Bauen

Extreme Wetterlagen häufen sich. Naturgewalten können jeden treffen. (Foto: bilderbox)

30.11.2018

Es kann jeden treffen

Die Versicherungskammer Bayern erklärt, wie man sich vor Naturgefahren schützen kann

Beim diesjährigen NaturgefahrenForum „#Wetterfest – gemeinsam vor Naturgefahren schützen“ der Versicherungskammer Bayern (VK), dem größten Gebäudeversicherer in Bayern und der Pfalz, wurde einmal mehr versucht dafür zu sensibilisieren, dass jeder sein Haus und das, was drin steht, absichern sollte. Dies wäre vor dem Hintergrund, so Barbara Schick, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der VK, umso wichtiger, da die Staatsregierung ab dem 1. Juli 2019 keine Soforthilfen mehr an Betroffene zahlen wird, wenn sie sich hätten versichern können.

Warum aber ist es so wichtig, dass man sein Hab und Gut mit einer Elementarversicherung absichert? Es ist laut Schick deshalb so wichtig, weil ein schweres Unwetter nicht weniger als die Existenz kosten kann. „In den vergangenen Jahren haben wir das mehrfach erlebt. Und zwar gerade in Gegenden, in denen kein Mensch damit gerechnet hat, dass ein kräftiger Starkregen nahezu alles zerstören kann.“ Als Beispiel nannte sie die Hochwasserflut in Simbach von 2016. Damals seien rund fünf Milliarden Liter Regenwasser in nur sieben Stunden niedergegangen, mit verheerenden Folgen. Gleichzeitig ergänzte sie, dass lokale Extremwetterlagen an Intensität und Häufigkeit zunehmen werden.

Mit dem mittlerweile elften Forum versucht die VK, so Schick, Akzente zu setzen, die Menschen wachzurütteln und darauf hinzuweisen, Eigenvorsorge zu treffen. Denn Extremwetter können jeden treffen und dann finanziell existenziell bedrohen. Zwar sei die Versicherungsdichte gestiegen, aber immer noch nicht ausreichend, erklärte die stellvertretende Vorstandsvorsitzende.

Fataler Irrglaube

Als Gründe für die immer noch nicht unterdurchschnittliche Absicherung gegen Elementarschäden macht Schick mehrere Irrtümer aus, denen die Menschen aufsitzen. Dabei nennt sie als ersten Irrtum: „Mich trifft es sowieso nicht“. Ein, wie sich herausgestellt hat, fataler Irrglaube, denn schwere Unwetter können jeden treffen. Ein zweiter Irrtum ist ihrer Ansicht nach: „Bei meiner Wohnlage kriege ich sowieso keinen Versicherungsschutz.“ Auch das sei so nicht richtig. Zumindest gelte es nicht für die Versicherungskammer Bayern.

„Wir können bereits heute 99,8 Prozent der Gebäude in Bayern problemlos versichern. Für die verbleibenden 0,2 Prozent suchen und finden wir meist individuelle Lösungen, nachdem wir die Gebäude mit unseren Experten vor Ort besichtigt und entsprechende Maßnahmen vereinbart haben“, betont Schick. 91 Prozent der insgesamt rund vier Millionen Gebäude in Bayern und der Pfalz befinden sich in der niedrigsten Gefährdungszone. Dennoch sei Prävention gegen Unwetter sinnvoll.

Solche Maßnahmen können nach Schicks Worten zum Beispiel bauliche Veränderungen, wie beispielsweise hochwassersichere Fenster und Türen, sein. Auch berate man die Kunden zu weiteren präventiven Maßnahmen, wie zum Beispiel durch Rückstausicherungen oder den exklusiven Unwetterwarndienst WIND, damit sie vor Schäden durch starke Unwetter möglichst gut geschützt sind. Darüber hinaus arbeite die VK daran, in Zukunft jedes Gebäude in Bayern sozusagen „vom Schreibtisch aus“ versichern zu können.

Als weiteren Irrtum nannte sie: „Viele glauben schlicht, dass dieser Versicherungsschutz zu teuer ist.“ Das stimme ebenfalls nicht, denn eine Elementarversicherung für ein Standardhaus koste im Jahr lediglich rund 100 Euro. Für Schick ein durchaus überschaubarer Preis.

Die Folgen der Unwetter sind bekannt. Selbst wenn die Existenz nicht zerstört ist, kann es die Betroffenen viel Geld kosten.

