräume unterzubringen. Das Gebäude soll voraussichtlich 2011 in traditioneller ortsgebundener Bauweise errichtet werden.
Die Arbeiten wurden bis 2007 vom Staatlichen Bauamt Augsburg, Dienststelle Donauwörth, im Auftrag der Schlösserverwaltung geleitet, danach im Zuge einer Umstrukturierung der Amtsbereiche vom Staatlichen Bauamt Krumbach. Insgesamt werden im Zuge dieser Jahrzehnte übergreifenden Großen Baumaßnahme voraussichtlich etwa 29,24 Millionen Euro investiert.
(Christoph Strasser)

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