Nach wie vor sind in Bayern nur 32 Prozent der Häuser gegen Elementarschäden versichert. Das gilt genauso für den Inhalt oder Hausrat – also das, was sich in den Häusern befindet. Deutschlandweit haben bisher 41 Prozent aller Gebäude diesen wichtigen Schutz vor den finanziellen Folgen von Naturgefahren (Überschwemmungen, Starkregen, Lawinen, Rückstau, Schneedruck, Erdrutsch, Erdbeben). Der höhere Durchschnittswert für den Bund begründet sich damit, dass in Baden-Württemberg über 90 Prozent eine Elementarschadenversicherung haben, die dort früher Pflicht war.

Aber nicht nur für Privatkunden ist diese Absicherung wichtig oder, ja, existenziell. Das gilt genauso für Gewerbetreibende, Landwirte und die Liegenschaften von öffentlich-rechtlichen Einrichtungen. Obwohl es zum Schutz eines Betriebs und damit zur Sicherung von Arbeitsplätzen unerlässlich ist, liegen die Abschlussquoten in Gewerbe/Landwirtschaft mit zehn bis 20 Prozent laut Schick noch weit hinter denen von privaten Risiken. Ähnliches gelte für die Absicherungsquote kommunaler Gebäude.

Die gemeinsame Kampagne der Staatsregierung und der Versicherer war in den letzten Jahren schon erfolgreich. Immerhin schließt derzeit die Hälfte der VK-Kunden beim Erwerb einer neuen Wohngebäudeversicherung den Elementarschutz mit ein. Etwas geringer fällt der Einschluss bei einer Hausratversicherung noch aus – er ist aber nicht minder wichtig.

Man müsse sich mit dem Thema beschäftigen, es nicht verdrängen, so Schick, die darin auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sieht, denn, „wenn man weiß, was auf einen zukommen kann, dann sollte man sich darauf auch vorbereiten“.

Ein Zeichen will die Versicherungskammer Bayern mit dem „Kleinen Fluthelfer“ setzen. Im Rahmen eines Pilotprojekts stattet die VK, in Abstimmung mit Landräten und Kreisbrandräten der Feuerwehr, zwei Landkreise mit jeweils 50 „Kleinen Fluthelfern“ aus: Altötting im Süden und Aschaffenburg im Norden des Freistaats. Die Fluthelfer, eine Schmutzwasser-Tauchpumpe, die in einer Stunde 50 volle Badewannen auspumpen kann, sollen von den Feuerwehren, die schnell und kompetent vor Ort Hilfe leisten – im Ernstfall aber nicht überall gleichzeitig sein können – an Betroffene ausgegeben werden. Damit können sich diese selbst helfen und zum Beispiel Wasser aus ihren überfluteten Kellern pumpen. Denn wer hat schon im Bedarfsfall eine wirksame Tauchpumpe inklusive Schlauch zur Hand?

Hochwasserschutz

In Bayern sind es vor allem Schäden durch gewitterbedingte Ereignisse wie Hagel und Starkniederschläge, die einen ansteigenden Trend aufweisen, erklärte der Klimaexperte Peter Höppe. Ursache dafür sei mit großer Wahrscheinlichkeit der gestiegene Feuchtegehalt der Atmosphäre, der durch die globale Erwärmung bedingt ist. Für ganz Deutschland bedeutet das laut einer GDV-Studie, dass sich die Überschwemmungsschäden bis 2100 verdoppeln, wenn nicht sogar verdreifachen können.

Martin Grambow aus dem bayerischen Umweltministerium sieht deshalb Hochwasserschutz als ein zentrales Zukunftsthema. „Bayern wird hier bis 2030 insgesamt 4,8 Milliarden Euro investieren.“ Dabei setze der Staat auf die Kombination von natürlichem Rückhalt, technischem Hochwasserschutz und Hochwasservorsorge. Ein weiterer wichtiger Baustein sei die Bewusstmachung des Hochwasserrisikos im Rahmen der EG-Hochwasserrisikomanagement- Richtlinie. „Dennoch kann es einen hundertprozentigen Schutz vor Hochwasser nicht geben“, so Grambow weiter. „Wichtig ist deshalb, dass sich die Bürger vor eventuellen Schäden durch entsprechende Elementarschadenversicherungen für Gebäude und Hausrat individuell schützen.“ Einer Pflichtversicherung erteilte Grambow eine klare Absage. (Friedrich H. Hettler)

(Barbara Schick, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Versicherungskammer Bayern - Foto: VK)

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